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BDSM als Therapie?

Wir kratzen hier doch gefühlt lediglich an der Oberfläche. Nehmen wir einen Menschen, der/die durch eine Gewalttat ein Trauma erlitten hat.

Wie möchte Dom das therapieren? Was hat die Erfahrung mit dem Menschen gemacht. Sicherlich, fühlte er/sie sich hilflos, machtlos. Ist es sinnvoll, die Situation in der Machtlosigkeit immer wieder durchzuspielen, was bewirkt das letztendlich? Falls wieder eine Situation entsteht, dass es dem Opfer auf einmal gefällt?

Es ist doch sinniger hier Mut und Stärke zu erarbeiten, sich wehren zu können, Stop zu sagen, sich nicht mehr hilflos zu fühlen. Das Bewusstsein zu haben, mir kann keiner mehr so schnell etwas antun, was ich nicht möchte.
*********rgara Frau
7.453 Beiträge
@****p35

Ganz konkret kann ich von mir sagen, dass mir durch das Zusammentreffen bestimmter äußerer Umstände im Rahmen von BDSM bewusst geworden ist, welche Folgen ein Erlebnis meiner Kindheit auf mich und mein Leben hatte.

Schritt 1 war ein Aufdecken von starken emotionalen Reaktionen
Schritt 2 war die Muster erkennen und deren Herkunft
Schritt 3 war dann die Aufarbeitung

Bei Schritt 3 habe ich dann Hilfe gesucht und das ganze gut aufgearbeitet.

Aber ohne BDSM wäre es nie zu Schritt 1 und 2 gekommen und für beide habe ich keine Hilfe von Außen benötigt. Das war zwar nichts krasses gemessen an dem was viele in ihrer Vita haben, aber es hat gereicht mich bis ins tiefe Innere zu erschüttern und weitreichende Folgen zu haben für mein ganzes Leben.

Ich kann also sagen, dass mir BDSM geholfen hat etwas aufzudecken, für das ich sonst wohl viele Stunden mit einem Therapeuten gebraucht hätte, den ich aber nicht aufgesucht hätte, weil für mich kein Leidendruck erkennbar war , obwohl er vorhanden war. Ich war da aber blind für. Weil alle Muster unbewusst abliefern und mir das Erlebnis bekannt war. Es war auch nicht verdrängt. Aber es war nie aufgearbeitet und von mir in seiner Tragweite verstanden und eingeordnet worden.

Ich bin daher der Meinung, dass BDSM zum Aufdecken nützlich sein kann. Ein Dom aber nicht beim Aufarbeiten Therapeut spielen sollte , weil er die nötige Distanz nicht hat, selbst wenn er eine entsprechende Ausbildung hätte.
Aufdecken würde ich aber nicht auf BDSM beziehen. Sonst könnte man sagen, geht zum Dom und er holt alles hervor.

Ich würde es als Zufall einordnen und nicht als gegeben.
*********ancer Frau
1.745 Beiträge
@****p35
Deshalb das KANN in Versalien 😉
****p35 Mann
7.998 Beiträge
@*********rgara @*******2_0 Das Audecken allein ist noch nicht Therapie:
Trigger für traumatische Erlebnisse können überall lauern, die Krux am PTBS.
Schön, wenn es in einzelnen Fällen klappt, damit heilsam umzugehen,
aber das wäre wirklich waghalsig, es auf dieses Experiment anzulegen,
denke ich.
*********rgara Frau
7.453 Beiträge
@****p35
Ich hab ja auch nicht gesagt, dass man es drauf anlegen solle *zwinker*
Nur dass es nützlich sein kann beim Aufdecken.
*********ancer Frau
1.745 Beiträge
Keiner hat hier behauptet, dass es für jeden immer therapeutisch sein muss. Nur dass es kann. Drauf rumzureiten, dass es auch gefährlich sein kann, ist obsolet.
Jemand, der davon getriggert werden würde, wird meines Erachtens tendenziell gar nicht unbedingt in die Lage kommen, es zu versuchen. Weil nicht verführbar zu solchen „Spielen“.
****p35 Mann
7.998 Beiträge
@*********rgara ich verstehe unter "therapeutisch wirksam" eine gezielte Heilsamkeit,
das ist es aber in Deinem Beispiel nach meinem Verständnis noch nicht, allenfalls zufällig.

@*******2_0 Thema Verführbarkeit... das Gegenteil ist der Fall: gerade bei tieferen Traumata werden nicht selten Trigger regelrecht gesucht! Deshalb höre ich nicht auf, BDSM nicht als "therapeutisch wertvoll" anzuerkennen.
*********rgara Frau
7.453 Beiträge
@****p35

Wenn ich an verschiedene Therapeuten zurück denke, die zwar ein Ziel verfolgten, aber keinen Heilungserfolg hatten, dann wären diese also aufgrund des fehlenden Erfolges nicht therapeutisch tätig gewesen?
*********rgara Frau
7.453 Beiträge
Wenn der Begriff therapeutisch so eng sein soll ( wobei das nur für Fachleute gelten dürfte und nicht für Laien ), dann könnte man stattdessen quasi therapeutisch oder therapeutischer Art sagen...
Aber für die Diskussionen hier erscheint mir das doch ein wenig zu pingelig ehrlich gesagt...
****yn Frau
13.440 Beiträge
Ist Therapie denn immer "Heilung"?

Für mich war/ist Therapie auch eine Möglichkeit, gesund mit etwas umgehen zu lernen, das niemals weggehen wird. Also in einer Therapie setze ich mir durchaus ein Ziel, auf das ich hinarbeite, aber das muss nicht zwingend bedeuten "Ich will geheilt sein/dass es weg ist", sondern kann auch sein "Ich will damit gut umgehen lernen, sodass es sich nicht destruktiv auf mein Leben auswirkt".

Ich war wegen meiner Bipolaren Störung in Therapie und wat ne shaise, die kann man nicht heilen. ^^'
****ody Mann
13.094 Beiträge
Manchmal könnte man eine gewisse therapeutische Erwartung herauslesen, wie kürzlich irgendwo, als es darum ging, die harten Alltagsprobleme nur mit bdsm-igen Körper- und Geisterfahrungen bewältigen zu können.

Es gibt aber auch Protagonistinnen und Protagonisten, die ihr BDSM wie eine Art Heilmethode "verkaufen". Heilsbringer und Horizonteerweiterer.

Überspitzt betrachtet, Therapeutische Anwendungen, Therapieziele, Therapeutenwechsel unter dem Deckmantel von Liebe und Sex, wozu BDSM für mich notwendigerweise gehört, klingen ohne offene Absprache oder Aussprache unglaublich falsch und scheiße nach Dienstleistung und Konsum. Was, wenn der erwünschte Effekt nicht eintritt?
*********rgara Frau
7.453 Beiträge
Guter Einwand @****ody .

Heilsbringer Dom als Marketingstrategie diverser Herren ....
*********rgara Frau
7.453 Beiträge
Wobei das auch umgekehrt gilt:

Subs, die einen Dom anstelle eines Therapeuten suchen . Würde ich als Dom lieber die Finger von lassen, aber manchen spielt das auch bei ihrem Helferkomplex in die Hände bis hin zur Hybris sie könnten tatsächlich das Gegenüber heilen und ihm ermöglichen endlich das wahr Subbiselbst zu entwickeln ....

Wobei letzteres ja auch ein passendes Gegenüber braucht und das schon eine gemeinsame Entwicklung ist ...
Ich würde auch nicht immer von Heilung sprechen, sondern auch einen Umgang damit lernen und somit die Lebensqualität zu verbessern.

Es gibt Dinge, die ich aufgrund meiner Erkrankung im BDSM nicht möchte; hier könnte ich mir vorstellen, mich meiner Angst eventuell irgendwann zu stellen. Dennoch würde ich es nicht therapeutisch nennen, oder es deswegen machen.
*********ancer Frau
1.745 Beiträge
@****p35 entschuldige, ich habe „negativ getriggert“ gemeint.
Ich denke, dass jemand, den BDSM weiter schädigen würde, im Normalfall (! extreme Scheiße wie DEBRIS mal außen vor) nicht wirklich danach sucht. Oder schnell wieder die Finger davon lässt, wenn er merkt, dass ihn die Praktiken so triggern, dass er unerwünscht aus dem Gleichgewicht gerät, statt sich danach freier, befriedigter, gesünder, angenommener, schuldfreier, geliebter, o.ä. zu fühlen.
Ein ganz großes Risiko besteht dennoch, dass es zu einer Anhänglichkeit kommt. Ich kann mich erinnern, dass mir zum Anfang meiner Erkrankung ein bestimmter Mensch sehr geholfen hat, der Umgang war nur auf Dauer nicht gesund. Ich hab ihr Leben beschlagnahmt und es war ein Schlag, dass wieder zu trennen.
****p35 Mann
7.998 Beiträge
Zitat von ****lyn:
Ist Therapie denn immer "Heilung"?
Für mich war/ist Therapie auch eine Möglichkeit, gesund mit etwas umgehen zu lernen, das niemals weggehen wird. Also in einer Therapie setze ich mir durchaus ein Ziel, auf das ich hinarbeite, aber das muss nicht zwingend bedeuten "Ich will geheilt sein/dass es weg ist", sondern kann auch sein "Ich will damit gut umgehen lernen, sodass es sich nicht destruktiv auf mein Leben auswirkt". [...]
Danke, genau das meinte ich -> @*********rgara "Therapieziel"

@*******2_0 Der von Dir beschriebene Selbstschutz (meiden, was nicht gut tut) funktioniert etwa bei PTBS oft nicht, wenn die Traumata wie dann nicht selten an die Oberfläche wollen.
*********rgara Frau
7.453 Beiträge
Lernen mit etwas so umzugehen, dass es sich nicht destruktiv auf mein Leben auswirkt, setzt für mich aber keine Hilfe von Außen voraus...
*********ancer Frau
1.745 Beiträge
Na klar, aber das ist doch auch nicht per se falsch.
****yn Frau
13.440 Beiträge
Zitat von *********rgara:
Lernen mit etwas so umzugehen, dass es sich nicht destruktiv auf mein Leben auswirkt, setzt für mich aber keine Hilfe von Außen voraus...

Nicht in jedem Fall, aber manchmal weiß man einfach keine gute Lösungsstrategie und sucht sich Hilfe.
*********rgara Frau
7.453 Beiträge
Zitat von *******2_0:
Na klar, aber das ist doch auch nicht per se falsch.
Ganz und gar nicht. Das ist ja gerade ein Nutzen, den manche schon auch im Rahmen von BDSM nebenbei haben und war ja der Grund für den EP.
******ane Frau
758 Beiträge
Es gibt eben immer verschiedene Ebenen der Traumatisierung. Leichte Erlebnisse mag eine BDSM Session positiv beeinflussen, starke Traumata können massiv wieder hervorgeholt werden. Und da ist es riskant. Kein Dom kann das vorher sehen, so wie es auch kein Therapeut kann. Nicht umsonst gibt es Krankheitsbilder, in denen auch ein Therapeut nicht aufdeckend arbeitet, sondern lediglich am hier und Jetzt arbeitet.

Ganz schlimm: ein Dom, der sagt: " wenn ich sie als Partnerin nehme, muss ich sie erstmal 3 Jahre therapieren". Alles schon da gewesen. Da bitte Abstand halten
Zitat von *********rgara:
Lernen mit etwas so umzugehen, dass es sich nicht destruktiv auf mein Leben auswirkt, setzt für mich aber keine Hilfe von Außen voraus...

Wenn es so einfach wäre, dann würde es die Lebensqualität nicht in vielen Fällen erheblich beeinträchtigen.
*********rgara Frau
7.453 Beiträge
Schwierig finde ich auch die Abhängigkeiten, die teilweise sogar gewollt sind und bei einer Trennung dazu führen können, dass die verlassene Person eine Therapie braucht, um loslassen und ihr Leben weiter leben zu können.

Wo ein Therapeut darauf achtet , dass der Hilfesuchende lernt sicher auf eigenen Beinen zu stehen, führen manche Doms bewusst in die psychische Abhängigkeit. Da kann auch eine Trennung dann zum Trauma werden oder zu einem Grund für eine Therapie . Das wäre dann BDSM als Gegenteil von Therapie.
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