Eine Therapie zielt nicht immer darauf ab etwas zu zu heilen, wieder i.O. zu bringen, sondern oft auch, einen gesunden Umgang damit zu erreichen. Das gilt nicht nur für den Betroffenen sondern auch für Angehörige bzw. Partner.
Ich hatte das Glück(!), es schon mit diversen Störungen (nach ICD) zu tun zu haben, die jedoch in keinem Zusammenhang mit der Neigung standen. Allerdings sollte man das vorher wissen und sich darüber bewusst sein, worauf man sich ggf. einlässt. Nicht nur in Spielbeziehungen, auch in festen Partnerschaften.
Abgesehen davon gibt es Störungen, die sich ohnehin kaum oder gar nicht therapieren lassen und damit auch einen großen Teil der Persönlichkeit ausmachen. Man lebt halt damit und das gilt auch für den Partner. Und nicht jeder will oder muss sich therapieren lassen.
Man geht aber auch nicht hin und strickt sich aus seinem BDSM-Repertoire eine Therapie zusammen. Das dürfte ziemlich nach hinten los gehen. Es spricht aber rein gar nichts dagegen, gewisse Elemente ins gemeinsame BDSM aufzunehmen, die eine therapeutische Wirkung haben können. So weiß ich aus Erfahrung dass das sehr wohl mehr bringen kann als eine richtige Therapie. Wenn es wirkt und gut tut, ist es das Mittel der Wahl, nur das zählt.
Als Partner habe ich also bislang nur positive Erfahrungen machen dürfen, setzt aber voraus, dass man sich damit auch entsprechend und mit der Partnerin auseinander setzt. Es muss dann aber auch klar sein, dass man BDSM vlt ganz anders als sonst praktiziert. Besonders in Hinsicht auf Regeln, Aufgaben oder gar Strafen. Das ist dann auch für Dom eine Herausforderung, aber- warum nicht? So oder so ist jede Sub anders und entweder ich kann darauf eingehen oder eben nicht.
Und von wegen Vaterkomplex- ich bin ja auch im DDlg zu Hause. DDlg heißt nicht, dass jede little einen Vaterkomplex hätte oder man das versucht zu inszenieren. Hier geht es sich um Persönlichkeitsanteile mit dem dazugehörigen denken und fühlen, wie dieser Mensch nun einmal so ist. Das ist nichts zum spielen, dafür gibt es Age-Play. Und sollte eine little tatsächlich einen Vaterkomplex haben und mit mir als Daddy glücklich sein- was wäre falsch daran? Weil nicht sein kann was nicht sein darf? Gehört die dann in Therapie? Oder ich? Oder beide?
Eine Störung zu haben (was auch immer das heißt!) ist ebenso wenig verwerflich wie eine Neigung zu haben! Und wenn man das im gemeinsamen BDSM in Einklang bringen kann, ist das erst recht nicht verwerflich. Ich lese hier überwiegend Vorbehalte aber kaum reale Erfahrungen. Das hält Vorurteile wie Vorverurteilungen natürlich weiter hoch. Und was nicht sein darf, kann auch nicht sein.
Ich wollte keine dieser Erfahrungen missen, auch wenn es bisweilen mehr als nur herausfordernd war und auch mich an meine Grenzen brachte. Aber all das war gut, konstruktiv und positiv. Und nichts daran war auch nur irgendwie falsch. Im Gegenteil.
"BDSM als Therapie" führt in dieser Fragestellung aber auch genau zu dieser ablehnenden Haltung. Ich halte es auch nicht für einen Therapieersatz. Aber wenn die Möglichkeit gegeben ist, BDSM-Elemente so einzubringen dass sie einer Störung konstruktiv entgegen wirken oder vorhandene Verhaltensmuster positiv begleiten, dann weiß ich einfach nicht was dagegen sprechen kann.