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(Selbst-)Portrait (Aus dem Leben eines modernen Taugenichts)

(Selbst-)Portrait (Aus dem Leben eines modernen Taugenichts)
(Selbst-) Portrait (in Skizzen)

I:
Offensichtlich wurden unbemerkt
einige Stufen der Evolution verschlafen

die Kommunikationsorgane funktionieren einwandfrei
doch der Empfänger versteht nicht mal mehr Bahnhof
und seine Erwiderungen
sind kryptisch,unheilvoll und schockierend
die Wärmeaufnahme des Körpers über die Haut
liefert selbst bei engstem Kontakt keine Energie mehr

adverbiale Bestimmungen drängen sich dazwischen,
kategorische Imperative und subjektive Superlative verstopfen die Gänge,
blockieren gemeinsam mit all der Hybris und dem Selbstmitleid die Brücken
schwimmen einträchtig mit den Hyperbeln durch die Burggräben,

ein großes Fressen findet hinter diesen Mauern statt
gerade jetzt zerfleischen sie sich alle gegenseitig
vergessen sich im Blutrausch,
verschlingen in ihrer Wut alles und jeden und sich selbst

dann folgt die Stille
der kurze Augenblick der Erkenntnis,
ein kleiner Moment der Einsicht und Ernüchterung
beim Anblick des Schlachtfeldes und der Toten

die Schreie der Verwundeten verstummen rasch
lassen das Wimmern und Schluchzen zurück
die Gedemütigten, Missbrauchten und Entehrten halten sich länger
aber auch ihre Klagen
verklingen beim Abzug der Truppen

die versprengten Grüppchen sammeln sich,
suchen Schlaf am Feuer
fallen ins Dunkel
bitten um Kraft und flehen um Beistand
in der morgigen Schlacht

mit jedem neuerlichen Erwachen
ziehen weniger als zuvor Richtung Frontlinie
jedoch verbissener, entschlossener und rücksichtsloser
als ihre gefallenen Brüder und Schwestern



II:
Instrument eines emotionalen Aderlasses
der stets nur kurzfristige Linderung
sich verflüchtigende Erleichterung verschafft

hineingetaucht und hochgezogen
den Unrat bindend
begierig nach Luft schnappend
mit vom Schmerz verklebten Augen

unzureichend ausgestattetes Ersatzteil,
funktional - aber nicht ganz rund laufend
vor Äonen zum letzten Mal den Geschmack des Öls gekostet
seither stets stotternd, knirschend und schleifend

Ausdrucksvermögen - mangelhaft
Fähigkeit zur Fokussierung - ungenügend
Schmerzgrenze - erreicht
Auslastung - 167 Prozent, Tendenz steigend
Inspektion - dringend erforderlich
Generalüberholung - angeraten
Zukunft - ......................


III:

Was mag wohl schrecklicher sein ?
Flaute oder Monsun ?
Behält das reservierte Schweigen die Oberhand
Oder liegt letztendlich doch mehr vernichtende Kraft
Im Gebrüll und dem Zerschlagen der umgebenden Ornamente ?
Wie sehen die Opfer aus, die zurückbleiben?
Welche Rolle spielt der Grad der verbliebenen Integrität,
Welche Rolle das Ausmaß der Zerrüttung beim Besiegten,
Bei der Beurteilung und dem Abwegen der anzuwendenden Strategie?

WO zur Hölle ist das Interim geblieben ?
Habe ich da irgendwas nicht mitgekriegt ?
Haben sie es irgendwie geschafft
Alle Mitten , Übergänge und Schnittachsen aus der Existenz zu tilgen?

IV:


Offensichtlich wurden unbemerkt,
einige Stufen der Evolution verschlafen


Diese Erkenntnis
Erscheint mir immer plausibler.
Irgendwo vergessen worden unterwegs
Einmal kurz nicht aufgepasst, abgerutscht
Hart aufgekommen und dort liegengeblieben
Aus eigener Kraft nicht in der Lage
Die längst weit vorangeschrittenen Gefährten einzuholen
Zurückgelassen mit sehr bald nostalgisch anmutenden Fetischen
Die noch vor kurzem
Von allen verehrt worden waren
Zumindest hatte es sich so angefühlt
Zumindest wurde der Anschein erweckt es sei so
Zumindest deuteten alle Hinweise in die entsprechende Richtung
Zumindest hatte man daran glauben wollen
...
Zumindest steht nun zweifelsfrei fest
Daß nicht jeder das gleiche unter Verehrung versteht,
Nicht jeder das gleiche unter Wahrheit und Ehrlichkeit versteht
Nicht jeder das gleiche unter Sicherheit und Offenheit versteht
Und schon gar nicht jeder das gleiche unter Liebe versteht.
Das verstehen sie jetzt alle
Ausnahmslos, Standes - und Verstandesgemäß
Alle Beteiligten an diesem Spiel,
• ganz gleich welche Rolle sie zuvor innehatten -
nivelliert im Entsetzen über ihr Scheitern,
vereint in der Scham gegenüber denen, die sie lieben
den unfreiwillig ins Geschehen mit hineingezogenen

Scham und Wut über die gebrochenen Versprechen und haltlosen Anschuldigungen,
die niveaulosen Tiefschläge und das hämische Nachtreten.
Allerorten missbrauchtes Vertrauen und zerstörte Träume,
Respektlosigkeiten und Verzweiflung.

So viele bittere Gemeinsamkeiten in dieser unglaublichen Distanz
Beidseitig und aus allen Himmelsrichtungen voller Leere

©2022 by opensource
****na Frau
1.281 Beiträge
Ein bemerkenswert guter Text, der Klarheit schafft, wo Unbegreiflichkeit alle Denkräume besetzt.

Danke.
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