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Sexuelle Revolution oder neuer Biedermeier?

*********Noob Mann
1.746 Beiträge
Das Tittenbild der Bild wurde aufgegeben weil es keine Schockwirkung mehr hatte. Das spricht eher gegen Biedermeier.
*********acht Frau
8.063 Beiträge
Es wurde aufgegeben nach massiven Protesten von Frauen, die keinen Bock mehr darauf hatten, morgens in Bahn und Bus stillschweigend männliche Wichsfantasien angucken zu müssen. Wie oft habe ich es als junge Frau erlebt, dass ein feister alter Kerl einem grinsend die Rückseite der BLÖD vor die Nase gehalten hat. Zum Kotzen fand ich das.
Die Texte zu diesen Bildchen wurden übrigens von der männlich besetzten Redaktion nach dem Muster geschrieben: Mädchen von nebenan mag am liebsten unkomplizierten Sex mit Durchschnittstypen (um die geistig und sozial schwächere und meist vergeblich nach hübschen jungen Mädchen gierende Leserschaft zu bedienen). Die Models wurden dazu jedenfalls nicht interviewt, also reinster male gaze.

Ich denke, dass auch die zunehmende Verfügbarkeit von Pornos dazu beigetragen hat, dass solche Wichsvorlagen aus dem Alltag verschwanden.

Gleichzeitig tauchten mehr schöne junge Männer in der Werbung auf, wenn auch nicht nackt sondern maximal halbnackt. Das ist das, was Frauen meist gerne sehen: Ein ansehnlicher Mann, der einem nicht gleich sexuell aggressiv auffordernd begegnet. Und die weiblichen Models treten meist sehr sexy, aber in viel selbstbewussterer Haltung auf. Dieses neue Rollenverständnis - sexy ja, aber nicht objektifiziert - finde ich sehr viel besser als das vorher.

Ich denke daher, dass die plumpen Wichsvorlagen in die Pornowelt abgerutscht sind und der Alltag von mehr unterschwelligerer Erotik befüllt wurde. Ich find das sehr entspannt: Jeder kann sehen, was er oder sie môchte, aber es wird einem nichts ungefragt aufs Auge gedrückt in der Öffentlichkeit. Schon gar keine fragwürdigen Menschenbilder.

Ums nochmal zu wiederholen: Der Abschied vom strikt einseitigen male gaze, der Frauen zu willigen Sexobjekten degradiert hat, ist völlig zu Recht von der Öffentlichkeit in die Pornos gerutscht, denn da kann ja ruhig jede Fantasie bedient werden.
*********asel Frau
1.691 Beiträge
Was ich einfach merke (gerade wieder am Wochenende) das die Leute die in Clubs ihren sexuellen Gelüsten nachgehen sollten, das nun einfach überall machen, ob man das dort will oder nicht. Die Swinger-Wilden muss man jetzt akzeptieren und sich überall zum Sexobjekt machen lassen.

Ich wollte mit der Kollegin FKK machen und wir mussten 3 mal den Standort wechseln, weil wir von Männern und Paaren angegafft oder angesprochen wurden. EKELHAFT.. nicht jeder will einen Porno leben.

Diese Orte waren schon immer da, man konnte dort schon seit ich ein Kind war nahtlos bräunen (und jaa.. Kinder waren auch dort aber das ist den Swingern ja total egal ob die ein errigiertes Glied sehen oder nicht). Egoismus der mich sprachlos macht…
*********acht Frau
8.063 Beiträge
Zitat von *********asel:

Ich wollte mit der Kollegin FKK machen und wir mussten 3 mal den Standort wechseln, weil wir von Männern und Paaren angegafft oder angesprochen wurden. EKELHAFT.. nicht jeder will einen Porno leben.

Nicht ihr müsst den Platz wechseln, sondern die Gaffer und Angraber. Eine deutliche Ansage, dann Polizei und Platzverweis.
Anscheinend müssen viele Menschen wieder neu lernen, dass ihre gloriöse Freiheit dort aufhört, wo die Freiheit eines anderen Menschen beginnt.

Kein Sexobjekt für jeden Dahergelaufenen sein zu wollen, ist eben auch ein Stück Freiheit.
Zitat von *********acht:
Es wurde aufgegeben nach massiven Protesten von Frauen, die keinen Bock mehr darauf hatten, morgens in Bahn und Bus stillschweigend männliche Wichsfantasien angucken zu müssen. Wie oft habe ich es als junge Frau erlebt, dass ein feister alter Kerl einem grinsend die Rückseite der BLÖD vor die Nase gehalten hat. Zum Kotzen fand ich das.
Die Texte zu diesen Bildchen wurden übrigens von der männlich besetzten Redaktion nach dem Muster geschrieben: Mädchen von nebenan mag am liebsten unkomplizierten Sex mit Durchschnittstypen (um die geistig und sozial schwächere und meist vergeblich nach hübschen jungen Mädchen gierende Leserschaft zu bedienen). Die Models wurden dazu jedenfalls nicht interviewt, also reinster male gaze.

Ich denke, dass auch die zunehmende Verfügbarkeit von Pornos dazu beigetragen hat, dass solche Wichsvorlagen aus dem Alltag verschwanden.

Gleichzeitig tauchten mehr schöne junge Männer in der Werbung auf, wenn auch nicht nackt sondern maximal halbnackt. Das ist das, was Frauen meist gerne sehen: Ein ansehnlicher Mann, der einem nicht gleich sexuell aggressiv auffordernd begegnet. Und die weiblichen Models treten meist sehr sexy, aber in viel selbstbewussterer Haltung auf. Dieses neue Rollenverständnis - sexy ja, aber nicht objektifiziert - finde ich sehr viel besser als das vorher.

Ich denke daher, dass die plumpen Wichsvorlagen in die Pornowelt abgerutscht sind und der Alltag von mehr unterschwelligerer Erotik befüllt wurde. Ich find das sehr entspannt: Jeder kann sehen, was er oder sie môchte, aber es wird einem nichts ungefragt aufs Auge gedrückt in der Öffentlichkeit. Schon gar keine fragwürdigen Menschenbilder.

Ums nochmal zu wiederholen: Der Abschied vom strikt einseitigen male gaze, der Frauen zu willigen Sexobjekten degradiert hat, ist völlig zu Recht von der Öffentlichkeit in die Pornos gerutscht, denn da kann ja ruhig jede Fantasie bedient werden.

Da kann ich nur zustimmen.
Es machte nämlich u. A. so gar keinen Spaß, nachts an einer Bushaltestelle zu stehen und direkt neben sich, auf einer beleuchteten Werbewand, das Bild einer halbnackten Frau. Oder diese unsäglich peinliche Werbung einer Eismarke (die mit den "Lippön").

Anfang der 1990er habe ich tatsächlich nach bestandenem Einstellungsgespräch einen Praktikumsplatz als Reinzeichnerin (damals hieß das noch so) beim "Stern" abgelehnt.
Weil ich Kaffee hätte kochen sollen, das Ganze "unter der Hand" laufen sollte und:
weil der komplette Redaktionsflur mir den damaligen Tittelbildern (!) vollgehängt war.

Da hatte ich keinen Bock drauf.
*********Noob Mann
1.746 Beiträge
Die Aussage das die Wirkung der Tittenbilder nach lässt, stammt vom ehemaligen Chefredakteur. Die BLÖD ist seit Jahrzehnten scheiße. Ich würde daher nicht drauf wetten das die wegen Protest was ändern.
Auch wieder wahr.
******_wi Paar
8.306 Beiträge
Die Frauen konnten sich bei der Zeitung dafür bewerben, dass sie barbusig abgebildet werden. Das entsprechende Angebot samt Honorar war jeden Tag abgedruckt.

Und so wie sich viele beim Playboy bewerben, werden es auch dort viele getan haben. Für, ich glaube, 100 DM.
*******lus Mann
287 Beiträge
Die Darstellung von Nacktheit in den Mainstream-Medien betrifft allerdings nicht nur Abbildungen weiblicher Personen. Erinnert sich noch jemand an den "Wildschwein-Vorfall" an einem FKK-See in Berlin? Vor ungefähr zwei Jahren hatte dort ein Wildschwein einem nackten Mann die Tasche geklaut und war damit davongelaufen - das Ganze wurde mehrfach fotografiert und in den Medien veröffentlicht. Bezeichnend dabei war freilich, dass der eigentlich nackte Mann in vielen Publikationen nicht in voller Nacktheit abgebildet wurde, sondern zensiert oder nur in Ausschnitten:

https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/wildschweine-klauen-laptop-fkk-bader-nimmt-die-verfolgung-auf-li.97459?pid=true

https://www.rtl.de/cms/nackter-badegast-jagt-diebisches-wildschwein-am-berliner-teufelssee-4592982.html

Ein nackter Hintern! Zensiert! Wenn das kein Biedermeier ist.
********ette Mann
2.415 Beiträge
Zitat von *******lus:

Ein nackter Hintern! Zensiert! Wenn das kein Biedermeier ist.
Und ein zensierter Hinterkopf. Skandal!
Hier ging es wohl vielmehr darum, die Würde der "bestohlenen" Person zu bewahren, als um irgendeine Form von Biedermeier.
*******lus Mann
287 Beiträge
Zitat von ********ette:
Zitat von *******lus:

Ein nackter Hintern! Zensiert! Wenn das kein Biedermeier ist.
Und ein zensierter Hinterkopf. Skandal!
Hier ging es wohl vielmehr darum, die Würde der "bestohlenen" Person zu bewahren, als um irgendeine Form von Biedermeier.

Diese Sichtweise setzt aber ja auch wieder voraus, dass Nacktheit als würdelos empfunden wird. Ist auch unlogisch, wenn die Person hätte anonym bleiben sollen, hätte man auch einfach nur die Augen zensieren können. Davon abgesehen kursieren von dem Ereignis ohnehin diverse Fotos, zensiert und unzensiert.
********ette Mann
2.415 Beiträge
Zitat von *******lus:

Diese Sichtweise setzt aber ja auch wieder voraus, dass Nacktheit als würdelos empfunden wird
In diesem Fall ist (nach meinem Empfinden) nicht die Nacktheit würdelos, sondern nackt einem Wildschwein mit einer gestohlenen Plastiktüte hinterher zu laufen.

Das davon auch unzensierte Fotos existieren ist für die Bewertung der Situation erst einmal unerheblich. Jeder mag Würde anders bewerten. Aber ich bleibe dabei, dass diese Szene nichts mit Biedermeierei zu tun hat.
*******lus Mann
287 Beiträge
Einen nicht unwesentlichen Anteil daran, nach welchen Maßstäben Nacktheit in den Mainstream-Medien gezeigt oder aber eben auch nicht gezeigt wird, dürften große US-amerikanische Unternehmen wie beispielsweise Facebook haben.

Kennt jemand den Herkules in Kassel? Das ist eine Statue, die dort seit mehr als 300 Jahren auf einem Hügel steht - und einen nackten Mann darstellt. Was macht Facebook, wenn man ein Bild dieser Statue postet? Richtig, das Bild wird zensiert:

https://www.hna.de/kassel/herkules-facebook-zensiert-werbung-mit-welterbe-9506121.html

Ein weiteres Beispiel: Die Venus von Willendorf. Diese Statue ist 30.000 Jahre alt und zeigt eine nackte Frau mit üppigen Rundungen. Was macht Facebook? Facebook stuft die Statue als "pornografisch" ein. Ja, wirklich:

https://www.dw.com/de/facebook-zensiert-venus-von-willendorf/a-42777338
******_wi Paar
8.306 Beiträge
Zitat von *******lus:
Einen nicht unwesentlichen Anteil daran, nach welchen Maßstäben Nacktheit in den Mainstream-Medien gezeigt oder aber eben auch nicht gezeigt wird, dürften große US-amerikanische Unternehmen wie beispielsweise Facebook haben.

Kennt jemand den Herkules in Kassel? Das ist eine Statue, die dort seit mehr als 300 Jahren auf einem Hügel steht - und einen nackten Mann darstellt. Was macht Facebook, wenn man ein Bild dieser Statue postet? Richtig, das Bild wird zensiert:

https://www.hna.de/kassel/herkules-facebook-zensiert-werbung-mit-welterbe-9506121.html

Ein weiteres Beispiel: Die Venus von Willendorf. Diese Statue ist 30.000 Jahre alt und zeigt eine nackte Frau mit üppigen Rundungen. Was macht Facebook? Facebook stuft die Statue als "pornografisch" ein. Ja, wirklich:

https://www.dw.com/de/facebook-zensiert-venus-von-willendorf/a-42777338

Naja, das macht ja kein Mensch, sondern die ach so schlaue KI. Also die Maschine. Das wird vielleicht noch, vielleicht aber aus Furcht, andere tatsächliche Pornografie fälschlicherweise durchgehen zu lassen, vielleicht auch nicht.

Außerdem gibt es da noch die US-amerikanische Prüderie der öffentlichen Wahrnehmung. Ich bin sicher, dass kaum ein US-amerikanisches Kind nach dem Abstillen noch einmal die Titten seiner Mutter zu sehen bekommt. Und wenn aus Versehen doch, wird es gleich einem Psychotherapeuten vorgestellt...

Andererseits ist es schon eine Herkulesaufgabe (kleines Wortspiel), wenn man seinem Kind erklären soll, warum Nacktheit eher nicht in die Öffentlichkeit gehört, während überlebensgroße Statuten von nackten Menschen als Kunst gelten oder als Denkmal anerkannt sind und das so in der Öffentlichkeit seine Richtigkeit hat.
Ich hatte kein Problem damit, meinen Kindern zu erklären, warum sie sich nicht beliebig nackt zeigen, mit 15 Jahren tätowieren oder im Trash-TV zum Horst machen sollten - auch wenn andere das öffentlich vorgemacht haben. Und sie wollten auch nicht hoch zu Ross mit Säbel in die Schlacht ziehen, wie die überlebensgroße Statue im Park.

Ich selbst hatte nämlich auch schon als Kind gelernt, dass man nicht alles machen muss, was man machen kann. Dass Freiheit der Wahl auch mal kluger Verzicht bedeuten kann. Und dass kommerzielle Medien bzw später Soziale Netzwerke nicht der beste Maßstab für die eigene Moral sind.

Was scheren uns denn prüde Algorithmen aus den USA, die an einer Skulptur versagen?? Das sind Verleitfährten auf der Suche nach echten Antworten.
Ja, @****Tat .
Meine Eltern hatten auch kein Problem damit, mir solche Dinge zu vermitteln.
Was ich heute aber verstärkt wahrnehme ist (und das geht nicht nur mir so) :
dass weniger "vermittelt", sondern vielmehr
"ergebnisoffen und auf Augenhöhe diskutiert" wird.
Das aber nur am Rande.
Tja, Kindern Moral zu vermitteln, ist wahrhaft heikel. Denn man muss sie vor allem vorleben und damit gewissermaßen aufdrängen. Erst später kann man sie begleitend in Worte fassen. Und sie erst mit dem mündigen Jugendlichen diskutieren.
Diese Diskussion ist dann tatsächlich ergebnisoffen und man muss auch darauf gefasst sein, abgelehnt zu werden.
Aus Angst davor deswegen von vornherein die Vermittlung nicht zu wagen, bedeutet (aus meiner persönlichen Sicht) sich als Eltern aus der Verantwortung zu stehlen.
@****Tat
Das oder die Angst davor, nicht gemocht zu werden... oder etwas zu wiederholen?
Ich weiß es nicht.
( Jedenfalls ein spannendes Thema, das aber leider OT ist, fürchte ich).
******_wi Paar
8.306 Beiträge
Dass eine komplett antiautoritäre Erziehung nicht funktioniert, hat man schon vor 50 Jahren erfahren können. Emil Steinberger hat das einmal wunderbar In einem Sketch verarbeitet, wo der 14-jährige (!) Sohn in seinem Kinderzimmer bei seinem Mofa einen Ölwechsel durchführt.
*******lus Mann
287 Beiträge
Sexuelle Revolution oder neuer Biedermeier? Der Vollständigkeit halber sei hier auch noch auf die derzeitige Debatte um den Ballermann-Hit "Layla" verwiesen. Dieses schlichte Lied, das von einer "Puffmama" handelt, die "schöner, jünger, geiler" sei, wurde auf mehreren Volksfesten Deutschlands mehr oder weniger verboten bzw. für unerwünscht erklärt. Das Lied sei sexistisch, sagen Kritiker. Andere dagegen sehen den Aufschrei der Empörten als Indiz für eine Zunahme der Prüderie in Deutschland.

Auf cicero.de heißt es dazu im Artikel "Auf dem Weg in den Neopuritanismus" von Alexander Grau:

Doch weder ist das Lied besonders sexistisch noch sonstwie anstößig – allenfalls etwas albern. Einmal mehr triumphiert dennoch eine Minderheit puritanischer Tugendwächter über die Mehrheit der Bürger, die einfach ihren harmlosen Spaß will.

https://www.cicero.de/kultur/layla-auf-dem-weg-in-den-neopuritanismus-sexismus-cancel-culture

Alexander Kissler bezeichnet in der Neuen Zürcher Zeitung das Lied zwar als "reichlich ordinär", stellt aber auch fest: "Der Puritanismus schreitet voran". Kissler spricht sich abschließend gegen weitere Einschränkungen der Freiheit aus:

Kaum etwas braucht eine ohnehin gereizte Gesellschaft weniger als weitere Verbote, zusätzliche Freudlosigkeit, noch mehr Illiberalität.

https://www.nzz.ch/meinung/der-andere-blick/layla-das-verbot-des-schlagers-auf-volksfesten-ist-absurd-ld.1693414
Kaum etwas braucht eine ohnehin schon völlig entgrenzte Gesellschaft weniger, als weitere Entgleisungen, zusätzliche Hirnlosigkeit, noch mehr Immoralität.
******_wi Paar
8.306 Beiträge
Zitat von *******lus:
Sexuelle Revolution oder neuer Biedermeier? Der Vollständigkeit halber sei hier auch noch auf die derzeitige Debatte um den Ballermann-Hit "Layla" verwiesen. Dieses schlichte Lied, das von einer "Puffmama" handelt, die "schöner, jünger, geiler" sei, wurde auf mehreren Volksfesten Deutschlands mehr oder weniger verboten bzw. für unerwünscht erklärt. Das Lied sei sexistisch, sagen Kritiker. Andere dagegen sehen den Aufschrei der Empörten als Indiz für eine Zunahme der Prüderie in Deutschland.

Auf cicero.de heißt es dazu im Artikel "Auf dem Weg in den Neopuritanismus" von Alexander Grau:

Doch weder ist das Lied besonders sexistisch noch sonstwie anstößig – allenfalls etwas albern. Einmal mehr triumphiert dennoch eine Minderheit puritanischer Tugendwächter über die Mehrheit der Bürger, die einfach ihren harmlosen Spaß will.

https://www.cicero.de/kultur/layla-auf-dem-weg-in-den-neopuritanismus-sexismus-cancel-culture

Alexander Kissler bezeichnet in der Neuen Zürcher Zeitung das Lied zwar als "reichlich ordinär", stellt aber auch fest: "Der Puritanismus schreitet voran". Kissler spricht sich abschließend gegen weitere Einschränkungen der Freiheit aus:

Kaum etwas braucht eine ohnehin gereizte Gesellschaft weniger als weitere Verbote, zusätzliche Freudlosigkeit, noch mehr Illiberalität.

https://www.nzz.ch/meinung/der-andere-blick/layla-das-verbot-des-schlagers-auf-volksfesten-ist-absurd-ld.1693414


Der Meinung schließe ich mich an. Viele Schlager aus den 70ern, übrigens auch alle in deutscher Sprache, sind vom Inhalt sexistischer und die älteren Damen (aus meinem damaligen Blick Marke Schwiegermutter) haben sich von Begeisterung auf die Schenkel geklopft.

Und es scheint, als ob hier in Deutschland immer noch keiner Englisch kann, wenn man im Vergleich sieht, was da alles scheinbar durchgewunken wird.

Ich glaube allerdings nicht, dass es Prüderie ist, die zu beklagen ist. Ich glaube, dass es die Angst vor einem Shitstorm ist. Und da will man in vorauseilendem Gehorsam alles vermeiden, was hinterher öffentlich angeprangert werden kann. Die Macht negativer Kommentaren - insbesondere, weil zusätzlich niemand die Meinung völlig Unbeteiligter als irrelevant bezeichnet - ist in der Lage, alles platt zu machen, solange wir uns davon beeinflussen lassen.

Was interessiert mich, was in Würzburg auf dem Volksfest für Musik gespielt wird, wenn ich gar nicht dort bin und auch ohne diese Thematik beschlossen hatte, nicht hinzugehen? Warum soll sich mein Nachbar dann aufregen, wenn ihm nicht gefallen würde, wenn man dieses Lied dort spielen würde? Und warum soll es eine Rolle spielen, wenn er diesem Ärger öffentlich Luft macht?

Diese Angst vor öffentlicher Entrüstung befeuert die Cancel Culture, lähmt öffentliche Entscheidungen und verschreckt unsere Politiker. Möglich wurde es erst durch die (un-)"sozialen" Medien. Die Welt ist nicht zurück drehbar, aber wir sollten lernen, anders mit diesen Unmutsäußerungen umzugehen, denn es findet sich bei jeder Sache, jeder Entscheidung, etc. immer jemand, der *dagegen* ist, dafür Anhänger mobilisiert und negative Stimmung macht. In der Regel sind diese "Aufrührer" gar nicht betroffen, weil aus der Ferne agierend. Ihnen geht es darum, den "Etablierten" zu zeigen, wer die Macht hat, sie zu stören, oder sich einfach einen Spaß zu machen.

Aber natürlich nistet sich das alles in den Hirnen der Bevölkerung im Zuge von Erinnerungen ein und kann tatsächlich die Neoprüderie auslösen oder unterstützen. So finden viele heute auch die Cancel Culture für richtig, ohne es genau begründen zu können. Wenn die einzige Argumentation ist, es sei halt Zeitgeist, ist das genau der Beweis für die Einflussnahme dessen, was andere medienwirksam fordern.
*******lus Mann
287 Beiträge
Zitat von ******_wi:
Ich glaube allerdings nicht, dass es Prüderie ist, die zu beklagen ist. Ich glaube, dass es die Angst vor einem Shitstorm ist. Und da will man in vorauseilendem Gehorsam alles vermeiden, was hinterher öffentlich angeprangert werden kann. Die Macht negativer Kommentaren - insbesondere, weil zusätzlich niemand die Meinung völlig Unbeteiligter als irrelevant bezeichnet - ist in der Lage, alles platt zu machen, solange wir uns davon beeinflussen lassen.

Ich denke schon, dass beim Fall "Layla" auch Prüderie mitschwingt. Dass es Leute gibt, die ein Problem damit haben, wenn in der Öffentlichkeit lauthals Begriffe gegrölt werden, die eine sexuelle Bedeutung haben. Ja, dass es Leute gibt, die - immer noch oder wieder - ein Problem damit haben, wenn Menschen jenseits einer monogamen Beziehung sexuell aktiv sind und eben z. B. in den Puff gehen. Wokeness und Pfarrhaus sind sich eben mitunter näher als man zunächst denkt...

Das mit dem Shitstorm, den man vermeiden wollte und dem vorauseilenden Gehorsam sehe ich auch so. Zumindest teilweise hat man gekniffen, weil man keinen Ärger wollte. Ein Teil der Veranstalter freilich dürfte voll hinter dem örtlichen Verbot stehen, gerade dort, wo die Stadtverwaltung mit dem Veranstalter identisch ist.
@*******lus
Ich hatte den Thread zu dem Song gelesen.
Eine abschließende Meinung habe ich dazu nicht, aber ich glaube, dass du irgendwie:

sexuelle Offenheit/ sexuelle Freiheit irgendwie mit
Sexismus, Plumpheit und Abstumpfung
(was ja die Argumente waren) gleichsetztgleichsetzt bzw verwechselst.

Für mich ist die Debatte um diesen Song jedenfalls ein denkbar schlechtes Beispiel, wenn es um sexuelle Offenheit vs Biedermeier geht.

Ich könnte mir vorstellen, dass diejenigen, die gegen diesen Song Bedenken haben, durchaus sexpositive (!) Menschen sind.

Prüderie ist für mich etwas anderes.
@******_wi
Was du über die Schlager aus den 1970ern etc schreibst, stimmt zwar.
Trotzdem ist der Kontext/ Zeitgeist heute ein völlig anderer.
Meiner Erinnerung nach war
"die Gesellschaft" damals, um @****Tat (teil) zu zitieren, eben noch nicht so entgrenzt, wie sie es heute ist.
Und damit meine ich noch nicht mal Dinge, die Sex betreffen.

Meine Bilanz an Störfaktoren im öffentlichen Raum wächst exponentiell-
wahrscheinlich weiß ich aber nur nicht, "individuelle Freiheit" zu würdigen.
(Ist nur ganz knapp OT).
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