@***it
Hey du :),
Ich sehe nicht was an der Frage übergriffig wäre. Gehen wir sie mal durch :).
Was sind die Nebenwirkungen einer Transition? Nun, zunächst einmal darf man sich mit allem rumschlagen, was potenzielle Gesundheitsrisiken für Männer und Frauen generell angeht (Brustkrebs, haarausfall durch testosteron, solche sachen).
Dazu kommen ein paar Extra Bedenken: (Prostata für Transfrauen, generel gynäkologische Betreuung für Transmänner) und ein paar Nebenwirkungen der Medikation (Potenziell höheres Osteoporoserisiko für Transfrauen, wobei dass auf sehr alten studien beruht die noch mit anderer Medikation gearbeitet haben), der Umstand dass man als Transfrau total kälteempfindlich werden kann oder dass man definitiv öfter Pipi muss.
Das sind Dinge die man bedenken sollte aber ganz ehrlich? Ja ich kann jetzt Brustkrebs bekommen aber Hodenkrebs erübrigt sich bald und Gebärmutter sowieso nicht. Egal wie man es dreht, dass Krebsrisiko steigert sich nich nenneswert, man verändert nur die Punkte auf die man Obacht geben muss.
Dann sind da noch ein paar kleine Sachen wie ein erhöhter Harndrang aber...das sind ehrlich Kleinigkeiten. Das medizinische Risiko einer Transition ist überschaubar. Das größte Problem ist eher, dass wir unsere Hormone ein Leben lang (bzw bis zum equivalent der menopause) nehmen müssen, aber damit sind wir nicht viel anders als bspw. Diabetiker. Das ist ein medizinischer Umstand mit dem man leben kann wenn man sich darauf einstellt. Eine Glutenallergie ist ein bedeutend größeres Problem als (in meinem Fall) fünf mal am Tag eine tablette unter der Zunge zu haben.
Selbst die Operationen, vom finanziellen Aspekt mal abgesehen, haben überschaubare Problematiken. Die Intimop's haben die größten Risiken, da muss man ein wenig Obacht geben. Aber davon ab sind unsere Operationsrisiken überschaubar. Selbst bei einer "Facial Feminisation Surgery" reden wir davon ein paar Knochen anzupfeilen und hier und da eine kleinigkeit aufzuspritzen. Das ist für die verhältnisse plastischer chirurgie kein Hexenwerk, verglichen mit einer Nasenrekonstruktion oder so. Es gibt seltene Op's mit größeren Risiken wie Stimmbandop's aber das sind Nieschenfälle in der Niesche.
Das Wichtige ist, dass wir Zugang zu guten Operateuren haben und keine finanziellen Barrieren im Weg stehen. Weil sonst kommt man vielleicht auf dumme Ideen, irgendwo hinzufahren wo man die Op billiger bekommen könnte oder so. (Gibt da ein paar unschöne beispiel grade bei transfrauen mit verpantschten brustops und co).
Soweit zu den körperlichen Risiken, und die Psychischen? Nun...eine Transition im Prozess ist kein Zuckerschlecken. Grade am Anfang. Aber es gibt für Transmenschen keine wirkliche Alternative. In Amerika haben 40 Prozent aller Transmenschen im Alter bis 30 Jahren Suizidversuche hinter sich bis sie/wenn sie keinen\ Zugang zu Hormonen hatten. (Das ist die Studie die ich grad im kopf hab, gibt noch ein paar andere glaub ich). Und der Rest lebt nicht grade gesund wie man sich vorstellen kann. Und wie viele davon dann Unfalltode sterben weil sie rücksichtslos mit sich selbst umgehen (Transmänner im Besonderen sind notorisch für schlechter Körperfürsorge pre hrt) und dergleychen ist schwer zu sagen.
Worauf ich mit all dem hinaus will ist: Ja es gibt körperliche Risiken aber die sind überschaubar. Das schlimmste was im Körper passieren kann ist den Zugang zu Hormonen zu verlieren.
Und psychisch werden bestehende Risiken nahezu komplett aufgewogen. Selbst wenn man das grausigste Passing der Welt hat und deswegen misshandelt wird, es ist immernoch besser authentisch zu leben als im Widerspruch zu sich selbst.
Also zumindest für unsere derzeitige Gesellschaft gilt: Es ist verständlich wenn Eltern o.Ä. Sorgen um die Risiken einer Transition haben. Aber die viel größeren Sorgen sollten sie haben was wäre wenn ihr Kind keine Transition machen kann. Wenn man einmal gemerkt hat, dass man trans ist...das ist ein Clown der nicht mehr in die Box geht. Und viele haben es versucht, es bringt nur mehr und mehr Leid.
Nun nehmen wir einmal dass hypothetische Beispiel einer Gesellschaft perfekter Akzeptanz.
Es würde viele Dinge massiv verbessern, zweifelsohne. Zunächst einmal würde das Bedürfnis nach Passing vermutlich ein Stück weit zurück gehen weil der Aspekt persönlicher Sicherheit weg fällt. Bei perfekter Akzeptanz müsste ich auch keine Angst haben anderen Frauen beim Training o.Ä. Unwol zu bereiten und könnte entsprchend entspannter sein. Das würde viele viele Punkte besser machen.
Aber leider nicht alle.
Wenn man mit massiver Dysphoriah im Bezug auf bestimmte Anteile des Körpers geboren wird, dann könnte eine perfekt akzeptierende Gesellschaft das zwar lindern, aber sie nicht aufheben. Um gewisse Operationen und co. kommen manche Trans Menschen einfach nicht herum um ein halbwegs glückliches Leben zu führen. Und wenn diese theorethische gesellschaft ihnen immer wieder sagen würde "du bist toll so wie du bist " würde das im Kern nichts verändern.
Es würde sehr viele Dinge verbessern, aber nicht mehr.
Von daher, wie gesagt ich habe Verständnis für Sorgen, aber alle Risiken die eine Transition mit sich bringt sind im Endeffekt nichts verglichen mit dem was es bedeuten würde keine Transition zu machen.