„Mein Problem, auf das ich eingegangen war, war nie ein "Beschützerinstinkt" gegenüber den eigenen Kindern/Töchtern. Den hab ich auch. Den darf man auch haben, muss aber evaluieren, wann man dem nachgehen darf oder sollte.
Mein Problem war die beinahe selbstverständliche Aussage, den männlichen Partner der eigenen Tochter präventiv zu "ermahnen". Mir ist schon klar, dass manche das mit einem "Haha" abtun, aber dahinter steht in meinen Augen ein immer noch unterschwelliger Anspruch, Kontrolle in bestimmten Aspekten des Lebens der Tochter ausüben zu dürfen - die Kontrolle über ihre Partner und deren Verhalten, indem man sie "zurechtweist".
Es stellen sich Fragen wie: Ist es wirklich nötig, einen männlichen Partner präventiv zu warnen? Welchen Grund gibt es dazu? Nimmt man an, er braucht diese Erinnerung, dass Papi & Mami mit Argusaugen über ihr Baby wachen und er sich bloß nichts Dummes erlauben soll? Wofür hält man den Mann eigentlich, wenn er sich doch gar nichts zu Schulden hat kommen lassen?
Manche rechtfertigen das mit "Ich weiß doch, wie Männer sind", wahlweise mit dem Zusatz "Ich war ja auch mal so einer". Seriously? Alle Männer sind also gleich?
Die andere Frage ist eben, welches Vertrauen man in das eigene Kind bezüglich seiner autonomen Entscheidungen hat, ob es wirklich angebracht ist, es derart zu infantilisieren, dass man sich als großer Beschützer aufspielen muss, der im Hintergrund ein bisschen Angst und Schrecken verbreitet, damit dem Baby nix passiert.
Und die dritte Frage ist, ob man eigentlich das Recht dazu hat, sich auf diese Art und Weise in eine fremde Beziehung einzumischen. Bedenken sollte man nämlich auch dabei, dass das nicht gerade der beste Weg zu einer guten Beziehung mit dem Schwiegersohn ist, wenn man ihm erstmal grundlos ein bisschen Angst machen muss.
Und ja, das alles greift schon ein bisschen in den Glauben vieler Eltern, ihre Kinder wären etwas, das ihnen "gehört". Viele sind sehr viel schlechter dazu in der Lage, in ihnen eigenständige, autonome Menschen zu sehen, als sie es bei zB. Freunden tun. Meiner Erfahrung nach ist das Klischee, dass Väter diesen Blödsinn eher bei ihren Töchtern machen und Mütter eher bei ihren Söhnen, oft erschreckend zutreffend.
Ich würde dem Ganzen daher nicht pauschal einen "patriarchalen" Stempel aufdrücken, da ich das Verhalten von beiden Geschlechtern kenne und es meist auch nur noch eine sehr abgeschwächte Form des Besitzergreifens ist (im Gegensatz zu vielen tatsächlich patriarchalen Kulturen), aber is' in meinen Augen halt immer noch shice.
Meiner Tochter habe ich diesbezüglich frühzeitig durch die Erziehung bestimmte Werte mit auf den Weg geben wollen. Ganz automatisch, ohne mir speziell etwas vorzunehmen. Ihre Mutter war da massiver, was ich too much fand.
Anyway, alle ihre Freunde aus der Schule und auch später als "Liebespartner" waren für uns einfach in Ordnung. Mal mehr, mal weniger, aber immer auf der positiven Seite der Skala. Daher hatten wir kein Grund zur Sorge.
Sie selbst hat in der Zeit, wo sie wenige Schulfreunde / Schulfreundinnen hatte, sich von einer verabschiedet, weil die in den Augen meiner Tochter einen falschen Weg einschlägt, was uns nie bewusst geworden wäre. Auf Nachfrage gab sie an, dass diese Freundin schlechte andere Freunde hätte, und da wegdriften würde und sich nicht aufhalten ließe. Mit 14 fand ich das einen bemerkenswerten Schritt, eben nicht wegen weniger Freundschaften an einer wohl unguten festzuhalten.
Jetzt, in der dritten ernsthaften Beziehung, kann ich nur sagen, dass alle 3 für mich völlig okay gewesen sind und neben dem üblichen Hinschauen und Zuhören, wenn sie was erzählen möchte, kein Grund für irgendwelche Aktionen bestanden haben. Der sexuelle Start war etwas holprig und spät, aber sie nimmt sich für alles viel Zeit. Dass die Beziehung zu mir bestens ist, hat gezeigt, dass sie mit der akuten Problematik, möglicherweise die Pille danach zu brauchen, zu mir als Vater kam. Ich habe ihr den Weg aufgezeigt, eine Anlaufstelle gefunden, die geöffnet war (am Freitagnachmittag 23.12!), und sie hat es erfolgreich erledigt.
Ich selbst weiß, was übergriffig in Bezug auf die Kinder heißen kann. Meine Eltern haben nach der Wahl meiner Partnerin entsprechend emotional reagiert, was ich sogar noch im Testament lesen konnte. Ein Arbeitskollege wurde enterbt, weil er den Namen seiner Frau angenommen hat. Viele Bekannte sind weit weg vom Elternhaus gezogen, obwohl sie auch in der Nähe hätten arbeiten können, um eine gute Entschuldigung für nicht mehr erfolgende Besuche zu haben.