„Es mag sein, dass eine Liebe ohne gemeinsamen Alltag weniger stressig sein kann, eben weil es keinen Alltag gibt. Von meiner Seite aus kann ich aber nur sagen, dass eine Liebe, die sich nur auf die schönen Sachen konzentrieren und alles andere, "langweilige" und "stressige" ausklammern will, für mich mehr Projektion als Liebe wäre. Es fehlt ein ganz wesentlicher Teil des Menschen, ein Teil, den man nicht kennenlernt und auch nicht kennenlernen will. Charakterzüge, die sich eben nur in genau jenen langweiligen und stressigen Situationen zeigen und die genauso zum Menschen gehören, wie seine schönen Seiten.
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Hier beschreibt
@****yn für mich auch etwas Wesentliches, das für mich etwas im Kontrast zu Teilen des Eingangs-Posts steht:
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Meiner Meinung nach und auch schon gemachten Erfahrungen, ist es möglich einen Menschen zu lieben, ohne das man ihn für sich beanspruchen möchte in Form von zusammen ziehen, eine Zukunft plant, etwas gemeinsam aufbaut etc.
Es funktioniert leider nur selten bis nie. Nicht weil sich meine Einstellung ändert, sondern weil mein Gegenüber irgendwann Probleme damit hat.
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(Vorab: Nichts, was ich beschreibe, will ich hier jemand konkret unterstellen - schon deshalb, weil ich keinen ausreichend kenne.)
Gemeinsamer Kern für mich:
Wie weit soll die Liebe für die Beteiligten gehen,
was schließen sie aus,
wo lassen sie sich nicht drauf ein, wo geht man sich aus dem Weg,
was soll im Miteinander andererseits aber vorhanden sein / gelebt werden?
Will man ein Schönwetter-Miteinander, wo man nur die Schokoladenseiten zeigt?
Will man sich Miteinander und auch am Miteinander weiterentwickeln?
Bekommt man das, was man will auch umgesetzt?
Will ich - auch von der Liebe angetrieben - erfahren, was dem anderen das Leben schwer macht, was seine Probleme sind? Um ihm zu helfen oder beistehen zu können. Oder doch lieber "ausklinken", weil das zu sehr "Alltag" und Mühe werden kann?
Wie steht man zueinander, wenn es dem Anderen oder auch beiden nicht gut geht?
Es ist für mich durchaus lohnenswert und erstrebenswert, aus der klassischen Beziehung soweit auszubrechen, dass man das sein lässt, das Beiden nicht gut tut oder einen massiv belastet - ohne dass damit das Miteinander längerfristig in Frage gestellt wird - ohne dass man sich der gemeinsamen Basis beraubt.
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Ich für mich möchte einen Menschen, den ich liebe, ganz kennenlernen. Ich will nicht einen Teil von ihm aus Bequemlichkeit von mir fernhalten und diese Unvollkommenheit dann Liebe nennen.
Ich bin bestrebt, auch unangenehme und schwere Zeiten mit jemandem zu meistern. Tatsächlich war es bisher sogar so, dass mir meine Liebe erst wirklich klar wurde und sie auch tiefer und gefestigter zu werden begann, nachdem ich mit demjenigen bereits ein paar Alltagskrisen bewältigt habe.
Das eben Zitierte sagt mir: es geht nicht nur um die Sonnenseite, sondern um den ganzen Menschen.
Hier wird für mich etwas Zentrales in der gemeinsamen Liebe beschrieben.
Das kommt aber nicht aus, "ohne das man ihn für sich beanspruchen möchte" oder sich auch mal vom Gegenüber beanspruchen lassen möchte - genau dann, wenn das Gegenüber es braucht oder es beide wollen, es als passend oder notwendig ansehen. Wo man sich auch aufeinander verlassen kann.
Natürlich ist es gut, wenn man das Gegenüber nicht für sich beansprucht, wo es nicht sein muss, wo man sich das Leben damit nur scheinbar passend einrichtet, ohne möglicherweise dabei das Leben des Gegenüber entsprechend mit zu berücksichtigen. Zieht man sich so aber zu sehr aus dem Leben des Anderen heraus, dann bleibt man mMn sich umso mehr fremd, entfernt, vage, für das Erleben der Liebe nicht "greifbar", nicht erlebbar.