„Es ist immer schwer, nicht den Moralapostel raushängen zu lassen.
Ich weiß, warum ich explizit -auch in meinem Profil so geschrieben- die Finger von gebundenen Männern lasse...und ich bin Single, da könnte ich sogar theoretisch, will aber nicht.
Eine Affäre zu sein bedeutet für mich, zuständig zu sein fürs Heilen der Wunden, die der Andere in seiner Beziehung erlebt, in den meisten Fällen wird das wohl (in Anlehnung an den Joy) der fehlende oder schlechte sein. Warum sollte ich mir das antun?
Ich war lange verheiratet und lebte das typische Klischee der klassischen Bilderbuchfamilie. Dann irgendwann Trennung von Seiten meines Mannes, die ich nicht wollte. Aber als ich merkte, er will wirklich nicht mehr, da wollte ich die Scheidung. Wollte frei sein...für mich und für einen neuen Mann. Frei sein für die Option zum Verlieben.
Ich räume erstmal im eigenen Stall auf bevor ich was Neues starte. Die Vergangenheit hinter sich zu lassen ist schwer...wie schwer muss es dann erst sein, wenn auch gleichzeitig noch die Zukunft mit einem anderen Menschen geplant werden soll?
Wie kann ich mich in ein neues Abenteuer stürzen, wenn ich das alte noch gar nicht über-/abgearbeitet habe? Mich und meine Anteile am Scheitern selbst reflektiert habe?
Ich kann Dir nur den Vorschlag machen (und das wirst Du nicht wollen), die Affäre sofort auf Eis zu legen und Dir erstmal nur Zeit dafür zu nehmen, Deine Ehe zu reflektieren. Gleichzeitig hat er die Chance zu überlegen, was er eigentlich möchte.
Vielen Dank für deine Gedanken dazu! Ich finde, du hast viele wichtige Punkte angebracht, sicher auch den ein oder anderen unangenehmen, den ich irgendwie nur zu gerne verdränge. Aber dafür ist der Austausch hier ja so wertvoll.
Ich möchte in diesem Kontext gern schreiben, dass ich im Rahmen meiner Ehe eine Paartherapie mache (seit nunmehr zwei Jahren, mit zwischenzeitlichen Unterbrechungen), um eben einiges aufzuarbeiten. Sie dient uns als begleitende Maßnahme und es ist hilfreich für uns, unter objektiver Anleitung verschiedenste Punkte zu reflektieren. Wir arbeiten also schon eine Weile an/mit uns. Nichtsdestotrotz geht es ja nun mal auch um die großen Fragen, ob man seinen Partner noch liebt zB. Und wenn man nicht mehr zusammenfindet, ist das an für sich ja auch kein Beinbruch, aber, und da gebe ich dir recht, hat der Partner natürlich Ehrlichkeit verdient. Ich habe diese Ehrlichkeit bisher nur in dem Rahmen gegeben, als dass ich meinem Partner sagte (und das viele Monate bevor ich eine Affäre anfing), dass ich ihn nicht mehr liebe und mir eine Trennung unausweichlich erscheint. Da wir aber in einem gewissen Abhängigkeitskonflikt stecken (aufgrund vieler Faktoren), haben wir uns eben dazu entschieden, vorerst weiterhin unser Leben gemeinsam zu bestreiten. Das soll meinen Umgang mit der Situation nicht rechtfertigen, kann aber vielleicht dazu beitragen, in Ansätzen zu erklären. Ich führe also nicht, wie das vielleicht angenommen wurde, zuhause ganz normal meine Ehe weiter, während ich mich anderweitig vergnüge. Sondern mein Mann und ich haben dahingehend die Karten offengelegt, dass sich unsere Beziehung stark verändert hat und eben auch unsere Gefühlswelt. Das kann eben passieren, Menschen entwickeln sich vielleicht in unterschiedliche Richtungen oder es gibt andere Gründe. Das Problem ist dahingehend also mehr, wie man diesen letzten Schritt der Trennung schafft und am besten so, ohne Erwartungen an seine Affäre zu projizieren. Denn, das haben ja auch einige hier geschrieben, muss man diese beiden Felder getrennt voneinander betrachten. Die Trennung auf der einen Seite, die Affäre auf der anderen. Aber man hat natürlich auch irgendwo Sorge, dass die Affäre unter einer solchen Entscheidung leiden könnte. Oder auch schlichtweg, dass man die Person wieder verlieren könnte. Nun, diese Sicherheit kann wohl niemand haben.