@******gor
Tut mir sehr leid dass es zu so einer unbewussten Reaktion kam! Aber hast du sie vorher gefragt, ob sie Angst vor Wunderkerzen hat? Hat sie dir von dem Unfall erzählt? Solche Dinge hat niemand auf dem Schirm und können urplötzlich auftreten. Das hat dich natürlich auch nicht unbeeindruckt gelassen. Aber wovor willst du nun warnen? Wenn schon Wunderkerzen solche Reaktionen hervorrufen können?
Das Thema ist, ob und wie man Angst als (erregendes/anregendes) Element einsetzen kann. Ist so etwas angedacht, dann weiß man vorher, wovor Sub Angst hat bzw. man vermutet es und konstruiert daraus ein Szenario. Oder Sub hat dazu schon eine Idee und teilt sie mit. So oder so geht man also bewusst an die Sache und benutzt Angst als Mittel zum Zweck. Das ist der Sinn der Sache.
Angstspiele können schnell nach hinten los gehen, auch und gerade dann, wenn überhaupt nichts passiert ist. Denn es entsteht eine Konfrontation, deren Ausgang immer ungewiss ist. Stellt man sich der Angst oder flüchtet- dann ist die Angst umso stärker. Da nützt auch alles Vertrauen nix, das ist reiner Selbstschutz.
Lässt man eine Möglichkeit zur Flucht, ist die Nummer gescheitert und es bleibt ein bitterer Beigeschmack. Beinhart durchziehen ist auch keine Option, denn das kann in der Tat traumatisch enden. So gehts also nicht.
Angst ist eine Emotion mit der man auch als Gegenüber umzugehen lernen muss. Oft irrational und völlig unterschätzt. Mit Vernunft und Verstand kommt man hier nicht weiter. Gut zureden und an die Hand nehmen- no way! Nehmen wir an, du bist Weltmeister im Fallschirmspringen und dazu noch mein bester Freund. Ich vertraue dir blind aber würde ich mit dir, meinem besten Freund und Weltmeister aus dem Flieger springen? Denk nicht mal dran! Du müsstest mich schon rauszerren und dann wars das aber auch mit Freundschaft und Weltmeister.
Wie also kann man denn mit Angst spielen? Indem man sich ihr annähert und sie als scheues wie bestimmendes Wesen annimmt. Es darf nicht zur Flucht und nicht zum Zwang kommen. Die beiden Extreme gilt es zu vermeiden. Die Angst ist stattdessen als Drittes im Bunde und beide wissen nicht, auf welche Seite sie sich schlägt. Sie steht im Raum, beobachtet das Geschehen und je nachdem wie die Geschicke sich wenden, ist sie auf ihrer oder meiner Seite.
Nehmen wir an, Sub hat einen wenig folgsamen Tag. Dom moniert das als wenig kleidsamen Zug und bringt Sanktionen ein. Es beginnt ein hin und her, ob Dom das wirklich tun würde? Nun, er tuts nicht, aber in ihr wächst das Gefühl dass er es täte, wenn er wollte. Es läg' ja auch nicht an ihm. Vlt bei der nächsten Gelegenheit? Man weiß es nicht. So entstehen Bedenken, Funken, um Angst zu schüren. Würde er es wirklich tun? Sub spricht es noch mal an. Nein, natürlich nicht! Aber diese Angst steht nun im Raum. Und wird vergessen. Bis zum nächsten Trigger. Da ist sie wieder, die Angst. Sub kann sich nun tapfer stellen oder zurück rudern, beschwichtigen ist vlt aber angebrachter? Eine tolle Option, denn mit dem hinauszögern steigt auch die Unklarheit darüber, ob Dom ggf. wirklich so sanktioniert. Die Angst nimmt weiter Raum ein. Am Ende überwiegt eine Überzeugung, dass Dom es tatsächlich tun würde, ohne wenn und aber. Er hat ihre Angst an seiner Leine aber sie beherrscht sie. Bis sie sie los lässt...
Das soll einfach nur einen typ. Mechanismus darstellen, wie man eine mögliche Angst aufgreifen und damit händelbar machen kann. Entscheidend ist, dass es sich dabei ums Prinzip geht, also um Angst an sich, nicht um Angst vor etwas bestimmten. Einfach nur darum- würde er es tatsächlich tun?
Ein drittes Rad am Wagen bedeutet aber auch immer ein bedingtes Kippmoment und um diese Balance zu halten, sind beide gefragt. Sub- die sich ja so gerne (erregt/angeregt) fürchten möchten und Dom, der nur zu gern damit spielt. Ist ein Drahtseilakt und deshalb auch so herausfordernd wie erfüllend.
Es ist klar, dass auch hierbei schnell alte Narben wieder aufgerissen werden können. Nur zu leicht findet man sich auf destruktivem Feld wieder, ohne es zu wissen oder das gewollt zu haben. Deshalb sollte die Angst möglichst unspezifisch angesprochen werden, denn Angst allein ist unschuldig. Sie ist nicht unser Feind sondern unser Freund. Und genauso sollte sie auch Dom behandeln! Im besten Fall vermittelt sie zwischen Dom und Sub- dann ist es erregend und auch anregend.
Aber wie schon gesagt, gibt es auch Subs die eine ganz bestimmte Phantasie hegen, einen Thrill erleben wollen und deren Erfüllungslevel deutlich höher angesiedelt ist. Hier reicht es nicht mehr mit der Angst zu spielen- hier will, soll und muss sie frei gelassen werden! Mit unbekannten Ausgang. Dann müssen beide mit allem rechnen. Auch solche Szenarien sind im BDSM alles andere als unüblich, wenn auch nicht Mainstream. Hier liegt die Gefahr darin, dass Dom die Angst packt und nicht zu Ende bringt, was angefangen war. Darauf kann nur ein Absturz erfolgen, wenn nicht der Punkt erreicht und überwunden wurde. Hier geht es sich um absolute Ausnahmesituationen, die jegliche Rationalität vermissen lassen. Hier (re-)agieren nur noch die Instinkte und die Intuition. Weswegen hier das Bauchgefühl unerlässlich ist. Trifft man nicht oft aber wenn, dann weiß man es sofort.