„Ich denke, einer der Hauptgründe, warum jemand zum Stalker wird, ist ein Problem damit zu haben, eine Beziehung abschließen zu können. Wahrscheinlich auch vermehrt in Beziehungen, die sich im Streit getrennt haben.
Ich glaube, du hast da eine einseitige, "romantisierte" Vorstellung davon. Ein Stalker kann auch jemand werden, den man selbst überhaupt nicht oder nur flüchtig kennt.
Als ich 14 war, gab es einen Mann, der oft im gleichen Bus war, wenn ich von der Schule nach Hause gefahren bin. Der hat mir öfter zugelächelt, aber ich habe das einfach ignoriert. Eines Tages ist er plötzlich an der gleichen Bushaltestelle ausgestiegen wie ich und mir nachgelaufen.
Wir haben am Berliner Stadtrand gewohnt, da war also am Nachmittag nicht so viel los und von der Haltestelle bis zu unserem Haus waren es noch 650m.
Nach etwa 200 Metern sprach er mich an. Dass ich ihm schon oft aufgefallen bin, er mich so hübsch findet.
Ich sagte ihm einen falschen Vornamen und war ehrlich, was das Alter betraf. Er meinte, er ist 21 aber ihm stört es nicht, dass ich jünger bin, er hoffte, es stört mich auch nicht. Er wollte unbedingt meine Telefonnummer und mich zum Essen einladen. Darauf, dass ich darauf keine Lust hätte, hat er nicht reagiert. Schließlich meinte ich, ich habe nen Freund und bin etwas schneller gegangen.
Nach Hause habe ich mich nicht getraut, sondern bin 200 Meter weiter zu einer mit meiner Mutter befreundeten Nachbarin gegangen.
Ein paar Tage später stieg er wieder an der gleichen Haltestelle aus, sprach mich nicht an, aber ging mir ein Stück weit hinterher.
Ab da habe ich dann immer einen anderen Weg von der Schule genommen, der zwar umständlicher war, aber wo ich nicht an dieser Bushaltestelle aussteigen musste. Trotzdem hatte ich lange Zeit ein mulmiges Gefühl und hatte immer Sorge "Was wenn der einfach in der Nachbarschaft rumschaut?"