Im Zusammenhang mit dem Thread-Thema fällt mir ein meiner Meinung nach wesentlicher Spruch ein:
"Jegliches hat seine Zeit."
Ob wir immer diese Zeit erkennen, bleibt eine Frage an uns.
Ob diese Zeit immer "jetzt" oder oft "nie" bzw. "irgendwann" ist, auch.
Ich bin durchaus der Ansicht, dass es unpassend sein kann, etwas ungeklärtes sofort klären zu wollen.
Nicht nur weil die Situation völlig unpassend sein kann, sondern auch, weil es gelegentlich noch anderer "Zutaten" braucht, damit eine Klärung vernünftig möglich ist.
Außerdem kommt es auch vor, dass man selbst noch gar nicht so weit ist, genau zu wissen was man will, damit man es dann auch klären kann. In so einem Zustand das Gegenüber mit dem aktuellen Stand zu konfrontieren, kann mehr zerstören, als gut ist.
Eine klar andere Situation ist es für mich, wenn man etwas sehr genau weiß und dies nur zur Verhinderung von Auseinandersetzungen zurückhält. Hier ist die Gefahr, im Miteinander unehrlich zu werden, groß.
Die Möglichkeit einer Klärung nimmt man dann wohl dem Gegenüber - und sich selbst.
Es gibt aber auch dabei für mich wieder Einschränkungen:
• Nicht alle Anfragen, die ich dem Anderen aus Respekt, Nachsicht, Überlegung und Bauchgefühl nicht stelle, sind Verletzungen der Ehrlichkeit und Offenheit. Sie können auch ein Sich-selbst-Zurücknehmen sein.
• Nicht jeder ist zu jeder Zeit in der Lage, mit ehrlichen, gut gemeinten Ansagen umgehen zu können. Dort sollte ich mich schon fragen, ob ich in der Art und Weise - und im Zeitpunkt - angepasst mich darauf einstelle.
• Geht es bei dem bisher nicht Angesprochenen um etwas, was das Miteinander wesentlich betrifft oder geht es um etwas, was eher nebensächlich oder nur für einen selbst ein interessantes Thema ist.
(Oder etwas dazwischen.) Wesentliches länger nicht anzusprechen greift die Basis des Miteinander an.
Nebensächliches nicht anzusprechen kann das Miteinander auch schlicht entlasten.
• Es gibt auch Bereiche die im Miteinander "Dauerbrenner" bei Diskussionen sein können. Hier immer alles ungefiltert und sofort dem Anderen mitzuteilen, ist dann zwar ehrlich, aber möglicherweise auch etwas gefühllos.
Ich sehe es schon als richtig an, sich zu fragen, ob man dem Gegenüber damit - auch - hilft, ihm dabei - auch - entgegenkommt, ihn mit-nimmt.
Trotz aller Ehrlichkeit lassen sich manche "Dinge" zu mancher Zeit eben nicht gut klären, weil irgend etwas anderes - noch - fehlt. (Weiteres Wissen, eine andere Sicht, Zeit zum Nachdenken, Zugang zum jeweiligen Thema, ...)
Damit bin dann wieder bei: "Jegliches hat seine Zeit."
Auf die Spitze getrieben, kann diese Zeit durchaus auch mal sehr weit weg sein.