Danke für deine Offenheit,
@*******n_HH .
Ich werde mich hüten, zu behaupten, es sei einfach sich unter FreundInnen sexuell zu öffnen.
Ich sehe aber vor allem generell eine "grausame" (um dein Wort zu verwenden) Ambivalenz.
Einerseits wird es als extrem schwer empfunden, sich von alten, verinnerlichten Idealen, Werten, Leitbildern - und den Personen, die dafür stehen - zu lösen (Angst, Schuldgefühle usw.). Das kann dazu führen, dass jemand lebend tot ist und nur noch als funktionierende Hülle sein Dasein fristet.
Andererseits ist es so, dass - wie z. B. Christa Wolf in
Kindheitsmuster berichtet, fällt mir gerade ein - sich Gefühle rächen, die man sich verbietet oder verboten werden.
Wenn der Leidensdruck jedoch irgendwann zu groß wird, wagt man schließlich das Risiko anstatt der Anpassung und kann bisher Ungelebtes, Unentwickeltes und womöglich Unterdrücktes ausleben und wird im wahrsten Sinn des Wortes ein neuer Mensch.
Von dieser Entwicklung handelt im übrigen der eingangs erwähnte Film von Rohmer. Wie für Rohmer typisch ist es eine Entwicklung hin zum Glück und zur Erfüllung.
Ob es bei jeder/jedem so ist und kommt, vermag ich nicht zu beurteilen (wünschen würde ich es freilich).
Ich denke aber gewiss nicht, dass das Abendland zu Grunde geht, wenn sich Beziehungsformen ändern und viele unterschiedliche koexistieren (unabhängig davon, ob ich sie persönlich lebe oder wie ich sie werte).