Zitat von *****a_S:
„Das, was der TE hier als "Charisma" definiert, ist etwas esoterisches, also eine spirituelle Geheimlehre, nur für Auserwählte bestimmt. Das erkennt man an den unterstrichenen Begriffen, und daran, dass es von den kursiven "irdischen" (biologisch, psychologisch, soziologisch festmachbaren) unterschieden wird. Um an so etwas zu glauben, muss man Menschen gesehen haben, denen es völlig an gutem Aussehen, sexueller Attraktivität, sozialem Status, Charakterstärke, Intelligenz, Bildung usw. gefehlt hat, und die dennoch dieses Charisma (Aura, Energie, Beseeeltsein, Gnadengabe) gehabt hätten.
Wer nüchtern argumentiert, dem bleibt nicht verschlossen, dass das altgriechische Wort "charisma/χάρισμα" nichts anderes bedeutet als "Gnadengabe". Das hat nichts mit Esoterik zu tun, sondern mit Altphilologie.
Und von der Altphilologie ist der Weg nicht weit zur (jüdischen) Theologie, die das Wort aufgenommen hat, um einen von Gott mit besonderen Gaben beschenkten Menschen zu bezeichnen, jemanden, der auf besondere Weise von Höherem beseelt ist - jemand, der über besondere Fähigkeiten und Befähigungen verfügt (eben von Gott verliehene), die diese Person über das Normalmaß hinausheben und auszeichnen.
Diese herausgehobene Position wird auch von modernen Wissenschaften wie Soziologie, Psychologie bis hin zur Managementlehre sowohl empirisch als Tatsache akzeptiert als auch mit die in ihr wohnenden Möglichkeiten erforscht; so untersucht die Soziologie die Rolle, die Charisma in Herrschaftsformen deckelt bis hin zu Vorbildfunktionen, oder in der Managementlehre wie Charisma eingesetzt werden kann, um transformativ zu führen, soll heißen, wie man Leute für Ideen, die man teilt, begeistern kann - auch hier übrigens ein altphilogischer/altgriechischer Begriff: Enthusiasmus (Begeisterung - Geist/Idee!), heißt ursprünglich in Gott sein, ihm teilhaftig sein ... wie gesagt, mit spiritueller Geheimlehre hat das nichts zu tun, nüchtern - ein bisschen genauer - betrachtet.