Nach ein paar Tagen wieder etwas Zeit...
Zitat von **********ang77:
„Jemand mit Depressionen empfindet keine Freude und möchte nicht von anderen angefasst werden, auch sexuelle Lust ist nicht gegeben. Je nach Schwere der Depression, kann diese dadurch verstärkt werden, indem die Dunkelheit durch Fesselung manifestiert wird.
Einigen wir uns doch bitte darauf, dass eine Depression nicht nur verschiedene Verlaufsgrade hat, sondern diese sich auch individuell zeigen.
Allein das nicht-empfinden von Freude ist schon schwer zu erklären. Es ist vielmehr so, dass Freude eher neutral wahrgenommen wird aber doch als angenehm. Allerdings kann man keinem eine Freude machen, der das nicht will.
Auch sex. Lust kann noch gegeben sein, die Frage ist eher nach dem Aufwand. Als Depressiver unterlässt man alles was nicht absolut zwingend nötig ist. In dieser Zeit hätte ich nie gedatet, allein die Vorstellung ob des Aufwands und das ganze drum herum! Unvorstellbar! Hätte aber zufällig eine auf der Couch gesessen, hätte ich schon Lust gehabt. Auch und gerade Nähe wäre etwas echt tolles gewesen...
Zitat von **********ang77:
„Bei einer Angsterkrankung ist es wichtig, jederzeit, gerade am Anfang aus der Situation zu kommen, auch hier findet während der Angst keine sexuelle Lust statt. Skills, wie man selbst aus der Angst kommt, etwas scharfes essen, sich ablenken wäre hier auch nicht gegeben. Der Kreislauf der Angst, die Gedanken, was macht es mit mir müssen durchbrochen und nicht gehalten werden.
Zitat von **********ang77:
„Bei der Angst gibt es zwei unterschiedliche, die Flucht, oder das verstecken. Jemand der flüchtet, festzubinden ist mehr als Kontraproduktiv, sondern würde sie verstärken.
Da stimme ich dir zu. Das ist in etwa so, als würde man dem depressiven dazu anhalten, sich mal am Riemen zu reißen, sonst gibts Strafe. Konfrontation ist in solchen Fällen immer destruktiv! Gerade was die Angst betrifft, kann man auch nur mit- nicht dagegen.
Beispiel: Ich habe Höhenangst und weigere mich, auf alles wackelige zu steigen. Sobald das wackelt, ich keinen sicheren Stand und Halt mehr habe, bin ich raus. Trampolinspringen ist aber kein Problem. Da wackelt es ja noch mehr. Aber es macht keine Angst. Anschließend hab ich die wackelige Leiter gar nicht mehr als solche bemerkt. Gegenüber dem Trampolin stand die bombenfest. Also hatte das einen therapeutische Nutzen für mich. Und so ist es auch im BDSM, dass man sich Praktiken bedienen kann, von denen man meint, dass diese ein Tabu sein müssten, tatsächlich aber helfen- ohne dass es kontraproduktiv wäre.
Ängste sind als Störung betrachtet irrational. Man weiß ja selbst nicht warum und wieso man Angst davor hat. Aber man hat Angst. Die direkte Konfrontation macht es nur schlimmer und drüber reden auch nicht besser. Aber es gibt andere Dinge, deren Empfindungen sich in der Nähe dieser Angst abspielen und damit nicht bedrohlich wirken, dafür aber eine ungeahnte Wirkung zeigen.
Als ehem. Depressiver weiß ich, wie wichtig Struktur und Ordnung ist, Halt und Stütze. Sich nicht kümmern zu müssen. Keine Aufgaben, keine Regeln, kein gar nichts. Soweit wie möglich alles aus- und abgrenzen. Das heißt aber nicht, dass in diesem abgekanzelten Stadium rein gar nichts geht! Man lebt ja, man will ja- nur kann man nicht. Aber man kann einem Möglichkeiten geben, sich aus diesem engen Kreis heraus zu bewegen. Dann scheint alles wie ganz normal, doch das ist es nicht. Aber für den Moment erhält man es aufrecht. Das ist die Leine, die man für einen spannen kann, die er greifen kann, wann immer er es braucht.
Und ja, auch solche Menschen leben ihre Neigung aus und es ist klar, dass nicht jeder damit umgehen kann und muss. Das ist kein Zuckerschlecken und kein BDSM im herkömmlichen Sinne. Wenn Therapien schon ausgereizt sind, kann schon gar kein TH-Dom noch was bewegen. Aber D/s ist das was man draus macht und wenn einem dazu auch eine bipolare Störung bekannt ist, kann man damit wohl weit besser umgehen, als jeder studierte Psycho, der keine Ahnung hat, wie es sich real anfühlt!
Das gilt auch für B/L und auch für Autismus/Asperger. Man muss schon in der Lage sein, sich wenigstens annähernd in diese Gefühlswelten hinein versetzen zu können. Nur wenige TH können das fachlich wie auch empathisch. Phantasie allein reicht dafür nicht aus, dafür muss man diese Menschen auch mal ausserhalb von Sitzungen wahrnehmen können. Und da kommt der Partner wieder ins Spiel. Oder auch der Spiel-Dom. Er sollte wissen womit er es zu tun hat, dann kann er sich selbst damit auseinandersetzen. Und natürlich mit seiner Partnerin/Sub. Und dann finden sich Mittel und Wege, gewisse Praktiken auch im BDSM konstruktiv und damit auch therapeutisch umzusetzen.
In all diesen Beziehungen habe ich gelernt und festgestellt, wie wichtig es ist, dass man als Partner/Dom Bescheid weiß, denn nur dann kann man einen eigenen Umgang und somit einen gemeinsamen Umgang damit finden. Besonders dann, wenn man austherapiert, eingestellt oder einer weiteren TH nicht willens oder fähig ist. Was wohl seine Gründe hat. Und dann trotzdem BDSM ausleben? Aber ja! Und wenn man dann auf diese Gegebenheiten eingeht- was ist das dann? Angepasstes BDSM aufgrund eines Krankheitsbildes oder im therapeutischen Sinne, dass es gut tut und vlt auch heilt?
Und mir scheint, dass sich hier der ein oder andere tummelt, der vlt Fachwissen und auch Empathie mitbringt, dafür aber wenig Ahnung vom BDSM. Denn- solange eine "Neigung" als umstritten gilt, muss es Homosexualität ja wohl auch. Oder? Darin liegt wohl das Bedürfnis, Begriffe wie "Heilung" und "Therapie" ins rechte, passende Licht zu rücken. Viel Meinung, wenig Ahnung, wie ich herauslese. Was nicht sein kann, darf auch nicht sein.