Die Kommunikation in meiner Beziehung klappt gut. Das hat allerdings am Anfang bei weitem nicht so gut funktioniert. Inzwischen gibt es eine Kommunikationskultur bei der keiner von uns dem ersten Impuls, ersten Gefühlt oder ersten Gedanken, der durch den Kopf schießt, zwangsläufig folgt. Der Partner sagt etwas. Was verstehe ich? Ich verstehe etwas (genauer: ich glaube, etwas verstanden zu haben). Was passiert dann? Schalte ich das Hirn aus und "glaube", dass das, was ich nun verstanden habe (oder besser: verstanden zu haben glaube), auch die Wahrheit ist, also das, was mir mein Partner sagen wollte? Oder gibt es noch andere Interpretationsmöglichkeiten?
Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, dann sagt die moderne Kommunikationstheorie, dass der Sender einer Nachricht dafür verantwortlich ist, dass sie beim Empfänger richtig ankommt. Es gibt aber auch die um 180 Grand gedrehte Sichtweise: Ich bin verantwortlich für das, was ich sage, nicht für das, was du verstehst.
Es gibt in manchen Berufen eine Weisheit, die man auf das ganze Leben anwenden kann: Nicht das ist für uns gefährlich, was wir nicht wissen, sondern das, was wir zu wissen glauben.
Dein Mann hat bemerkt, dass er etwas nicht verstanden hat. Er wusste etwas nicht (wo war der Zusammenhang?) und hat nicht geglaubt, etwas zu wissen. Er hat nicht, wie das sehr oft geschieht, irgendeine Assoziation als "die ultimate Wahrheit" angesehen. Er hat sein Unverständnis artikuliert und damit gab es eine Chance, für Verständnis zu sorgen. - Bei dir war es etwas Unbedeutendes, bei anderen geht's um das Fortbestehen der Beziehung. Solche Geschichten kennt jeder aus dem ferneren Bekanntenkreis: Bei manchen reicht schon ein Blick auf die andere Straßenseite und dann frägt der Partner: "Was ist so interessant an dem Mann / der Frau dort drüben?" Antwort, verworren: "Welcher Mann / welche Frau?", denn man hat tatsächlich die Schaufensterdekoration bewundert. War da tatsächlich jemand in Blickrichtung? Dann verweist man auf die Schaufensterdeko, nur wird das nicht "gelaubt", denn man "wei"ß ja, man hat ja "genau gesehen", was begafft wurde. Die Scheidung kommt dann ein paar Jahre später.
Ich fühle mich so gut wie nie "so" in meiner Beziehung. In meiner Beziehung gibt es aber auch Kommunikationsrituale, wenn man es so nennen will. Mit anderen Leuten passiert das eher. Die für mich entscheidende Frage ist dann: Kann überhaupt ein gemeinsames Verständnis herbei geführt werden? Vielleicht kennst du ja die Situation, dass irgendjemand etwas getan hat und dann fragst du dich: "Was hat er/sie sich dabei gedacht?" Du stehtst dem mit vollkommenem Unverständnis gegenüber und beantwortest für dich selbst: "Gar nichts." Ich halte dieses gar nichts für einen gefährlichen Irrtum. Mein Grundsatz gerade bei Kommunikation ist: Nichts geschieht ohne eine Ursache, irgendeinen Grund muss es geben, dass sich jemand so und nicht anders geäußert hat. Ob ich den Grund verstehen kann, ist wieder eine andere Frage. Ich glaube, dass manche Menschen im Kopf so anders als ich funktionieren, dass ich mich dem selbst mit viel Nachdenken und Empathie nicht annähern kann.
Mit der Kommunikation ist es in meiner Verstehenswelt wie mit Konflikten: Zum Krieg reicht einer, um Frienden zu halten braucht man zwei. Um aneinander vorbei zu reden, bedarf es nur einer Person die nicht fähig oder willens ist, sich so zu artikulieren, dass es der Partner versteht. Zur Kommunikation bedarf es zwei Personen, die sich auf eine gemeinsame Sprache einigen. Wenn du deinem Mann den Zusammenhang zwischen deinen Worten auf welche Art und Weise auch erklärt hast und er es dann verstanden hat, habt ihr diese gemeinsame Sprache. Anders formuliert sehe ich deine Ausführungen so: Um was auch immer es ging, ihr habt nicht aneinander vorbei geredet sondern nur eine ausführlichere Erklärung gebraucht.