Störung ist kein schöner Begriff, Krankheit klingt auch nicht besser. Er verzerrt das Bild dahinter sogar erst recht! Als eine Störung wird ein Abweichung von der Norm bezeichnet, worunter bislang auch Sadismus fiel (bis ICD-11). Ich habe bzw. hatte eine sex. Devianz, also eine Störung. Denn sex. Sadismus ist eben nun mal nicht normal. Aber bin ich deswegen auch krank? Nur wenn ich selbst darunter leiden würde. Sadismus selbst ist aber keine Krankheit sondern erst mal eine Diagnose, die ggf. eine Krankheit auslösen- eine, unter der man dann leidet. Wie z.b. Depression, Psychosen usw. Und erst dann kann eine TH angeraten sein. Eine TH kann aber nicht unbedingt immer eine Heilung im Blick haben denn ich denke nicht, dass Sadismus heilbar ist. Aber wenn es mir leiden auslöst kann man versuchen, dieses Leiden zu lindern bzw. einen Umgang mit der Ursache >Sadismus zu erlernen. Aber heilen? Ganz sicher nicht!
Nun könnte man sagen, dass ich BDSM nur deshalb offen auslebe, damit meine Störung darin zur Neigung verklärt wird und sich mit dem Masochisten sogar ein ebenso gestörter Gegenpart findet. Andernfalls würde ich entweder krank oder straffällig, wie der Masochist evt. zum selbstverletzenden Verhalten übergehen könnte. Kann man das heilen? Wohl kaum! Und kein TH würde seinem Patienten dann zur Anmeldung im Joy raten, um dort sein BDSM ausleben zu können. Weder als TH-Ersatz noch als Kompensation.
Aus diesem Grund verweise auch ich gerne auf die Homosexualität. Muss man das therapieren? Kann man das heilen? Ist man dann krank? Nur weil man nicht hetero ist, ist man auch gleich krank?
Im psych. Spektrum gibt eine Vielzahl von Abweichungen, die nicht unbedingt krank machen müssen, damit weder (ersatz-)therapiert oder geheilt werden können. Diese Abweichungen machen, wie gesagt, oft einen großen Teil der Persönlichkeit aus, man wird der man ist, man ist der man ist. Das kann man (selbst) annehmen und damit umgehen, bzw. auch das Gegenüber.
Und so frage ich mich auch, was denn BDSM-Spieler denn so reizvoll an diesen Störungen finden, dass sie sie in Clubs und mit Safeword szenetauglich ausleben wollen? Mal für 2h den gestörten raus hängen lassen, einfach mal krank sein, die Spontanheilung erfolgt beim verlassen des Clubs mit der Rückkehr in den Alltag? Als was kann man dann bitte so eine Session bezeichnen? TH-Ersatz mal umgekehrt?
Weiterhin stößt der s.g. Vaterkomplex auf bittere Ablehnung. Dabei ist Age-Play an sich nichts anderes als Inzest-Play. Man tut so, als würde der Vater mit der Tochter... Und das ist doch geil? Scheint so, denn im Ageplay gehts höchst (imho) pornös zu. Mit Persönlichkeitsanteilen hat das nichts zu tun, im Gegenteil- der sex. Missbrauch an gespielten Minderjährigen wird auch mittels Verleih, MMF usw. inszeniert wie zelebriert. Ja gut, ist ja auch nur ein Spiel und erlaubt ist was geil macht. Inzest und sex. Mißbrauch ist ja aber auch geil. Völlig normal dass man das auch mal nachspielen möchte. Oder sollte man vlt dafür bzw. deswegen eine TH machen? Weil- normal ist das ja nicht mehr, oder?
Und sollte mir dann nicht jede echte(!) little mit einem Vaterkomplex nicht viel lieber sein, die als erwachsene Frau neben Fürsorge, Nähe auch ihre Sexualität mit einbeziehen will? Das ist dann also verwerflich? Oder muss die auch therapiert werden, weil sie für sich so normal ist? Und ich gleich mit, weil "Daddy" für mich nicht nur eine Bezeichnung sondern ein Gefühl für sie ist?
Damit steht weiter die Frage im Raum- therapiert man die richtigen und was läuft falsch bei den anderen? Und wie empfinden das die jeweiligen Fraktionen? Die, die es spielen und die, die so sind?
Eine Möglichkeit lautet: Richtig ist es, wenn es sich für die Beteiligten auch richtig anfühlt! Wenn es ihnen gut tut, sie keinen Schaden dabei nehmen und darin ihre Befriedigung bzw. Erfüllung finden. Wenn sie so angenommen werden wie sie sind. Störung hin oder her. Eine Krankheit ist was anderes und eine TH zielt mitnichten nur auf Heilung ab, denn nicht alles kann geheilt werden. Eine Norm kann für einen Betroffenen eben auch die falsche sein, siehe hetero/homo.
Wahr ist aber auch, dass schon einige sich gezielt ein Gegenüber suchen, der dann meist unwissentlich als TH-Ersatz fungieren soll. Und es ist wahr, dass nicht wenige sich so auch entsprechend anziehen. Das kann gut gehen oder auch fatal enden. Stichwort Suchraster. Wird schon seinen Grund haben, warum viele immer wieder beim selben Typ landen. Mich selbst nicht ausgenommen. Solange es beiden gut tut, haben sich ja auch die richtigen gefunden. Man folgt halt unbewusst bestimmten Mustern um ebenso unbewusstes aufzuarbeiten um so sein Heil darin zu finden. Dabei gibt es nichts normaleres als den Versuch, seine eigenen Defizite mittels des passenden Gegenüber aufzuarbeiten bzw. auszufüllen. Den passenden Deckeln, wonach ein jeder sucht. Die Suche danach kann übrigens auch krank machen und iwa th-bedürftig sein. Auch hier kann eine TH nur lindern, nicht heilen.
Ich denke, dass im BDSM schon immer alles mögliche wie unmögliche kompensiert und therapiert wird/wurde, sowie auch inszeniert wie zelebriert. Für mich macht es den Unterschied ob dann etwas gespielt wird oder echt ist. Dann sollte man wissen worauf man sich einlässt >24/7.