Eine Bekannte von fet hat das Thema "Eifersucht" in einem schönen writing erklärt, deren is a Ansicht Ich ziemlich ähnlich vertrete:
Eifersucht – ein paar Gedanken eines Poly-Neulings
Ich lese ja selbst gern und viel auf Fet. Besonders die persönlichen Erfahrungsberichte und den Umgang mit verschiedenen Gefühlen im Beziehungsgeschehen.
In Verbindung mit Polyamorie fällt besonders oft das Schlagwort Eifersucht.
Ich habe kürzlich ein paar Writings hier auf Fet gelesen, in denen sich Menschen mit der Frage auseinandersetzen, wie manche Eifersucht so einfach beiseiteschieben können, wie es Menschen geben kann, die von sich behaupten, nicht eifersüchtig zu sein und zudem noch poly sind. Eifersucht ist doch sehr tief in uns verwurzeltes Gefühl, beinahe Instinkt. Wie geht das?
Ich habe darüber nachgedacht, gerade weil ich selbst sehr eifersüchtig sein kann und gleichzeitig mit Überzeugung sage, dass ich es nicht bin. Nicht in meiner aktuellen Beziehungsdynamik.
Ich kenne Eifersucht gut.
Ich war früher, also viel viiiiel früher noch sehr eifersüchtig in meiner Ehe. Auf Kleinigkeiten. Mein (Ex)Mann hat auch die letzten Wochen und Monate unserer Ehe versucht, diese Eifersucht herauszufordern, aber da hat die Eifersucht schon nicht mehr existiert. Nicht mal, weil da die Liebe schon vorbei gewesen wäre aber weil ich mich dem Poly Gedanken geöffnet hatte und es ihm gegönnt hätte, woanders Zufriedenheit zu finden. Etwas, was er leider nicht verstanden hat.
Meine Eifersucht entsteht in derselben Ecke meiner Person wie meine Angst vor Zurückweisung und meine allgemeine Unsicherheit.
Die Angst ersetzt zu werden. Ersetzbar zu sein.
Das sind alles Dinge, die meiner Eifersucht Nahrung geben und am Leben halten.
Das klingt nach ganz furchtbaren Grundvoraussetzungen für eine Poly-Beziehung.
Sind es mit Sicherheit auch, aber für meine derzeitig einzige Beziehung spielt das dennoch keine Rolle, weil ich mich sicher fühle.
Es gibt im Moment nur meine Metamour und auf sie einmal eifersüchtig zu sein, davor fürchte ich mich nicht, weil ich es auch nicht für möglich halte in dem Umfang, dass es eine Rolle spielen würde.
Eifersucht heißt für mich, jemand anderem etwas neiden, dass ich selbst haben möchte und dem anderen nicht gönne oder nicht will, dass derjenige es auch hat. Anstatt.
Was ich von Zeit zu Zeit empfinde, ist wenn, Neid, weil ich auch etwas haben möchte, wie zum Beispiel mehr Zeit, aber nicht stattdessen. Auch.
Für mich ein großer, sehr entscheidender Unterschied. Nach diesem Unterschied gewichte ich.
Ich denke, nicht jeder macht diesen Unterschied oder ist sich ihm bewusst. Nicht jeder trennt bewusst Eifersucht und Neid voneinander.
Man kann neidisch sein und was auch immer dem anderen trotzdem von Herzen gönnen und damit für sich einverstanden sein, aber eben trotzdem auch mit einem leichten Nachgeschmack.
Echte Eifersucht schließt das meiner Meinung nach aus, weil man es eben nicht akzeptieren kann und will, weil man es am liebsten nicht zulassen will.
Manche schmeißen viele Begriffe und Emotionen in einen Topf, die eigentlich getrennt gehören.
Ist es Eifersucht? Ist es Neid? Ist es Unsicherheit allein? Angst womöglich?
Alles hat oder kann miteinander zu tun haben, natürlich, aber es macht trotzdem einen Unterschied und gehört im Kern getrennt voneinander bewertet.
Ich für meinen Teil, gebe mir große Mühe zuerst immer für mich zu klären, ist es Eifersucht oder ist es Neid? Hast du Angst oder bist du einfach nur traurig?
Nehmen wir zwei Situationen, zwei verschiedene Begebenheiten aus meiner Erfahrung, um das zu verdeutlichen.
1. Eifersucht
Lange (wobei lange in unserem Fall immer eine heikle Formulierung ist) bevor
@*********dMan und ich ein echtes Paar waren, gab es genug Gefühle der Zuneigung, Anziehung und unbestreitbar Lust. Wir waren nicht definiert poly, nicht exklusiv und vor allem durften wir uns nicht in Real sehen, weil die Regeln meiner Ehe nur Onlinekontakt zuließen. Es war meinem Mann egal, welche Bindung ich online aufbaute, solange sie dortblieben.
Ich wusste,
@*********dMan hatte andere Möglichkeiten und ich ging auch davon aus, dass er diese nutzen wollen würde, sofern sich konkrete Situationen ergeben würden.
Er würde Sex mit anderen Frauen haben, die nicht ich waren oder seine Frau.
Das war Theorie, bis er mich danach fragte, ob es für mich ok wäre, wenn er im Urlaub einen ONS hätte.
Ich sagte ja, weil es nun mal auch ok sein musste und sollte, aber innerlich schrie ich NEIN.
Ein Nein wäre nicht gerechtfertigt gewesen, wir hatten zu dem Zeitpunkt keine Beziehung, ich keine Ansprüche und wir konnten keinen Sex haben oder mehr sein als Buchstaben und Bilder. Meine Grenzen machten es unmöglich, überhaupt über solche Möglichkeiten zu diskutieren, darüber, was wir sein könnten und wohin Gefühle führen könnten, weil diese Möglichkeiten nicht existierten.
Wenn er mir wirklich wichtig war, wie konnte ich ernstlich nein sagen und ihm „verbieten“, was ich ihm ohnehin nicht geben konnte, niemals könnte? Das Verhalten zeigen, was mein Mann praktizierte und was ich selbst ihm übel nahm?
Lösen wir uns von der Frage, wie man darüber diskutiert und spricht, wenn es einmal um legitime Gefühle geht und andererseits diese legitimen Gefühle keine Entscheidungen treffen dürfen oder sollten. Mein Gefühl der Eifersucht war nachvollziehbar und legitim, aber es durfte mein Verhalten nicht bestimmen und das Ja, was ich ihm gab, war richtig, auch wenn ich nein empfand. Natürlich diskutierten wir das Unausgesprochene nein. Dies nicht zu tun, wäre ebenso falsch gewesen.
Aber woher wusste ich oder woran machte ich es fest, dass es Eifersucht war?
Mein innerer Dialog mit mir selbst sah damals ungefähr so aus:
„FUCK, er wird Sex haben. Sex mit irgendeiner Fremden!“
“Und? Mit dir kann er keinen haben, also?“
„Aber ... irgendeine Bitch wird er vögeln, IRGENDEINE.“
“Richtig, völlig bedeutungslos, völlig nebensächlich und vermutlich wird er ernüchtert und enttäuscht von der Erfahrung sein.
„Aber, ich werde es nicht sein. Ich nicht ...
Ich will nicht, dass irgendeine ?!#$ bekommt, was ich auch nicht haben kann! Ich will das für mich! Ich will auch!“
DAS war Eifersucht. Ziemlich Schlimme sogar. Ich war nicht nur eifersüchtig, ich war außer mir und das wegen einer noch nicht existenten theoretischen Frau, die ich mit Inbrunst hasste, obwohl ich sie nicht kannte. Ich hasste ein Hirngespinst.
Das ist das toxische Gefühl, vordem man Angst haben muss, nicht nur in einer Poly Beziehung, sondern in jeder Beziehung. Das ist die zerstörerische Kraft, die alles kaputt machen kann, wenn man sich ihr nicht stellt.
Dennoch war dies eine Sondersituation, eingebettet in die wirklich komplizierten und teilweise immer noch unausgesprochenen Umstände.
Ich konnte es ihm nicht gönnen, ich konnte es dieser fiktiven Frau nicht gönnen, weil ich gleichzeitig keine Chance hatte, es selbst zu bekommen. Ich war ausgeschlossen und das war die Wurzel der Eifersucht und ihre Nahrungsquelle. Superdünger.
Im Zuge dessen fragte ich mich damals, ob ich zu einem Leben außerhalb der Monogamie überhaupt fähig wäre. Ob es weiterhin Sinn machte, mit meinem Mann über die Möglichkeit einer offenen Ehe oder Polyamorie zu diskutieren, wenn ich mit dieser Situation ohne jede Beziehungsgrundlage schon nicht klar käme?
Ich war mir aber sicher, wenn die Umstände andere wären, wenn ich selbst auch könnte, käme ich damit klar, es auch jemand anderem zu gönnen und vor allem ihm.
Nur wenig später, trennten mein Mann und ich uns offiziell und damit bekam ich die Chance, meine Theorie an der Praxis zu testen. Getrennt existierten meine Einschränkungen theoretisch nicht mehr und wie ging es mir jetzt mit dem Gedanken, er könnte einen ONS haben?
Abgesehen von der Tatsache, dass ich damit beschäftigt war, die Trümmer meiner Ehe zu sichten und die ersten Tage unvorstellbar litt, war ich ruhig.
Später, als ich anfing das Ende als Chance auf einen Neuanfang zu begreifen, da kam ich auch zurück auf mein Gefühl der Eifersucht und siehe da, die Nahrungsquelle der Eifersucht war ausgetrocknet. Der Gedanke hatte sein tief zerstörerisches Potential eingebüßt.
Ich hatte recht gehabt. Ich konnte plötzlich anders mit dem Gedanken umgehen.
Das ist auch der Punkt, warum man über diese Gefühle sprechen muss, weil einen schon unglaublich viel weiterbringt, wenn man versteht, woher sie kommen, woher sie ihre Nahrung beziehen.
2. Neid
Ich hatte erst vor kurzem die Möglichkeit, den Unterschied an der Praxis zu erfahren.
Und es hat mich doch sehr beruhigt, weil das eine Situation war, in der die, im ersten Moment wahrgenommene Eifersucht wirklich geradezu beiläufig mit der Hand wegzuschieben war. Genau dieses beiläufige wegschieben, was so viele nicht für möglich halten, was aber geht, wenn es tatsächlich keine Eifersucht ist, sondern nur Neid.
@*********dMan erwähnte, dass er seiner Frau einen Brief schrieb, also einen klassisch altmodischen Brief. Die Art, wie ich selbst oft an ihn schicke.
Mein innerer Dialog sah diesmal so aus:
„Oh, huch, das fühlt sich wie Eifersucht an ... Sie kriegt einen Brief und ich nicht. Mist, das ist nicht gut.“
“Ach, Eifersucht ja? Willst du stattdessen einen Brief oder auch?“
„Auch. Nicht stattdessen, sie verdient einen Brief, gerade jetzt. Die Idee ist super. Ok, keine Eifersucht, aber Neid.“
“Du gönnst es ihr also schon mal von Herzen. Gut, dann denken wir doch mal nach. Wann hattest du deinen letzten Brief?“
„Dezember.“
“Wann glaubst du, hatte sie ihren Letzten?“
„... Ja, ok ich sehe den Punkt. Ich habe wirklich keinen Grund auch nur neidisch zu sein.“
„Stimmt. Können wir das Thema dann also abhaken? Alles gut?“
„Ja, alles gut. Wirklich gut, das war ein kurzer Impuls, aber kein wirkliches Problem. Thema erledigt.“
Und für mich ist das Thema an der Stelle wirklich erledigt, weil es nur einen kurzen inneren Moment erfordert hat, um das Gefühl zu überwinden.
Eifersucht ist so viel schwerer bis gar nicht zu überwinden, meiner Meinung nach. Man redet darüber, man spricht es aus und lässt die Eifersucht zu, anstatt sie zu unterdrücken und man lernt damit umzugehen, aber wenn sie existiert, dann existiert sie.
Neid wiederum, Neid ist anders, weil der Ursprung ein völlig anderer ist.
Und genau deshalb habe ich im Bezug auf meine Metamour keinerlei Bedenken oder Angst, was den Aspekt der Eifersucht betrifft. Sie existiert nicht. Weil ich niemals ihr etwas missgönnen würde oder könnte. Ich will, dass sie glücklich ist, weil sie mir nicht egal ist, weil ich sie für sich genommen auf eine völlig andere Art und Weise ebenso liebe, weil sie meine Freundin ist. Wie könnte ich also ernsthaft eifersüchtig sein?
Das Einzige, was ab und an möglich ist oder wäre, ist Neid. Damit komme ich aber klar, das ist kein Problem. Neid ist etwas völlig anderes.
Sind wir damit durch? Nein.
Weil es immer noch etwas gibt:
3. Unsicherheit
Ich sage ganz klar, ich könnte niemals eifersüchtig auf meine Metamour und Freundin sein.
Ich behaupte nicht, ich könnte niemals eifersüchtig im Bezug auf meine Beziehung allgemein sein.
Wenn jemand Neues dazu kommt und die existierende Dynamik beeinflusst, dann erwarte ich auch Eifersucht bei mir.
Nicht die gleiche Eifersucht wie im oberen Beispiel. Ich habe, was ich habe – jetzt.
Aber die Form der Eifersucht, die aus der Unsicherheit geboren wird, aus der Angst heraus.
Wenn ich keinen persönlichen Bezug zu einer Frau habe, die eine relevante Rolle im Leben meines Partners spielt, wie sollte ich dann verhindern, eifersüchtig zu sein?
Ich habe keinen Grund, ihr etwas zu gönnen, in diesem Szenario ist sie mir egal. Der einzig widersprechende Aspekt ist dann nur die Tatsache, dass sie ihm nicht egal ist, dass es wichtig für ihn ist und damit wichtig für mich wird.
Trotzdem wird das Eifersucht sein, wie sie sich nicht einfach beiseiteschieben lässt, dessen bin ich mir auch bewusst. Davor habe ich tatsächlich Angst.
Aber ich bin mir dessen voll bewusst. Ich kenne und verstehe meine Gefühle und ich werde, wenn es einmal so weit sein sollte, den Ursprung meiner Eifersucht kennen und dann werden wir darüber reden und gemeinsam sehen, wie wir damit umgehen.
Eifersucht kommt in vielen Formen vor.
Manche Eifersucht lässt sich wie ein Flusen vom Pulli einfach entfernen, manche ist mehr wie ein ekelig großer Fleck, denn man nicht entfernen kann und die andere Eifersucht ist wie ein loser Faden, den man mit Vorsicht handhaben muss, weil er sonst den Pulli auftrennen kann.
Dann muss man sich der Gefühle bewusst sein, sie ernst nehmen und zusammen dran arbeiten, anders geht es nicht.