„
Wie ist es bei euch, könnt ihr es wirklich so einsortieren, dass ihr komplett eifersuchtsfrei seid, oder ist es für euch auch nicht unbedingt etwas „Böses“?
Ich bin nicht komplett eifersuchtsfrei und denke, dass Eifersucht in manchen Fällen auch absolut nachvollziehbar ist.
Zunächst halte ich Eifersucht für eine Reaktion auf Angst, hier spezifisch die Verlustangst. Diese Angst kann irrational sein, sie kann aber auch sehr real und faktisch begründet sein. Die Angst, jemanden verlieren zu können, halte ich in Beziehungen für relativ normal (romantische/sexuelle, aber auch platonische). Ich denke mir, wenn einem ein Mensch sehr wichtig ist, kann ich mir nicht vorstellen, unter gar keinen Umständen Angst davor zu haben, ihn (an jemand anderen) zu verlieren.
Wo diese Angst anfängt, ist aber sehr unterschiedlich und die Art von irrationaler Eifersucht, die ja oft auch sehr unangenehm, aggressiv und dramatisch sein kann, fängt meist schon bei sehr harmlosen Szenarien an, wo die Angst nicht von der Realität geschürt wird, sondern von Annahmen - Kopfkino, Vermutung, manchmal auch Missverständnisse. Ist man dann auch noch schlecht im Kommunizieren, sondern setzt sich auf die Angst-Eier, die man da gelegt hat und wärmt das Nest schön hübsch für sich allein, kann da auch mal über kurz oder lang ein Pulverfass explodieren. Eiersalat.
Ich selbst schätze mich als jemand ein, der nur in sehr wenigen Situationen eifersüchtig reagiert. Ich hab es für mich und mit mir so ausgemacht, dass ich versuche, meinen Selbstwert möglichst hoch zu halten und mich aus Unsicherheiten herauszukämpfen, wenn sie aufkommen, auch mittels offener Kommunikation. Dass ich versuche, mich nicht davon fertigmachen zu lassen, wenn mich jemand nicht (mehr) will, dass ich das überlebe, weil ich niemanden brauchen sollte, sondern nur wollen. Und vice versa.
Aber ja, es gibt/gäbe durchaus Situationen, die Eifersucht in mir aufkommen ließen, nämlich dann, wenn ich ganz real und sehr stark sehen kann, dass sich Zuwendung in einem hohem Maß von mir weg und zu jemand anderem hinbewegt und ich einerseits wirklich mit (nahezu) leeren Händen dastehe, andererseits die ganz reale Gefahr besteht, dass der geliebte Mensch mich verlassen wird, weil er sich auf jemand anderen zu und von mir wegbewegen möchte. Das sind in der Regel dann auch keine kurzen, temporären Geschichten, sondern etwas, das über längere Zeit passiert. Oder, wenn es eben doch kurze Geschichten sind, dann kontextbedingt eben extrem krass, also quasi wirklich für jemand anderen komplett links liegen und allein gelassen werden, sodass grundlegende Zuwendungen und Sicherheiten völlig entfallen.
"Eifersuchtsfrei" ist daher ein Konzept, das sich meinem Verständnis entzieht. Ich halte das eher für eine Übersetzung für "Ich gehe nicht wegen jedem Scheiß gleich an die Decke."