Für mich ist alles gleich krank machend oder heilend.
Jede Handlung und ihr Drumherum ( Gewohnheiten, Rituale ) kann heilsam sein oder verstörend bis traumatisch. Das ist im Grunde eine Frage der Dosis und der Motivation.
Jeder ist verantwortlich für seine Handlung und seine Motivation. Aber auch jeder für seine Gefühle , die die Handlung eines anderen bei ihm auslöst.
Ich hab das mal in einem Workshop testen dürfen:
Schlagen als Strafe , die man selbst nur ungern gibt ( im Rollenspiel einem Kind , das man liebt , aber dem man Grenzen setzt damit und es selber traurig findet ). Schlagen als simple Pflichterfüllung ( im Rollenspiel als Wärter, dem es egal ist, ob der Gefangene unschuldig ist, der seinen Job macht ) und Schlagen , weil es beide erregt und Spaß macht.
Dreimal Schlagen, gleiche Personen, aber völlig unterschiedliche Wirkung, Energie, Gefühle.
Ich kann auch in Vanilla Sex Kompensation für Dinge aus der Kindheit suchen oder die mir fehlen.
Das ist bei allem so, dass ich darin sowas suchen kann oder es auch missbrauchen kann. Das ist im BDSM wie überall auch. Der große Unterschied ist allerdings , dass man an Grenzen unterwegs sein kann. Mögliche Folgen im Blick zu haben ist also wichtiger.
Beispiel: Maso möchte immer mehr Schmerz und Fliegen und nimmt dafür schwere gesundheitliche Schäden in Kauf. Das kann eine Flucht in eine Scheinwelt sein wie bei einem Alkoholiker . Aus dem simplen Grund , dass das eigene Leben traurig ist oder gefühlskalt. Das kann eine Selbstbestrafung sein aus Schuldgefühlen. Kann wohlgemerkt, nicht muss.
Anderes Beispiel: Top muss zwanghaft Partnerinnen dominieren. Das kann das Bedürfnis nach Kontrolle sein , um sich selbst vor emotionalen Verletzungen zu schützen. Das kann Angst vor Frauen sein bis hin zur Rache. Das kann eine Rolle sein, in der derjenige die Erfahrung gemacht hat, dass er besser ankommt als wenn er er selber ist ( ich kenne jemanden, der so ist ). Auch hier: Kann, nicht muss.
Alles was ich übertreibe, was ich tun muss und nicht frei und bewusst aus einem Moment der Lust heraus tue, kann irgendeinen entwicklungs- oder erfahrungsbedingten Hintergrund haben. Der muss keineswegs beeinträchtigend sein oder eine Störung oder sowas. Es kann auch einfach nur dumm gelaufen sein und später hat man da Angst oder ist blockiert.
Manche forschen nach diesen Hintergründen , weil sie nicht aus dem Unterbewusstsein heraus gesteuert leben wollen wie Marionetten ihrer vergangenen Erfahrungen. Vor allem , wenn sie als einschränkend wahrgenommen werden.
Andere wollen das gar nicht, finden das zu kopflastig und möchten einfach nur Spaß haben. Zwei unterschiedliche Wege, die beide ihre Berechtigung haben. Sind beide völlig ok, führen aber häufiger zu Diskussionen beider Lager.