Liebe
@**********gsein
ich war auch schon genau in deiner Situation, allerdings war nur sie verheiratet und hatte Kinder, ich war zu der Zeit schon geschieden und wieder Single. Vielleicht darf ich dir trotzdem die damalige Situation, das, was daraus wurde, und wie es mir dabei erging, beschreiben?
Ich lernte sie in einem Chat für Kontaktsuchende kennen. Wir schrieben uns, lernten uns dabei etwas kennen und schätzen. Und dann trafen wir uns, ganz harmlos in einer schönen Altstadt im Winter, nur zum Essen und etwas Reden, und ich war damals hin und weg. Sie war umwerfend, wir fühlten uns innerhalb weniger Minuten schon so, als würden wir uns ewig kennen, und waren ganz ungezwungen und offen miteinander. Wir blödelten rum, wir unterhielten uns ernsthaft, und wir küssten uns schon eine halbe Stunde später. Wir hatten uns gefunden.
Sie war in einer unglücklichen Ehe gefangen, darüber erzählte sie mir sehr viel. Er war Geschäftsmann, viel beschäftigt, sie hatten zwei Kinder, welche im Teenie-Alter waren. Sie lebten nebeneinander her, er war weder besonders fürsorglich noch zärtlich, das Intime war unbefriedigend und sehr schnell vorbei, und er überraschte sie nicht mit Geschenken und auch nicht mit Aufmerksamkeit. Das alles suchte und fand sie bei mir.
Wir versuchten, uns so oft es geht zu sehen. Sie erfand Ausreden - war auf einem Lehrgang, war mit einer Freundin übers Wochenende weg, traf sich mit Kollegen. In Wahrheit war sie bei mir oder wir machten einen Kurzurlaub. Wir schliefen miteinander, oft. Und es war immer wundervoll.
Ich verliebte mich sehr in sie. Bereitete ihr den Himmel auf Erden, und freute mich sehr, zu sehen, wie sie aufblühte. Ich genoss jede Minute und ja, ich wollte sie für mich. Wir sprachen über ihre Ehe, über ihre Möglichkeiten, sie zu beenden, doch sie hatte Angst. Angst davor, wie ihre Kinder reagieren würden, sie wollte ihnen nicht die Eltern nehmen. Sie wollte warten, bis der Große aus dem Elternhaus ausgezogen sein würde, weil es dann sicher leichter wäre.
Nach ein paar Wochen hatte sie Geburtstag. Und dieser Tag war das Ende unserer Affäre. Ihr Mann hatte den Braten wohl gerochen, nehme ich an, und überraschte sie mit einer wunderschönen Feier im tollen, teuren Hotel, mit Familie und vielen Freunden, wo er ihr dann einen Liebesbrief vor allen Anwesenden vor las und ihr die ewige Liebe schwor. Und er überschüttete sie mit der Aufmerksamkeit, die sie sich so sehr gewünscht hatte. Sie erzählte mir das alles, und gestand, sie würde bei ihm bleiben, sie würde ihn immer noch lieben.
Das brach mir natürlich das Herz. Einerseits gönnte ich es ihr, dass sie wohl wieder glücklich war, andererseits bedeutete das aber auch für mich, dass ich sie gehen lassen musste. Sie wollte gerne lockeren Kontakt halten, ab und zu mal telefonieren, aber ich lehnte ab. Es tat zu sehr weh.
Ich habe für mich nach dieser Erfahrung entschieden, dass ich mich nie wieder auf eine Affäre einlassen würde. Ich war in meinen festen Beziehungen immer treu, habe meine Partnerinnen nie betrogen, aber ich war 1x eine Affäre für eine verheiratete Frau, und am Ende stand ich doch alleine da. Ich habe danach intensiv über diese Zeit, die Gefühle, die Enttäuschungen, das Lügen, die Verantwortung, die Moral nachgedacht. Es langsam verarbeitet und daraus gelernt. Ja, das Lügen, das Betrügen, das hat auch an mir immer geknabbert. Ich fühlte mich oft schlecht dabei, ich wollte doch niemandem weh tun, ich wollte nur Zeit mit ihr verbringen. Und doch wusste ich, dass ich etwas tat, was man nicht tun sollte. Dass ich jemanden verletzen werde. Ich bin heute der Meinung, bei einer Affäre leidet immer jemand und sie geht niemals gut aus.
Dass du dich verliebt hast, kann ich ebenfalls gut nachvollziehen. Man baut sehr viel Nähe auf, man teilt Geheimnisse, man sehnt sich und man lechzt nach Zuneigung, Verständnis, Wohlgefühl. Man sucht das, was man zuhause nicht bekommt, und wenn man es dann hat, ist es so wunderbar! Das birgt die Gefahr, dass der Mensch, der einem dieses Glück ermöglicht, schenkt, sehr wichtig wird. Zu wichtig für eine Affäre, eine Heimlichtuerei. Und manchmal verliebt man sich in jemanden, in den man sich nicht verlieben sollte, eben weil er so anders, so fürsorglich, so aufmerksam und so toll ist.
Und dann wird es kompliziert und tut weh, egal, was man dann tut. Irgendjemand in dieser Konstellation wird verletzt werden.