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Auf jeden Fall gibt es hier ein paar Userin , die das Modell abwertend finden und sofort mit der Ausbeutung & Menschenverachtung verbinden
Nein.
Ich habe die letzten Seiten mit zunehmender Verwunderung darüber gelesen, wie extrem falsch man Aussagen interpretieren kann.
Ich bin sogar eine sehr vehemente Verteidigerin von Sexwork, unterscheide sehr klar zwischen Sexwork und Menschenhandel/Elendsprostitution und habe auch persönliche Kontakte zu Sexworkern, männlich wie weiblich.
Was ich nicht mache, ist anzunehmen, dass etwas moralisch ist, nur weil es legal ist (und vice versa). Ich bin auch nicht realitätsverklärt, ich weiß sehr genau, dass der Großteil der Prostituierten unter Menschenhandel und/oder anderen fürchterlichen Bedingungen leidet und der Anteil autonomer, rechtlich geschützter Sexworker im Vergleich sehr gering ist. Und dennoch verteidige ich die Arbeit letzterer mit Eifer, bin der Meinung, dass es niemanden was angeht, welchen Handel zwei erwachsene, informierte und unabhängige Menschen miteinander eingehen und finde an Sexwork/Sexkauf unter diesem Bedingungen rein gar nichts Verwerfliches.
Was ich ganz explizit nicht leiden kann sind Kunden (m/w), die ihre schlampige Recherche und Auswahl mit "Hab nicht so viel Geld" begründen, oder sich rein von Impulsen leiten lassen, sich zur Gewissensberuhigung etwas schönreden und potenzielles Leid in Kauf nehmen, um ihr Bedürfnis zu befriedigen.
Auf einer ganz persönlichen Ebene mag ich die Strukturen von Einrichtungen mit Mietverhältnis oder "Angestellten" nicht. Sie sind legal (was ich auch ok finde) und mit Glück auch vernünftig geführt - meist aber nicht. Gerade weil es in solchen Einrichtungen regelmäßig zu Ausbeutung kommt - Minderjährigenprostitution, Flatrate, Preisdruck aufgrund der Konkurrenz gleich im nächsten Zimmer und dem unmittelbaren Vergleich - und solche Einrichtungen auch - ob bewusst oder unbewusst - eine Kaufhausmentalität füttern, beurteile ich sie von einem persönlichen Standpunkt aus als moralisch kritisch bis, je nach Fall, tatsächlich verwerflich und habe Probleme mit Menschen, denen das recht egal ist, weil ihnen ihr Bedürfnis wichtiger ist.
Ganz im Gegenteil finde ich jeden Kunden super, der da gewissenhafter und gründlicher sucht, dem die Unabhängigkeit, Konsens und das Wohlbefinden des Sexarbeiters genauso wichtig ist wie sein eigener Spaß und der gerade auch deswegen nicht auf Geiz ist geil setzt.
Ich kenne Sexworker persönlich und ich kenne Kunden persönlich. Was ich moralisch abwerte ist nicht das Sexwork oder der Sexkauf, sondern wenn es zu gedankenlosem oder rücksichtslosem Konsumverhalten kommt, das Leid in Kauf nimmt.