Immer wieder erstaunlich, finde ich, wie diese Themen um Mütter/Väter/Sex/Stillen/Erziehung u.ä. hochkochen.
Das Wichtigste wäre doch, in einer Diskussion wertschätzend und ruhig miteinander umzugehen, zumal der TE sein Thema "Erfahrungsaustausch" genannt hat. Da ist die Richtung doch schon vorgegeben.
@***_s Danke übrigens für dein Thema und die wertschätzende Darstellung eurer Situation.
Ich finde es absolut richtig, weiter zu forschen, warum deine Frau so empfindet. Herausfinden und beschreiben, erklären kann nur sie es dir (wenn auch sicherlich therapeutische Hilfe möglich wäre, zu der ich jetzt aber nicht unebdingt raten würde, nur, wenn sie es möchte). Beheben könnt ihr diese Probleme nur zusammen.
Ganz grundsätzlich gibt es im Leben immer wieder solche Phasen, in denen die sexuellen Wünsche auseinanderdriften, bis hin zu "gar keine" auf einer Seite.
Wir sind es heutzutgáge anscheinend gewohnt zu meinen, alles wäre schnell zu beheben, frau/man müsse nur wollen, sich bemühen usw...
Nein, finde ich. Es gibt Dinge, Situationen, die
sind einfach.
Nur wenn die Gründe erkennbar sind, kann versucht werden, etwas daran zu ändern.
Schuldzuweisungen und "Schaut her, bei mir geht es doch auch !" helfen da wirklich nicht weiter.
Gute Ansätze sehe ich in der Frage der Hormone.
Im Prinzip ja Biologie.
Zur Erinnerung: wir Frauen haben auch gewisse angeborene Instinkte, die mal mehr, mal weniger stark ausgeprägt sind und die nicht die anderen erfreuen sollen, sondern das Überleben des Kindes sichern.
Wie weit sie zum Tragen kommen, ein Problem werden, muss individuell entschieden werden. Da gibt´s keine Norm, wie es hier in einigen Posts anklang.
Norm, auch so ein Thema.
Die früheren Rabenmütter sind heute quasi die Norm im Sinne von "berufstätig und Mutter", die heutigen Supermütter, die belächelt oder kritisiert werden, waren früher die Norm.
Es darf doch bitteschön jede Frau selbst entscheiden, wie sie sein möchte bzw. darf annehmen, wie sie ist.
Die Pille als Verhütung macht oft lustlos, da eine Schwangerschaft vorgegaukelt wird (je nach Präparat).
Vor den Kindern ohne Pille verhütet, nach den Kindern mit - oder umgekehrt - kann das Geruchsempfinden und damit auch die aufkommende Lust der Frau unglaublich beeinflussen.
Geburtstraumata (das schönste Erlebnis auf Erden ist es nämlich nicht immer....) , Narben von Dammrissen oder - schnitten, zu fest vernähte Risse oder Schnitte sind etwas, das von den Frauen oft verschwiegen wird, aber zu Schmerzen oder Vermeidungshaltungen führt. Hebammen können davon viel berichten.
Und überhaupt das Aussehen.
Manche Frauen kommen gut durch Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit. Andere wiederum fühlen sich an der Vulva/Vagina zerfetzt, finden sich äußerlich im Genitalbereich nicht mehr schön, mögen ihren Bauch, ihre Brüste nicht mehr o.ä., egal, was der Mann auch sagt.
Dann die ganzen psychischen Dinge, die auch hormonell bedingt sein können. Angst vor einer erneuten Schwangerschaft, sich nicht vom Kind lösen können und nicht wissen, warum.
Die ganzen Rollenerwartungen, die plötzlich auf eine Frau und einen Mann einprasseln, wenn sie Eltern werden.
Durch den
nach Sex hungernden Mann entsteht ein Druck, der die Frau sich vielleicht als Versagerin fühlen lässt, genauso wie er sich vielleicht als Versager fühlen kann, weil er es nicht schafft, ihr den Sex näher zu bringen.
Würde plötzlich die Frau wieder ganz viel Lust auf Sex haben, könnten z.B. auch die Rollen plötzlich vertauscht sein: Der Mann bekommt den Kopf für so viel Sex nach der Arbeit nicht frei... (auch ein Problem so einiger Männer, das annehmend behandelt werden sollte).
Da das hier ein
Erfahrungsaustausch ist:
4 Schwangerschaften, 3 schwere Geburten, eine Fehlgeburt, eines der Kinder behindert.
Während der Stillzeiten hatte ich keinen Zyklus, aber auch keine hormonelle Migräne, genauso wie absolut keine Lust auf Sex... Ein Zungenkuss war für eklig wie nichts, was mich sehr wunderte.
Mein Mann hatte Geduld.
Während der Schwangerschaften hatte ich viel Lust, er aber Angst, eine Fehlgeburt auszulösen, was wiederum lusttötend war, weshalb ich Geduld haben musste.
Irgendwann dann erwachte meine Lust nach Jahren der Kleinkindzeiten wieder mit Macht...., was wiederum ihm dann plötzlich zu viel wurde, der beruflich viel eingespannt war. Da war wieder Geduld von mir gefragt.
Usw....
Mit zunehmenden Alter nun und unseren Erfahrungen ist der Sex (den wir uns in einem Haus mit großen Kindern fast erkämpfen müssen) unglaublich intim und erfüllend geworden.
Lange Dates, albern, lachen, sich Zeit nehmen, den Körper des anderen kennen, aber jedesmal auf Neue wieder erforschen. Wir sind immer wieder überrascht, wie jeder Sex sich wie neu und nie erlebt anfühlt.
Es klingt so wahnsinnig altersweise
, aber ich denke, Geduld kann sich auch lohnen. Und schwere Zeiten weichen oftmals wieder leichten und schönen
, wenn zwei im Gespräch und Kontakt bleiben.