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"Behinderung" noch zeitgemäß?

*****sin Mann
8.895 Beiträge
@TE: Ich kannte mal einen Gehörlosen. Er konnte sprechen und gebärden.

Ein bisschen mehr als das Fingeralphabet kann ich noch, aber nicht viel.

Ich war fasziniert vom Gebärden weil es eine andere Art Kommunikation ist.

Ich selber bin Autist und gehe offen damit um.

Ich seh es, wie du: Wer sich davon abschrecken lässt, ist eh nicht die Richtige für mich. Wer gescheit mit mir umgeht, dann klappts meistens.

Ich sehe - wie in einem anderen Beitrag hier - Parallelen zu Gehörlosen / DGS und Autismus. Beide denken in einer anderen Sprache (Wie die bei einem Autisten ausschaut, weiß maximal nur der Betreffende Autist selbst), sind gezwungen in einer völlig fremden Sprache sich auszudrücken.
Mit der Sprache verstehen ist es bei mir so wie bei dir sicher mit Lippenlesen: Ich krieg nur den Bruchteil mit - das Wortwörtliche. Was die Normalos meist nicht verstehen.

Ansonsten ist mir der Begriff egal: Handikap, Behinderung Schwerbeschädigung, Sonderfall... Wie auch immer. Ich sehe diese nicht abwertend.

Bei Wörtern, wie Kloppie oder so wäre es etwas Anderes. Das wäre abwertend und dahört der Spaß auf.
*********rsloh Paar
299 Beiträge
Zitat von ******nee:
Aus dem auseinandersetzen mit den Begriffen präferiere ich die Variante "Mensch mit Behinderung" und "der*die Betroffene".
Viel wichtiger finde ich aber, dass ich den Begriff verwende, mit welchem sich mein Gegenüber am wohlsten fühlt und nicht dass ich als Nicht-Betroffene meines Erachtens nach den perfekten Begriff verwende. Und wenn das "besondere Fähigkeiten" ist verwende ich das.

Und ja, "behindert sein" wird oft leider noch immer sehr stigmatisierend verwendet und da braucht es noch sehr viel Aufklärung und Veränderung!

Ganz ehrlich und das soll nicht angreifend sein, aber uns "nervt" es gewaltig, wenn Nicht-Betroffene meinen zu wissen, wann Betroffene sich stigmatisierend fühlen.
Kloppie? Von bekloppt?
*****sin Mann
8.895 Beiträge
Zitat von ****ina:
Kloppie? Von bekloppt?
genau.

Was ich noch sagen wollte: Nicht der Begriff ist wichtig, sondern wie man mit Betroffen (oder eben Behinderten) umgeht.

Und das ist wesentlich wichtiger, denn da gibts verdammt viel Nachholebedarf.
*******Punk Frau
5.690 Beiträge
Zitat von *******_man:
Ich kenne eine Frau, die - als ich sie kennenlernte - einen etwas anderen Gang hatte. Damals war sie in den 50ern. Erst Jahre später kam durch meinen Hinweis, das zu hinterfragen heraus, dass es sich um einen seltenen Gen-Defekt handelt.

Sie muss jeden Schritt aktiv denken und darauf achten, den Fuß ausreichend hoch zu nehmen. Etwas, was bei normalen Leuten vollautomatisch abläuft.

Ihre Mutter hatte es auch, aber geringer. Es war entweder nicht diagnostiziert oder den Kindern nicht mitgeteilt. Ihre Schwester hat scheinbar nichts, ihre Töchter wohl auch (noch) nichts, aber der Sohn, etwas über 30 Jahre alt, hat eine schnelle und ungünstige Entwicklung hinter sich. Er konnte mit 25 Jahren normal gehen, braucht aktuell zwei Gehhilfen und hat einen Rollstuhl bestellt.

Ich habe beiden geraten, den Schwerbehindertenausweis zu beantragen. Da man nicht behindert sein will, ist das Beantragen wie ein Selbsteingeständnis. Erst muss die Einsicht da sein, dann wird es akzeptiert.

Ich finde das Wort "Behinderter" nicht schlimm. Es ist, wie es ist. Dinge zu verschleiern, bringt niemandem etwas.

Da ein "besonderer" Gang für die hier üblichen Treffen völlig unerheblich sind, steht es nicht im Profil und wird den Kandidaten beim ersten Treffen erklärt. Klar, wer tanzen oder lange Wanderungen unternehmen will, ist bei ihr falsch. Für lustvollen Sex und freundschaftliche Beziehungen gibt es aber kein Hindernis.

Insofern muss man immer individuell schauen, ob den anderen die persönliche Beeinträchtigung überhaupt trifft.

Und ja, oft ist Unkenntnis ein Grund, lieber fernzubleiben. Das ist ein natürlicher Reflex. Dem kann man nur durch absolute aktive (!) Offenheit begegnen, weil so die Angst genommen werden kann. Ich frage einfach, was zu beachten ist, wenn ich auf einen Behinderten im Umfeld treffe. Und, dass ich gerne helfe, aber einen Hinweis benötige, wo das gewünscht ist, da ich ihn nicht bemuttern will.

Psychische Macken würden mich viel mehr abschrecken.

Was meinst Du mit psychischen Macken?
*******_61 Mann
576 Beiträge
Für mich ist der Begriff " behindert" nicht abwertend. Niemals. Er beschreibt eine Tatsache. Es gibt aber Leute die wählen mit Hochgenuss beim Aussprechen einen abschätzigen Tonfall an. DAS ist dann abwertend ja.
dechainee sagt doch nur, daß Leute behindert sein als Abwertung benutzen und daß das nicht richtig ist. Sie sagt niemandem, der behindert ist, daß er darunter leiden soll, als behindert bezeichnet zu werden.
*****sin Mann
8.895 Beiträge
Zitat von *********enza:
Zitat von *******_man:
Ich kenne eine Frau, die - als ich sie kennenlernte - einen etwas anderen Gang hatte. Damals war sie in den 50ern. Erst Jahre später kam durch meinen Hinweis, das zu hinterfragen heraus, dass es sich um einen seltenen Gen-Defekt handelt.

Sie muss jeden Schritt aktiv denken und darauf achten, den Fuß ausreichend hoch zu nehmen. Etwas, was bei normalen Leuten vollautomatisch abläuft.

Ihre Mutter hatte es auch, aber geringer. Es war entweder nicht diagnostiziert oder den Kindern nicht mitgeteilt. Ihre Schwester hat scheinbar nichts, ihre Töchter wohl auch (noch) nichts, aber der Sohn, etwas über 30 Jahre alt, hat eine schnelle und ungünstige Entwicklung hinter sich. Er konnte mit 25 Jahren normal gehen, braucht aktuell zwei Gehhilfen und hat einen Rollstuhl bestellt.

Ich habe beiden geraten, den Schwerbehindertenausweis zu beantragen. Da man nicht behindert sein will, ist das Beantragen wie ein Selbsteingeständnis. Erst muss die Einsicht da sein, dann wird es akzeptiert.

Ich finde das Wort "Behinderter" nicht schlimm. Es ist, wie es ist. Dinge zu verschleiern, bringt niemandem etwas.

Da ein "besonderer" Gang für die hier üblichen Treffen völlig unerheblich sind, steht es nicht im Profil und wird den Kandidaten beim ersten Treffen erklärt. Klar, wer tanzen oder lange Wanderungen unternehmen will, ist bei ihr falsch. Für lustvollen Sex und freundschaftliche Beziehungen gibt es aber kein Hindernis.

Insofern muss man immer individuell schauen, ob den anderen die persönliche Beeinträchtigung überhaupt trifft.

Und ja, oft ist Unkenntnis ein Grund, lieber fernzubleiben. Das ist ein natürlicher Reflex. Dem kann man nur durch absolute aktive (!) Offenheit begegnen, weil so die Angst genommen werden kann. Ich frage einfach, was zu beachten ist, wenn ich auf einen Behinderten im Umfeld treffe. Und, dass ich gerne helfe, aber einen Hinweis benötige, wo das gewünscht ist, da ich ihn nicht bemuttern will.

Psychische Macken würden mich viel mehr abschrecken.

Was meinst Du mit psychischen Macken?

Die Frage ist glaub ich eher: WELCHE psychischen Macken. Ich fühle, dass du jetzt getriggert bist liebe Konsequenza. *g* *knuddel2*
@*****sin bekloppt werden doch aber nicht speziell behindert bezeichnet, sondern meist Menschen, die sich irgendwie dumm verhalten. Wenn nun ein körperlich behinderter Mensch sich wie n Idiot aufführt, dann kann man den schon auch als bekloppt bezeichnen , oder nicht?
*****ter Frau
3.579 Beiträge
Ich möchte gern mal EINEN Menschen kennen lernen, der keinen Macken ab hat...
Ich bin von selbstzweifeln zerfressen, habe depressionen, impulskontrollstörungen und und und...
*****sin Mann
8.895 Beiträge
Zitat von ****ina:
@*****sin bekloppt werden doch aber nicht speziell behindert bezeichnet, sondern meist Menschen, die sich irgendwie dumm verhalten. Wenn nun ein körperlich behinderter Mensch sich wie n Idiot aufführt, dann kann man den schon auch als bekloppt bezeichnen , oder nicht?
Bei denen gibts genug schlechte Witze, von denen ich selber welche kenne und die ich nicht mehr erzähle...
@*****sin sorry, Schreibfehler. Nicht speziell Behinderte werden als bekloppt bezeichnet.
*****sin Mann
8.895 Beiträge
alles gut ^^
Zitat von *****sin:
Zitat von ****ina:
@*****sin bekloppt werden doch aber nicht speziell behindert bezeichnet, sondern meist Menschen, die sich irgendwie dumm verhalten. Wenn nun ein körperlich behinderter Mensch sich wie n Idiot aufführt, dann kann man den schon auch als bekloppt bezeichnen , oder nicht?
Bei denen gibts genug schlechte Witze, von denen ich selber welche kenne und die ich nicht mehr erzähle...

bei denen? Wer?
*****sin Mann
8.895 Beiträge
Zitat von ****ina:
Zitat von *****sin:
Zitat von ****ina:
@*****sin bekloppt werden doch aber nicht speziell behindert bezeichnet, sondern meist Menschen, die sich irgendwie dumm verhalten. Wenn nun ein körperlich behinderter Mensch sich wie n Idiot aufführt, dann kann man den schon auch als bekloppt bezeichnen , oder nicht?
Bei denen gibts genug schlechte Witze, von denen ich selber welche kenne und die ich nicht mehr erzähle...

bei denen? Wer?
Körperlich Beeinträchtigte.
Ich habe eine 50% Gradige Schwerbehinderung durch mehrere Erkrankungen. Ich fühle mich weder behindert, noch besonders. Ich fühle mich schlicht nicht gesund oder nach der Norm, Grad der Behinderung ist für mich ein amtlicher Begriff, weil man es bisher so eingeteilt hat. Mich selber würde ich nicht als behindert bezeichnen, außer scherzhaft. Ich erzähle Menschen, die ich so kennenlerne, dass ich eine psychische Krankheit habe, aber stabil eingestellt bin. Behindert sehe ich selber nicht als Beleidigung an, aber auch nicht als "Erklärung einer Krankheit", eher neutral, aber das muss jeder für sich selber entscheiden *g*
*******_82 Mann
1.172 Beiträge
Themenersteller 
Woa, das ist ja ne interessante Diskussion, womit ich nicht gerechnet habe. Vielen Dank an allen die hier einen Beitrag geschrieben haben.

Da ich hier nicht einzeln anschreiben möchte versuche ich es zusammenzufassen und einige Fragen zu beantworten, die eher auf mich bzw. taube Menschen bezogen sind. Sonst gerne nochmal Fragen.

Dank einiger Beiträge kann nachvollziehen, wenn man dazu steht, und meint: "Ich bin behindert." Das soll jede Person individuell entscheiden, womit die sich am Besten identifizieren kann.

Aber ich glaube es gibt unterschiede, wenn man blind, taub, autist usw. geboren ist, hat man eine ganz andere Sichtweise auf die "Behinderung" als wenn man im Verlaufe des leben eine "Behinderung" erhält.
Also wenn ich durch igendwas mein Bein, Arm, Auge verlieren sollte, würde ich mich eher "behindert" bezeichnen. Ist mein Glied (nicht das Glied ;)) oder Auge mitten im Leben "verloren" gegangen. (Warum auch immer) Wär ich mit einem Bein, Hoden, Arm usw. aufgewachsen, hätte ich die Situation eher lockerer hingenommen. Man kennt es halt nicht anders.
Also, wenn man mal was hatte und dann was verliert, wiegt einem eher schwer. Aber klar, es gibt Menschen, die haben mit der neuen Situation/Herausforderung sehr gut gemeistert und würden eher sagen: "Nö, bin trotzdem nicht behindert."
Das tolle ist ja, wir Menschen sind vielfältig *g*

Zum psychischen Erkrankung und Behinderung kann ich ganz wenig dazu sagen. Wer betroffen ist, sollte vielleicht diesen Absatz nicht lesen, daher Triggerwarnung! *achtung*
Ich finde das eine ganz harte Sache. Ich glaube zu diesem Thema muss mehr sensibilisiert wird, da es eine "unsichtbare Behinderung" ist, in dem man selten bewusst ist, wie stark es einem treffen kann, sobald man unbewusst bzw. unwissend eine unglückliche Aussage oder Handlung macht. Hier schließe ich mich ein, und habe einen heidenrespekt vor den Menschen, wie sie ihren Alltag meistern!
Ich hatte mal einer leichten Depression gelitten (nicht aufgrund meiner Taubheit), da habe ich schon Grenzen bemerkt. Zum Glück habe ich Lösungen gefunden und damit erfolgreich abgeschlossen und hinter mir gelassen habe. Mir ist bewusst, dass es kein Vergleich ist, aber mir war klar, dass viele das nicht richtig ernstnehmen können oder üebrhaupt eine Vorstellung dazu haben als bei der "sichtbaren Behinderungen".

Hier wurde angesprochen, warum man Begriffe ändern sollte.
Ich finde, man sollte immer hinterfragen und v.a. alle miteinbeziehen und nicht nur ein "Fachteam", das Ärzte vom "Fach" und Politiker und sonst wer die nichts am Hut haben entscheiden sollen.
Damals hat man Menschen, die einarmig oder -beinig waren, wurden als "Krüppel" bezeichnet. Nach dem 1. Weltkrieg z.B. hatten viele Soldaten am Front, die durch den andauernden Bombardements, Zuckugenen (mir fällt gerade den Begriff nicht ein) gehabt, so dass man damals dachte, die schauspielern nur rum und wollen nicht wieder in den Krieg. Die wurden als "Idioten" o.ä. bezeichnet.
Taube Menschen wurden als "taubstumm" bezeichnet. uvm.
Eine Reihe Worte, die heutzutage nicht mehr ausgesprochen werden sollte, da diebeleidigend und diskriminierend sind. Daher finde ich, dass man schon diskutieren sollte wie man den Begriff "Behinderung" differenzieren kann, so dass man sich besser identifizieren kann. Problem ist das Gesetz, wenn man den Begriff ändert, muss das Gesetzbuch alles nur geschrieben werden usw. Mir ist klar, dass es schwer änderbar ist.

Jemand schrieb hier "taubstumm" und hier möchte ich allen bitten, dieses Wort niemals anzuwenden. Am Besten niemals daran denken und aus dem Gedanken eliminieren. "Taubstumm" ist beleidigend und diskriminerend. Man ist taub, aber nicht stumm und dumm.
Ich kann u.a. schreien, stöhnen Laute wiedergeben, sogar habe eine Stimme bei der Wahl *g* (Ok, ich schweife ab.) Aber meine Stimme ist nicht so ausgebildet wie bei den sprechenden Menschen. Wenn taube sprechen, klingt das für nicht-taube sehr ungewöhnlich. Leider habe ich oft gesehen, dass man sogar belächelt wurde... Die hab ich eben gedanklich erschossen. (So brutal bin ich auch schon, wenn man brutal zu mir und taube Menschen sind.)

Irgendwann wurde der Begriff "gehörlos" geboren. Und seit ca 2010 wird hierzulande vermehrt den Begriff "taub" angenommen. Der Unterschied ist, dass es aus der Gebärdensprachgemeinschaft bzw. Gemeinschaft der tauben Menschen stammt. Das Argument ist: Taubsein (Deafhood) ist eine identität, man hat zwar das Gehör noch im Kopf, und nicht verloren. Zugegeben war ich anfangs skeptisch, denn ich befürchtete, dass aus taub dann taubstumm von den Nicht-tauben Menschen wiedergeboren wird. Aber mit der Zeit und nach einigen Diskussionen habe ich es akzeptiert. Man muss halt mit der Wandel leben.

Klar, habe ich mit Hilfe der Hörgeräten einigermaßen die deutsche Sprache gehört und dessen Schriftsprache angeeignet. Doch ich habe die nie richtig identifizieren können. Das ist etwas was mir schwerfällt in Worten zu beschreiben. V.a. für Außenstehende ist es schwer nachzuvollziehen. Zwar habe ich die DGS erst in der Schule durch Freunden selbst erworben. Lehrer, Erzieher (wuchs im Internat auf, nicht weil ich schwer erziehbar bin, sondern ist 'ne andere Geschichte) sogar meine Familie verbot mir überhaupt die Gebärdensprache anzuwenden. Doch ich war und bin rebellisch und habe immer durchgesetzt, denn ich konnte mit der DGS voll und ganz klar ausdrücken und fühle mich besser verstanden. Wie schon beschrieben hat die Gebärdensprache eine eigenständige Kultur.
Habe im Verlaufe des Lebens die Hörgeräte abgelegt, weil mir das Hören einfach sehr anstrengend war. Erst später habe ich bemerkt, dass ich mit Taubsein viel besser zurecht komme. Viele haben mir dann auch bestätigt, dass ich als schwerhöriger irgendwie unsicher agiere. Als tauber Mensch agiere ich dagegen eher selbstbewusster und -sicherer. Das fand ich anfangs persönlich interessant zu erfahren. Selbst eine hörende Person (Frau), die mich ein wenig kannte sagte zu mir: "Du als tauber Mensch passt perfekt, das ist voll deine Identität. Du geiler Stecher!" Wirklich so xD (Ja, ich wurde von vielen sogenannten Experten "herumgedoktort", die mich eher frustierte und für ist es merkwürdig, wenn man sich gegen das Hören und Sprechen entscheidet.)
Man muss sich mit dem Thema intensiv auseinandersetzen und man braucht dafür viel Zeit.
Daher sehe ich als tauber Mensch nicht behindert, sondern habe eine besondere Eigenschaft.

Ich finde jede "besondere Eigenschaft" bzw. "Behinderung" ist eine Identität und man muss diese Identität erst mal finden. Nur so kann man Selbstwusstsein und Authentität ausstrahlen. Ich bin froh, dass ich mich früh genug gefunden habe. Ich hoffe das geschieht bei vielen auch. Ist halt ein Prozess in dem man sich aus den Fesseln lösen muss. Bei manchen geht es schnell bei anderen eben länger.
*******_man Mann
5.374 Beiträge
Zitat von *********enza:

Was meinst Du mit psychischen Macken?

Hm, schwer zu definieren. Kann ganz viel sein, hängt aber einfach davon ab, wie es sich äußert, und ob ich damit umgehen kann, oder ob ich es nicht aushalte bzw. es gegen mich gerichtet empfinde.

Insofern ist es nicht die pure Diagnose sondern die Auswirkungen und ihr Grad.

Zu den Diagnosen / Symptomen können gehören: Borderline, Angststörungen, Panikattacken, Opferrollen, Depressionen, suizidale Gedanken, "allen anderen geht es gut, nur mir geht es schlecht", Aggression gegen andere, die keine Probleme haben, beruflich / finanziell besser dastehen, Frauen haben, unkontrollierbare Wutausbrüche, das Demolieren von Gegenständen in solchen Phasen, selbstzerstörende Aktionen. Die Liste kann endlos weitergehen.

Aber auch Drogen- und übermäßiger Alkoholkonsum und alle (!) damit zusammenhängenden Auswirkungen.

Aus Selbstschutz kann und werde ich mir keines dieser Päckchen aufladen (lassen). Es hilft nicht, wenn ich mit untergehe. Ich fühle mich jedoch außerstande, zur "Heilung" beizutragen, und empfinde "geteiltes Leid als doppeltes Leid".

Ich kann gerne bei Verwaltungsdingen oder im medizinischen Bereich mit entsprechender Vollmacht unterstützend tätig werden (mache ich für den Sohn einer Bekannten). Aber nur solange kein Widerspruch kommt. Aktuell läuft das ganz gut und wir konnten viel erreichen, aber es gab auch Momente, wo ich den Rückzug angetreten habe, weil meine Aktionen torpediert wurden. Er weiß mittlerweile ziemlich genau, wo meine Grenzen liegen und wo er den Bogen überspannt.
*******987 Frau
9.055 Beiträge
Also ich habe eine Sehbehinderung und das sage ich auch so. Die habe ich seit der Geburt und kenne es nicht anders. Ich würde niemals auf die Idee kommen, das als "besondere Eigenschaft" oder so einen Quatsch zu verkaufen. Es ist und bleibt eine Behinderung. Es hindert mich daran, Auto fahren zu können. Es hindert mich daran, Dinge von ganz hinten im Klassenzimmer an der Tafel lesen zu können. Es hindert mich daran, schon von weitem erkennen zu können, wie jemand guckt, ob lieb oder böse. Es hindert mich daran, problemlos Abfahrtspläne am Bahnhof oder Flughafen zu lesen und auch Speisekarten über der Theke in der Dönerbude.
Das ist keine "besondere Eigenschaft". Das ist einfach nur lästig, nervig, störend und unpraktisch. Es ist eben eine Behinderung.

Trotzdem würde ich mich nicht als "behindert" bezeichnen, einfach weil damit für mich eine bestimmte "Kultur", eine bestimmte Art zu denken verbunden scheint. Ich kann das jetzt nicht so gut beschreiben, aber ich habe in meinem Bekanntenkreis eine Frau, die eine körperliche Behinderung hat und die verkörpert genau das, wie ich nicht bin und nicht sein will:
Sie versucht, sich mit ihrem Behindertenausweis Vorteile zu verschaffen, zum Beispiel im Kino obwohl sie keine Begleitung drin stehen hat, versucht sie, Leute mit rein zu nehmen. Oder wenn sie beim Stadtbummel keine Lust hat in ein bestimmtes Geschäft zu gehen, dann ist die Spastik plötzlich "ganz schlimm" und sie muss sich erstmal hinsetzen. Komisch, dass aber wenn man dann sagt, lass uns zuerst zu Laden x gehen, den sie mag, dann geht es ihr natürlich wieder gut und sie muss sich doch nicht setzen.
Und das nervigste: jedes Mal, wenn es mit einem Job nicht klappt, liegt es natürlich daran, dass sie behindert ist und nicht daran, dass sie faul, unmotiviert und nicht besonders schlau ist und schlechte Noten in allen Prüfungen hatte. Neeiin, sie wurde natürlich abgelehnt weil sie behindert ist.

Das ist leider, was ich mit dem Wort "behindert" verbinde. Nicht mit dem Wort Behinderung! Das möchte ich klarstellen. Wie gesagt, ich habe selber eine Behinderung (zwei, wenn man das ADHS mitzählt). Aber ich weigere mich, mich als behindert zu bezeichnen, einfach weil dazu Einstellungen und Gedanken gehören, die nicht zu mir passen.

Es gibt aber noch einen Grund, warum ich mich nicht als "behindert" bezeichnen würde: ich bin in dem "normalen" System aufgewachsen unter lauter Menschen ohne Behinderungen. Ich war auf der Regelschule, habe das ganz normale Abitur gemacht, zwei ganz gewöhnliche Studienabschlüsse gemacht und immer auf dem ersten Arbeitsmarkt gearbeitet.
Ich war nicht auf einer Förderschule, nicht in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderungen, nicht in dem ganzen System drin. Deshalb fühle ich mich diesem System auch nicht zugehörig. Ich musste nie um Inklusion kämpfen sondern ich war von Anfang an in der "normalen" Gesellschaft ganz selbstverständlich dabei. Ich war nie "behindert". Ich war höchstens merkwürdig, aber das lag nicht an meinen Augen. Deshalb passt dieses Label nicht zu mir, eben weil es zumindest für mich die Zugehörigkeit zu einem System beschreibt, in dem ich nie war.
*********inee
3.588 Beiträge
Zitat von *********rsloh:
[
Ganz ehrlich und das soll nicht angreifend sein, aber uns "nervt" es gewaltig, wenn Nicht-Betroffene meinen zu wissen, wann Betroffene sich stigmatisierend fühlen.

Das verstehe ich. Mir ging es jedoch in diesem Abschnitt keineswegs um ein Gefühl, sondern um eine Studienlage. Es gibt ganz viele Studien die belegen, dass der Begriff behindert noch stigmatisierend gesehen und verwendet wird.
Man spricht eigentlich von „Menschen mit Behinderung“, nicht von Behinderten, weil der Mensch im Vordergrund steht, nicht die Behinderung. Stand heute ist: behindert ist man nicht behindert wird man. Da man mit einer Behinderung auch nicht „geheilt“ werden kann und sich Menschen mit Einschränkungen nur bedingt an ihre Umwelt anpassen können (einfach mal eben den Rollstuhl weglassen um über eine Schwelle zu kommen geht nicht) muss die Gesellschaft sich an diese Menschen mit besonderen Bedürfnissen anpassen. Das hat man mittlerweile auch bei der UN erkannt, wodurch es seit längerem die UN-Behindertenrechtskonvention gibt. Den Begriff „behindert“ zu ändern hat jedenfalls nichts mit „Sprechverboten“ zu tun sondern mit Respekt (und ein kleines bisschen Menschenrechte… Google ist euer Freund…)
*******_61 Mann
576 Beiträge
Zu den Soldaten: Kriegszitterer war im Deutschen Sprachraum der Begriff, Shellshock im Englischen. Ausgelöst durch, uns unvollstellbare, Ängste. Sie mussten mit ansehen was mit Körpern geschieht die getroffen, zerfetzt wurden, was jene getroffenen stundenlang qualvollST durchmachen mussten bis sie "endlich sterben durften". Man muss es so sagen, alles andere ist blanker Hohn.
Bei Verlust Raten von 30 bis 80 %, je nachdem in welcher Angriffswelle man steckte, und hinter sich Offiziere hatte die jeden erschossen der sich nicht nach vorn bewegte, nachvollziehbar dass man da durchdreht.
Das Krankheitsbild ging von ständigen Zuckungen bis kaum noch laufen können.
Hier wird irgendwie einiges durcheinander geworfen, was ich nicht so schön finde. Behindert sein hat nichts damit zu tun, daß einzelne Menschen mit körperlichen Behinderungen versuchen diese zu ihrem Vorteil zu nutzen, das ist einfach ein schlechter Charakterzug. Diese Verbindung herzustellen ist zwar - wenn man sol eine Person kennt - irgendwie verständlich, aber mehr so, wie eine blöde Claudia kennen und dann mit diesem Namen schlechte Assoziationen zu haben.
Warum ist es so wichtig, nicht im "System der Behinderten" oder von Geburt an mit einer Behinderung unterwegs gewesen zu sein? Ist das nicht eine Abwertung der Menschen, die zb in einer Werkstatt arbeiten oder nach einem Unfall eine Behinderung haben? Es mag sein, daß einzelne zunächst größere Schwierigkeiten haben, sich an die neue Situation anzupassen, aber wer zb früher hören konnte und jetzt taub ist, kann weiterhin perfekt sprechen und eventuell sogar nach Muskeledächtnis singen, was für eine taub geborenen eher nicht möglich sein wird. Warum ist dieser Mensch dann behindert, der andere aber nicht?
Ob man in den Strukturen Förderschule, Werkstatt usw landete oder nicht, hängt nicht unbedingt damit zusammen, wie fähig man ist, sondern ist (mittlerweile hoffentlich war) oft einfach eine Frage der örtlichen Möglichkeiten und wie sehr sich das Umfeld für einen einsetzt. (Beispiel, bei uns in die Schule wollte ein Junge mit Glaskochen kommen, die Behörde wollte das zunächst nicht erlauben. Dank Kampfeswillen der Eltern und Mithillfe der Mitschüler, Lehrer usw. , die ihn zu Anfang zb im Rollstuhl ein paar Stufen hoch oder runtergetragen haben und damit bewiesen, daß es alles machbar ist, hat es dann aber geklappt. )
Was sich keiner auszusprechen traut, aber wohl gemeint ist, sind Menschen mit deutlicher Intelligenzminderung, die nicht selbständig (organisatorisch) leben können. Wer einem tauben oder blinden oder Menschen im Rolli abspricht dieselben geistigen Fähigkeiten zu haben, wie ein hörender, sehender, gehender Mensch, der hat selber Probleme mit seinem Geist.
Würde man jetzt einen Unterschied machen zwischen körperlicher und geistiger Behinderung, wäre das aus meiner Sicht eine krasse Abwertung all derjeniger, die mehr oder weniger HIlfe brauchen, um ihr Leben zu meistern und zb in einer Wohngruppe leben. Irgendwie ist das ganze so ein bißchen, wie der einäugige König unter den Blinden.
Behindert ist für mich jedenfalls einfach ein neutraler Sammelbegriff auf dem Papier für Abweichungen von der Mehrheit der Menschen. Niemand ist durch einen Eintrag auf einem Zettel ein minderwertiger Mensch.

Genauso verstehe ich ehrlich gesagt dieses festhalten an stumm gleich dumm nicht. Warum hängt man sich so daran auf, daß es einzelne Menschen gibt, die das so auslegen? Und wieso wird davon ausgegangen, daß tauben Menschen pauschal Sprache abgesprochen wird? Ist mir noch nie begegnet. Wer nicht hören kann, ist taub, da dichtet doch keiner nen stumm dran. Und was ist dann mit den Menschen, die tatsächlich gar nicht sprechen können?
Wenn jemand darüber lacht, wie ein tauber Mensch spricht oder ihn deswegen als dumm einsortiert, dann ist das eben ein Idiot. Der wird sich aber genauso über jemanden lustig machen, der stottert oder lispelt oder sonst eine Auffälligkeit hat.

Die Menschen, die nach dem Krieg gezittert haben, wurden Zitterer oder Kriegszitterer genannt und hatten massiv PTBS, was eben erst später differenziert dargestellt wurde. Die Menschen, die während oder nach den beiden Weltkriegen lebten, sind nahezu alle tot und hatten (durch Traumatisierung und andere Prägung ) einen völlig anderen Umgang, der aber mittlerweile ausgestorben ist.
********iler Mann
767 Beiträge
In meinem Sprachgebrauch sind es Menschen mit Beeinträchtigung.
Dabei ist die Beeinträchtigung individuell zu betrachten, entweder psychisch, physisch oder kognitiv.
Zitat von ******_HH:


Ich glaube man sollte differenzieren zwischen den Menschen die von Geburt aus an eine "Behinderungen" haben oder die erst im Verlaufe des Lebens durch irgendwas "behindert" worden sind.

Wieso?
Eine Differenzierung ist unnötig und diskriminierd.
Der Begriff "Behinderung" ist nur "negativ" konnotiert, weil es auf eine körperliche oder geistige Einschränkung hinweist, was natürlich nicht "schön" ist, völlig irrelevant wann, wie und was passiert ist.
Es bedeutet nicht, dass Betroffene einer "Unterkategorie" von Menschen gehören.
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