Ok, etwas bin etwas spät zur Diskussion hier, aber ich versuch es trotzdem mal:
Zur Hauptfrage des Artikels:
Ich denke nicht, dass die Mehrheit der Frauen einen beschnittenen Penis bevorzugt, es sein denn, wir reden über Kulturkreise in welchen Beschneidung praktisch flächendeckend praktiziert wird.
Wichtiger jedoch ist meiner Meinung nach, dass der Vorgang, dem Aussehen der Geschlechtsteile eine relativ starke Bedeutung bei zu messen, i.d.R. eher von Männern praktiziert wird als von Frauen. Männliche Sexualität gilt meist als visueller als die weibliche, was das Aussehen von primären (und auch sekundären) Geschlechtsmerkmalen wichtiger macht.
Ich selbst habe von den meisten Frauen, mit welchen ich dieses Thema besprochen habe, folgendes Feedback bekommen:
Den meisten ist es egal, und wenn es Präferenzen gibt, dann sind die optischen Präferenzen meist hin zum beschnittenen Penis, die nicht-optischen (wie es sich anfühlt, was man im Bett alles damit machen kann) eher zum unbeschnittenen Penis.
Nächster Aspekt: Hygiene
Das Argument, dass ein beschnittener Penis hygienischer sein soll als ein unebschnittener, ist für mich ungefähr so stichhaltig, wie die Aussage, dass ein Wohnzimmer mit wenig Möbeln sauberer sein muss als eines mit vielen Möbeln. Klar ist es EINFACHER ein schwach möbeliertes Wohnzimmer sauber zu halten, aber das bedeutet in keinster Weise, dass es automatisch auch sauberer ist. Die Küche meiner Schwester ist schwerer zu reinigen als meine, und wird vermutlich trotzdem sauberer sein.
Ok, zum interessanten Teil:
Ich selbst musste im Alter von 24 aus medizinischen Gründen beschnitten werden, habe also Erfahrung im sexuelen Kontext sowohl mit als auch ohne Vorhaut. In meinem Fall hat der Verlust der Vorhaut für einen großen Verlust von Empfindlichkeit gesorgt, was ich im Vorfeld vermutet habe, aber eben aus medizinischen Gründen keine Alternative dazu hatte. Mein Sexleben hat sich psychologisch dadurch kaum verändert, aber wenn ich die Wahl hätte, hätte ich auf jeden Fall lieber eine (gesunde) Vorhaut als keine.
Zitat von Ayla_18:
„Eine Beschneidung führt dazu, dass der Mann den empfindlichsten Teil seiner Anatomie verliert.
Und das weißt Du als Frau woher? Kann ich echt schwer ertragen, solche unreflektierten FakeNews ...
Das die Konzentration von Nervenenden in der Vorhaut eine der höchsten am gesamten Glied ist, ist eine medizinsche Tatsache. Von Fake News zu sprechen ist daher bestenfalls fragwürdig. Hier wird ganz klar "Empfindlich" (was in direktem Zusammenhang mit der Dichte und Anzahl der Nervenenden in der Region steht) mit "Stimulierend" (was sich mit der Interpretation des gesendeten Nervenimpulse durch das Gehirn beschäftigt).
Zur Veranschaulichung: Die Nase hat ebenfalls eine hohe Dichte von Nervenenden - sie ist empfindlich. Aber die wenigsten Menschen empfinden eine starke - oder überhaupt eine - sexuelle Stimulation durch die Berührung ihrer Nase.
Im übrigen bin ich (ich schrieb es schon) selbst beschnitten (wie viele Millionen jüdischer Männer auch) und kann eindeutig die beste Beschreibung der Sensibilität meines Penis wiedergeben. ...
Allerdings ist kein Vergleich möglich, wenn im Alter von 8, also vor der Entwicklung von Sexualität im Gehirn (welche maßgeblich während der Pubertät stattfindet), beschnitten wurde. Wie stimulierend die Berührung deiner Vorhaut auf einer sexuellen Ebene gewesen wäre, wenn sie noch da wäre, kannst du so nicht wirklich wissen.
Dazu kommt noch, dass das Gehirn sich an verschiedene Empfindungen Anpassen kann, besonders, wenn diese früh im Leben vorkommen.
Als Beispiel: Viele Menschen, die durch Unfälle ihre Hände verloren haben, benutzen im Alltag ihre Füße zur Interaktion. Sie können damit schreiben, Kaffee kochen, ihren Alltag bewältigen. Durch die ständige Nutzung der Füße für solche Aufgaben können diese Menschen deutlich mehr mit ihren Füßen spüren als du und ich.
Die Anzahl an Nervenenden in den Füßen ändert sich dadurch jedoch nicht. Ihr Gehirn ist lediglich durch tägliche Nutzung besser darin geworden, die Signale zu interpretieren.
Das bedeutet aber nicht, dass Hände für diesen Zweck nicht trotzdem nützlicher wären...
Zitat von Kailyn:
„Optisch stehe ich sehr auf das Frenulum, für mich ist das der schönste Teil des Penis und manche beschnittenen haben das nicht mehr.
Falsch - Du kennst nicht einen beschnittenen Mann, der kein Frenulum mehr hätte.
Wikipedia:
Häufig ist das Vorhautbändchen (Frenulum praeputii, siehe „Vorhaut“), [...] , ebenfalls Gegenstand der Beschneidung. Dabei wird das Bändchen, unabhängig von dem vorgeschriebenen Maß der Abtragung von innerem und äußerem Vorhautblatt, entweder nur durchtrennt und danach zumeist an den Wundrändern wieder quer vernäht oder es wird vollständig ausgeschnitten.
Hier nochmal der Vergleich mit Bild:
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/1/19/Durchtrenntes_Vorhautb%C3%A4ndchen.png/495px-Durchtrenntes_Vorhautb%C3%A4ndchen.png
Ich habe keine Ahnung, woher du die Idee hast, dass das Frenulum niemals Teil der Beschneidung ist, aber - und das kommt von einem mann OHNE Frenulum - mit der Realität hat sie nichts zu tun.
Mein Fazit ist:
Die Bescheidung entfernt einen empfindlichen Teil der Geschlechtsteile und sollte daher nur mit medizinischer Indikation erfolgen. Und auf die Gefahr hin, dass dies als Intolerant wahrgenommen wird:
Ohne medizinische Indikation eine Beschneidung bei Kindern vorzunehmen finde ich inakzeptabel und sollte meiner Meinung nach illegal sein. Religion ist keine valide Grundlage für einen solchen Eingriff (Wenn ich an einen Gott glaubte, der Ohrläppchen hasst, wäre es dann ok, wenn ich meinen potentiellen kindern die Ohrläppchen entfernen lasse? Natürlich nicht, und Ohrläppchen haben weniger Funktion als Vorhäute...)