Mancher Schublade lässt sich nunmal nicht entfliehen, weil sie entweder ganz faktisch, oder subjektiv in den Köpfen der überwältigenden Mehrheit existent ist.
Als "reifer Mann" oder "reife Frau" wird, ungeachtet von Gegebenheiten wie Geschlechtsreife oder emotionale Reife und dergleichen, gemeinhin ein Mensch bezeichnet, der statistisch die Hälfte seines Lebens überschritten hat.
ist man noch unterhalb dieser Grenze, wird man selbst von Jüngeren eher selten als "reif", sondern meistens eher als "älter" bezeichnet (hence meine Verwirrtheit, als ich, bisher einmalig, mit Anfang 30 als "reife Frau" bezeichnet wurde, weil das in der Regel eher für Menschen verwendet wird, die mindestens nochmal 10 Jahre älter sind als ich).
Ich sag's wie es ist: Ich habe den Eindruck, wer sich allein an der Begrifflichkeit "reif", die auf sein bereits fortgeschritteneres Alter abzielt, stört, ohne dass es dabei konkret um so doofe Klischees wie die Cougarjagd junger Leute geht, oder Vorurteile wie "sind sexuell offener, nicht so verklemmt, blabla", der hat irgendwie durchaus Probleme mit seinem Alter, oder zumindest damit, dass er von Außenstehenden als älteres Semester wahrgenommen wird.
Sowohl wenn man jenseits der 50 von deutlich jüngeren als "älter/reif" bezeichnet wird, ist das einerseits faktisch richtig, als auch der vorherrschenden, kollektiven Wahrnehmung entsprechend, als auch wenn man jenseits der 50 ganz generell als "älter/reif" bezeichnet wird, ist das im selben Maße richtig, weil mit 50 in aller Regel bereits die Hälfte des Lebens überschritten wurde.
Ich habe nicht die geringste Ahnung, warum man sich darüber aufregen sollte, außer dass es einfach ein bisschen, oder sogar ziemlich stechen kann, wenn man von anderen als genau so alt eingeschätzt wird, wie man nunmal ist.
Wer einen als älter/reif bezeichnet, reduziert einen nicht automatisch darauf. Es ist entweder ein Fakt, oder eine Wahrnehmung von vielen.