„Zitat von **********ang77:
„Es scheint aber auch öfters der Fall zu sein, dass Innigkeit, Zärtlichkeit, Intimitäten nur in Verbindung mit Sex zu existieren scheint.
Aber die erste Intimität eines wachsenden Interesses aneinander ist doch der sex. Wenn du jemanden kennenlernst wirst du ihm erst nahe sein, wenn ihr Sex hattet. Das hat nix mit Oberflächlichkeit zu tun. Intimität bedeutet Vertrauen. Hat man zu Anfang volles Vertrauen? Das erste urvertrauen kommt mit der ersten Intimität. Schließlich vertraust du dich, total nackt und willen los einer "fremden" Person an.
Hä?
Seh ich absolut nicht so. Und ist für mich auch schon immer immens befremdlich gewesen, wenn Vertrauen, Intimität, Nähe usw. für jemanden vor allem Sex bedeuten, oder er/sie diese Empfindungen primär beim Sex hat oder bekommt.
Zum einen "vertraue" ich mich nicht "nackt und willenlos" einer fremden Person an. Denn:
Ich habe wenig bis kein Interesse an Sex mit Fremden. ist in der Vergangenheit mal vorgekommen, aber das waren absolute Ausnahmefälle mit sehr speziellem Setting, da ging es tatsächlich auch nicht um "Intimität und Vertrauen". Ich bin auch nicht willenlos, wenn ich mit jemandem Sex habe. Ich muss ja noch nichtmal nackt sein, um sexuell mit jemandem zu werden.
Und nein, wenn ich jemanden kennenlerne, ist Sex EINE von ganz vielen Facetten, die Intimität herstellen können und weder die "erste", noch die wichtigste. Mit Vertrauen hat das für mich gleich dreimal nichts zu tun, weil Vertrauen für mich von Verlässlichkeit kommt und nicht von Sex.
Meine Erfahrung ist die, dass es primär Männer sind, die Zuneigungsgefühle und Intimität hauptsächlich durch Sex kennen und ich weiß gerade nicht genau, wo das seinen Anfang hat - ob es daran liegt, dass meiner Beobachtung nach Männer schon von Kindesbeinen an Nähe und Zärtlichkeit eher beim Sex bekommen (wupps, das klingt strange; ich meine damit, dass sie vor allem weniger geknuddelt und gestreichelt werden und zärtliche Körperlichkeiten erst wirklich beim sexuellen Erleben später beginnen) und viel seltener im Alltag (und vor allem zumeist von Menschen, an denen sie sexuelles/romantisches Interesse haben, zum Beispiel nur vom eigenen Partner), oder ob sie wirklich nur in diesem sexuellen Setting Interesse an Intimität haben und andere Formen weniger wichtig, oder sogar unwichtig sind. Letzteres mag ich mich schwer vorstellen, da ich eigentlich nur Männer kenne, die sich auch außerhalb von Sexualität über Zuwendung und Intimität freuen, für die das aber viel weniger Standard ist, als für Frauen, weswegen da oft eine lebenslange Konditionierung stattgefunden hat. Ich kenne nämlich gleichzeitig nur wenige Männer, die körperliche Nähe und Streicheln und Busseln genießen, ohne dass das bestenfalls zu Sex führen soll. Weil die das gar nicht gewohnt waren.
Und ja, ich habe in meinem Leben auch oft beobachtet, dass Partnerinnen von Männern diesen außerhalb sexueller Settings wenig Zärtlichkeit und Nähe geben, es ist meistens die Frau, die geknuddelt wird und geknuddelt werden will, die Streicheln genießt, die ihre Sorgen mitteilt, die eine Umarmung braucht, die Trost braucht, die ihre Unsicherheiten offenlegt und dafür Unterstützung bekommt. Sie ist viel häufiger die Empfängerin, seltener die Geberin. Der Mann ist "Versorger", in jeder Hinsicht.
Und wundern braucht man sich nicht, werden doch überall - und gerade hier habe ich sicherlich schon drölfzig solche Threadverläufe beobachtet - sich mitteilende Männer gerne als Jammerlappen bezeichnet und ein und dasselbe Thema unterschiedlich bewertet, je nachdem, ob ein Mann oder eine Frau betroffen ist.
Also ja, ich glaube, für Männer ist dieses "Nähe, Intimität, Zärtlichkeit, Zuwendung, Vertrauen durch und beim Sex" ein viel größeres Thema, weil sie es außerhalb oft wenig kriegen. Das Ziel ist eine Sexpartnerin, bestenfalls eine Beziehungspartnerin, weil man es dort durch Sex dann auch regelmäßig bekommt. Wenn Frauen sich aus der gemeinsamen Sexualität zurückziehen, entziehen sie dabei eben meist die ganze Palette an Zuwendung, weswegen ich den Eindruck habe, dass Männer ohne Sex, wurscht ob in beziehung oder Single, eine viel größere Arschkarte haben, als Frauen, die unterm Strich besser sozial netzwerken und bei fehlendem Sex nicht automatisch alles andere verlieren.