Falscher Kurs?

Falscher Kurs?

Nach Jahren gemeinsamen Lebensweges, hatten Caro und Micha viel erlebt. Als Crew, segelten sie jeden Sturm routiniert, ohne sich zu fürchten oder gar zu verlieren.

Beide liebten das Meer, mit all seinen unendlichen Farben und seiner wilden Schönheit.

Die Enge einer Crew auf dem Schiff, machte ihnen aber zunehmend zu schaffen. Sie fühlten sich oft eingeengt und in ihrer Individualität beschränkt.

Sie wollten sich ein wenig mehr Freiheiten einräumen, den Zauber des Meeres neu, anders, vielleicht intensiver erleben.

Anfangs war es ein riesiges Vergnügen. Sie sahen so viele neue Farben in der schäumenden Gischt. Alles war wild und schnell. Sie beherrschten die Situation und surften jede Welle mit dem naiven Mut eines Kindes.

Ihre Fähigkeiten begannen sich aber langsam zu verändern und voneinander zu entfernen.

Caro surfte nun Wellen, die für Micha zu gewaltig waren. Diese erschienen ihm bedrohlich und bei seinem Versuch ihr zu folgen, war er abgestürzt. In dem weißen Wasser der gebrochenen Welle, dort wo Steine rund geschliffen werden, konnte er nicht schwimmen und drohte zu ertrinken.

Nun saß er im Sand und beobachtete das Treiben der Surfer. Sie waren weit vom Strand entfernt und Caro hatte er aus den Augen verloren.

Nach einer scheinbaren Ewigkeit kam sie zurück an den Strand. Sie legte ihr Brett ab und setzte sich direkt vor Micha in den Sand. Sie nahm seine Arme und legte sie um ihre Schultern.

Micha, sagte sie leise. Diese Wellen zu surfen macht Spaß. Ihre Gewalt und die Gefahr ist faszinierend, aber das Wasser da draußen ist kalt. Keine Neoprenanzug dieser Welt vermag es, mich dort warm zu halten.

Beide blickten auf die Szenerie und lauschten dem Grollen der brechenden Wellen.

Für beide war es eine Mischung aus Faszination und Ehrfurcht. Obwohl sie dieses Meer zu kennen geglaubt hatten, sah es nun so unendlich neu aus.