„Die magische Zahl 3 ploppt immer wieder auf. Plötzlich gibt er sich weniger Mühe, ist weniger hemmungslos und auch die Standhaftigkeit rein körperlich lässt nach. Liegt es an mir? Liegt es an der männlichen Psyche? Wenn aus der Affäre sowas wie Freundschaft wird dann schwindet scheinbar die Lust. Kennt ihr das auch?
Was ist das Geheimnis einer langfristigen erfolgreichen sexuellen Beziehung?
Ich habe jetzt seit fast einem Jahr eine ziemlich gut laufende Freundschaft+. Also - im Grunde würde ich sagen: Näher an eine Beziehung kommt man eigentlich nicht.
Ich hatte da Anfangs auch eher so meine Bedenken, weil sie meinte "Wenn ich jemand neues kennenlerne, wird mir Sex auch schnell langweilig." Da dachte ich dann auch: "Oh. Naja. Das kann ja was werden. So spannend bin ich ja nu wirklich nicht..."
Und dann kam's irgendwie anders. 🙂
Ich bin jetzt kein Experte für "die männliche Psyche". Nicht mal unbedingt für meine eigene, wenngleich ich ein erhöhtes Maß an Selbstreflexion mitbringe und auch wohlwollendes Feedback ganz gut aufnehme und integriere. Insofern kann ich kein Allgemeinplätzchen backen. 🙂
Dennoch denke ich, dass es ein paar Dinge gibt, die einfach wichtig sind.
Für mich steht zum Beispiel "Freundschaft" vor dem "+". Also habe ich mich für all das interessiert, was in ihrem Leben so passiert. Die guten, wie die weniger guten Sachen. Ich habe Schimpftiraden, Tränen der Trauer und schallendes Gelächter begleitet. Ich bin halt einfach da. Im Moment. Achtsam und Aufmerksam.
Ich lege sehr viel Wert auf Sicherheit und Wohlfühlen. Darüber habe ich mir anfangs sogar viel zu viel Sorgen gemacht (sie braucht gar nicht so viel, um sich wohlzufühlen - und ich neige gelegentlich zur "Überversorgung" - obwohl ich da mittlerweile entspannter bin, kommt sie mir aber trotzdem nicht morgens ohne Frühstück aus dem Haus. 😁).
Mir ist wichtig, dass sie abends sicher wieder zu Hause angekommen ist - entsprechend warte ich darauf, dass ich dazu eine positive Rückmeldung bekomme. Bevor sie sich hier gut auskannte, habe ich sie auch im Dunkeln zum Auto gebracht, weil sie Angst im Dunkeln hat (mittlerweile nicht mehr, sie hat keine Bedenken mehr, hier ist das alles recht sicher).
Dann unternehmen wir auch gelegentlich was. Mittlerweile lässt die allgemeine Situation und auch das Wetter es zu, dass man den Aktionsradius ein wenig erweitern kann: Wir tasten uns ans wandern und joggen ran - im Gegenzug will ich zum Bouldern mitgehen (ich hätte nie gedacht, dass ich das je machen würde). Essen gehen ging schon immer mal zwischendurch, sofern wir nichts bestellen und Streamingdienste leer gucken.
Ach ja. Da ist ja noch dieses "+". Was ist das Geheimnis daran, das "prickelnd" zu halten? Das allein hat so viele Facetten, dass ich vermutlich einen eigenen kleinen Artikel darüber schreiben könnte.
Zum einen ist da der Punkt "Sicherheit" (den hatte ich vorhin ja schon mal und der setzt sich hier fort). Ich habe von Anfang an dafür gesorgt, dass mögliche übertragbare Krankheiten qua Test ausgeschlossen waren. Freiwillig und von mir selbst aus - mir ist es einfach ein Bedürfnis, dass man sich bei mir sicher und wohl fühlt. Dann ist da die Sache mit den Kondomen. Wie sagte sie selbst so schön: "Nach 16 Jahren bist du der erste und vermutlich auch einzige, der nicht nur von selbst welche da hat sondern auch sofort darauf bestanden hat sie auch zu benutzen..." Hat sie völlig verblüfft - und ich frage mich warum. Das ist so ein Mindeststandard, dass der wirklich keinen Jubel auslösen sollte. Für mich schlicht und ergreifend normal.
Dann wäre da "Achtsamkeit". Ich beobachte ihre Reaktionen sehr genau und bleibe im Moment. Und so nehme ich jede kleine Veränderung recht gut wahr - und passe mich an. Das lässt sich mit "Experimentierbereitschaft" kombinieren. Einfach mal was ausprobieren und gucken, wie die Reaktion darauf ist - und so das Lustempfinden immer mal wieder wellenförmig steigern, halten, ein wenig absinken lassen, wieder steigern - bis sie halt fast wahnsinnig wird (und wenn sie brav war, darf sie auch kommen 😈😅 - keine Sorge, das gehört zum Spiel dazu... nobody was harmed during this thread).
Tatsächlich sagt sie selbst, dass das so ungewöhnlicher Sex ist, dass sie das so noch nie erlebt hat. Sie hätte quasi nie damit gerechnet, dass das überhaupt so geht.
Und ich sitz dann da, gucke ein bisschen ratlos aus der Wäsche und denke: "Äh... eigentlich mach' ich doch gar nichts besonderes, außer das, worauf ich gerade Lust habe und beobachten was ihr gerade Lust macht. Völlig normal eigentlich. Dachte ich bisher zumindest immer... 🤷♂️"
Gut - ich bin ein recht leidenschaftlicher Mensch, wenn man mich denn lässt. Dass ich mal keine Lust habe, kommt schon gelegentlich mal vor.
"Ehrlichkeit" ist auch so ein Punkt, der vermutlich auch dazu beiträgt, dass etwas länger hält. Ich bin manchmal vielleicht zu ehrlich. Ich sage wovor ich Angst habe, was mir Sorgen macht, woran ich Spaß habe, was mich so richtig anpisst - was ich kann und was nicht. Manchmal ist das blöd. Manchmal finde ich blöd, dass das blöd ist. Aber meine Haltung dazu ändert ja nichts daran dass es wahr ist.
"Zeit für sich" würde ich auch als wichtig einschätzen. Wie sagte Jürgen von der Lippe mal so schön: "Das Geheimnis einer glücklichen Ehe sind getrennte Wohnungen." - ich schätze, das lässt sich auch auf Affären, +Freundschaften und allerlei andere Beziehungen übertragen. Zumindest für mich.
Ich verbringe ja unglaublich gern Zeit mit ihr - aber ich brauche und gebe auch einfach recht viel "Zeit für mich". Permanente Aufmerksamkeit, "im Moment bleiben" und Ablenkungen (sofern es nicht zu viele werden) ausblenden macht zumindest mein kleines Hirnchen früher oder später einfach ziemlich voll. Ich muss dann einfach irgendwann entspannen, irgendwas ganz anderes machen und einfach nur für mich sein. Das ist, zumindest für mich, ein Allgemeinplätzchen. So geht's mir tatsächlich mit allen Menschen immer. Früher oder später bin ich froh, wenn ich nur für mich sein und meditieren kann. Oder lesen, zocken, das Forum hier vollschreiben und Eindrücke "verarbeiten und sortieren" kann.
Dafür freue ich mich dann um so mehr auf das nächste Treffen und bin dann wieder voller Energie und Aufmerksamkeit bei der Sache.
"Akzeptanz" hilft. Jeder hat so seine Macken (ich zum Beispiel die, dass ich irgendwann einfach allein sein muss, um nicht auszurasten, sie braucht zum Beispiel klare Strukturen und Abweichungen von einem gewohnten Ablauf sind anstrengend). Darüber zu reden, sie zu verstehen und zu akzeptieren wirkt Wunder. Man stelle sich vor: Es lässt sich viel Enttäuschung und Ärger beheben, wenn man sich nicht nur versteht sondern auch akzeptiert.
Und, last but not least: "Humor". Ich schaffe es wunderbar, weder mich selbst noch sie zu 100 % Ernst zu nehmen. Sagen wir mal zu 85 %. Grob geschätzt. Der Rest besteht aus dummen Sprüchen, sich gegenseitig aufziehen und zwischendurch mal necken.
Also: Bis auf das eine oder andere "Rumpeln", das vermutlich immer mal vorkommt, läuft das bisweilen ganz gut. Und wird's, wenn's jetzt allein nach mir gehen würde (geht's nicht, ich kann also nur für mich sprechen), darf das auch gern einfach auf unbestimmte Zeit so weiter gehen. 🙂
Ich hoffe, ich konnte die Frage, wie langfristige sexuelle Beziehungen funktionieren, ein wenig beleuchten.
(Und weil ich heute schon echt ziemlich KO bin, bitte ich etwaiges Gedankenwirrwarr zu entschuldigen.)