Forschung und Wissenschaft soll uns die Welt erklären. Deswegen ist der Mensch schon auf dem Mond herumgestiefelt, lässt Sonden über den Mars kurven, baut riesige Teilchenbeschleuniger, usw, usw.
Nur die Sexualforschung liegt irgendwie im Argen.
Wie ist das mit dem Lustempfinden von Mann und Frau? Wie funktioniert der Mensch, sein Körper und seine Psyche beim Sex?
Und gerade um Frauen bzw. Unterschieden zwischen Männern und Frauen hat sich die Forschung lange, man kann es nicht anders sagen, einen Dreck geschert. Medikamente und deren Verträglichkeit wurden z.B. lange nur an Männern getestet, dann wird es schon auch für Frauen passen.
Ich glaube Sina war es, die bereits oben in diesem Strang schrieb, dass fast alle wissenschaftlichen Untersuchungen über die G-Zone der Frau, den Zusammenhang mit der Klit und dem Bild eines vielfältigen, hochsensiblen Nervennetzes erst aus den letzten zwei, drei Jahren stammen.
Ja, da sind viele UserInnen hier aber schon deutlich länger schlauer. Aufgrund ihrer Selbsterfahrungen, aufgrund ihrer eigenen, lustvollen Experimente.
Schön und gut, wer die hat.
Aber trotzdem und gerade deswegen halte ich die Sexualforschung für einen Skandal:
Im 21. Jahrhundert immer noch nicht richtig zu wissen, wie der Mensch im Prinzip sexuell funktioniert, ist unter aller Kanone. Das geht einfach nicht an! Weil es bereits in den Biologieunterricht unserer Grundschulen gehört. Weil dieses Grundwissen eine Selbstverständlichkeit sein müsste. Was interessiert mich der Mars, solange die menschliche Sexualität unerforscht ist und dem Zufall überlassen wird?
Wie gut, dass das Thema "wo kommen eigentlich die Kinderlein her?" wenigstens schon etwas länger ermittelt wurde. Aber Sexualität dient eben schon lange nicht mehr nur der Arterhaltung, wenn sie es denn je tat. Sie hat mit Glück und Zufriedenheit zu tun. Sie ist zugleich eine Säule menschlicher Beziehungen. Aber da passierte trotzdem nichts bzw. kommt erst jetzt, ganz zögerlich, in Bewegung.
Sehr zögerlich, manchmal sogar grotesk, auch heute noch.
Letztes Jahr gab es eine Pressemitteilung über die Ergebnisse einer italienische Untersuchung zur weiblichen Sexualität, zum G-Punkt und Orgasmusverhalten von Frauen. Ich hatte kurz nachrecherchiert:
Es waren gerade einmal sage und schreibe 20 (in Worten zwanzig!!!!) Frauen, auf denen diese "wissenschaftliche Untersuchung" beruhte.
Ich finde das nicht nur einen unsäglich schlechten Witz, ich finde es skandalös. Da wurden die Erfahrung von zwanzig Frauen zusammengetragen - ha! Da habe ich und viele andere Joyclubler aber eine deutlich höhere "Erfahrungsdatenbasis" aufzuweisen.
Wie absurd ist diese Sexualforschung also auch heute noch und wie ignorant, insbesondere hinsichtlich der Sexualität von Frauen, ist sie und will sie es bleiben???