Das Konstrukt „Hardiness“ nennt drei Haltungen (Hardi Attitudes) die vor diesen Existenziellen Krankheiten schützen können:
-Kontrolle (egal wie schwer es ist, ich bleibe Herr der Lage) ,
-Herausforderung (jeder Fehler ist eine Option zu wachsen),
-Engagement ( nur wenn ich aktiv etwas tue, kann ich etwas ändern)
Ein schönes Beispiel, um aufzuzeigen, wie schwach psychologische Konstrukte gegenüber dem gelebten Alltag sein können.
1. Niemand hat jederzeit Kontrolle und die erlangen zu wollen, sich selbst jederzeit als ‚Herr (soso) der Lage‘ sehen zu müssen, ist ein sehr geeignetes Mittel, sich selbst innerhalb kürzester Zeit in handfeste psychische Schwierigkeiten zu manövrieren.
Der TE pflanzt also 100 Blumen an, es gehen nur 10 an. Wie will er Kontrolle über den Verlust der Flora erlangen? Wie will er Herr über verdorrte Rosen werden?
Kontrollieren kann er nur, wann er wo welche Pflanzen einsetzt. Er kann sich vorab informieren, versuchen, die besten Bedingungen zu ermöglichen. Trotzdem werden ihm Pflanzen eingehen, denn er hat weder Kontrolle über das Wetter, schädigende Insekten, noch den Wurzeln seiner Blümchen.
2. Das liest sich wie eine amerikanische Gebrauchsanleitung für eine selbsterfüllende Prophezeiung. Schon das Wort ‚Fehler‘ impliziert, dass es in meiner Macht lag, dass nicht alle Blumen angegangen sind. Es macht mich gleichzeitig kleiner (Unwürdiger, der nicht mal Blumen anpflanzen kann), aber suggeriert mir auch eine Macht, die ich nicht habe (es liegt einzig an mir und meiner Person, dass Pflanzen nicht so reagieren, wie ich das will.)
3. Auch hier wird ein Anspruch an den Menschen angelegt, den niemand erfüllen kann, der daran scheitern muss. Eine Giftspritze für depressive Menschen. Genau das Gegenteil dessen, was Menschen mit dem Gefühl des Kontrollverlustes brauchen können: Gib dir halt mehr Mühe.
Ich gehe völlig anders um mit dem Gefühl akuter Resignation:
Unzufriedenheit eingestehen: Läuft gerade mistig, fühlt sich doof an, ich will das so nicht und bin sauer, traurig, genervt, überfordert.
Einatmen, Ausatmen: Sich erstmal von der Situation (hier: dem Garten) entfernen, sich etwas Gutes tun (Schnittblumen kaufen), sich Zeit nehmen.
Annahme der Situation: Also gut. Es werden nicht alle Blumen angehen.
Optionen abwägen: Reicht es mir, bereits blühende, besonders robuste Pflanzen in den Garten zu setzen, weniger davon vielleicht, damit ich meine Aufmerksamkeit weniger schenken muss und mehr Zeit für die Pflege habe?
Abwarten: Erst, wenn ich einen neuen Plan habe, der mir Kraft gibt, das Projekt Blumenmeer wieder anzugehen, werde ich mich in das Projekt stürzen. Nicht übereilt in den nächsten Blumenladen hechten.
So schaffe ich es, seit zwei Jahren mit den frustrierenden und manchmal zermürbenden Situationen umzugehen, die man Dating nennt. Da war oft der Gedanke an Kapitulation. Aber das würde meinen Wunsch, mein Verlangen ja auch nicht verändern.
Das Eingeständnis, dass es eben nicht alles in meiner Hand liegt, dass ich eben nicht die Kontrolle über die Reaktion anderer Menschen habe, gehört dazu. Kontrollieren kann ich nur mich selbst und selbst da geschehen manchmal wunderliche Dinge.