„„Ich sehe eine Tendenz das versucht wird alles möglichst positiv darzustellen um keine Angriffsfläche gegen BDSM zu bieten. Ich denke aber nicht dass das authentisch ist.
Richtig, BDSM hat auch Schattenseiten, hat auch Gefahren, hat auch Aspekte, die zerstörerisch sein können.
Genau wie Auto fahren, Alkohol trinken, zur Arbeit gehen und das Leben allgemein.
Ich finde es wichtig, sowohl die Risiken als auch die Gewinne sachlich zu benennen, damit man bewusst abwägen und sich bewusst entscheiden kann. Nur, was die Risiken und Gewinne bei diesem oder jenem sind, das sieht jeder etwas unterschiedlich.
Ich kann ja Mal für das Thema Fremdbenutzung oder Benutzung durch Dritte aufdröseln, wie ich das sehe:
Risiken:
• Überforderung auf verschiedene Art. Weil derjenige zu hart ran geht, weil derjenige einfach fremd ist, weil das Vertrauen in Dom nicht ganz fest ist, weil das Vertrauen in den anderen nicht ganz fest ist, weil die Idee an sich schon an der Grenze ist und man merkt, weiter geht es nicht, weil die Situation schlecht gestaltet ist etc.
• man gerät an ein Arschloch und es passieren schlimme Dinge. Dom hat sich in demjenigen getäuscht, man hat sich in Dom getäuscht, man hat sich ein Arschloch als Dom ausgesucht, man will über die Grenzen gehen, Dom oder man selbst wurde von dem anderen reingelegt, der nett getan hat. Etc.
• Langeweile. Der Typ macht nichts spannendes mit einem, nur Sachen, die so meh sind. Und dann muss man da durch.
• Ekel/Abneigung. Der Typ stinkt, hat körperliche Dinge, die man nicht vorher wusste, hat einen Charakter, der nicht gut passt, hat Dinge, die er sagt und tut, die nervig, eklig oder zum Kichern sind.
• Krankheiten und Verletzungen
• Man mag seinen Herrn (m/w/d) hinterher nicht mehr, weil er das einen hat machen lassen.
• Enttäuschungen und Missgeschicke
Gewinne:
• Man erlebt etwas neues, spannendes, weil derjenige ja anders als der Herr ist.
• Man darf zeigen, was man kann und derjenige ist dann hoffentlich zufrieden und der Herr ist dann auch zufrieden.
• Vielleicht bekommt man ein Lob oder eine Belohnung.
• es fördert die Objektifizierung und das ist eine Vorliebe von mir.
• es bedient meinen mentalen Masochismus, Dinge aushalten zu müssen.
• Es bedient meine Devotion, für meinen Herrn tun zu dürfen, was er will, und wenn er will, dass ich das tue, dann ist das so. Diese selbstgewählte Ausweglosigkeit gefällt mir halt.
• Es ist ein Abenteuer, etwa wo meine Neugier und meine Aufregung dazu kommen. Das ist ein ganz anderer Hormoncoctail als wenn etwas kommt, was ich einschätzen kann. Die Angst, die Ungewissheit, die Vorfreude, das ist ein ganz anderes Gefühl als sonst. (Nicht, dass Dom diese Gefühle nicht auch auf andere Weise hervorrufen könnte, es geht gerade um die Gewinne dieser einen Sache)
• Wenn alles gut geht, wird das Vertrauen in den Herrn gefestigt, weil man merkt, er sucht klug aus, er achtet auf einen, er beschützt und schenkt schöne Momente.
Natürlich alles nur aus meiner persönlichen Perspektive geschrieben. Deshalb keine Angaben zur Domseite und für manche Menschen gibt es sicherlich noch andere Risiken und Gewinne. "Geiler Sex" fällt mir da als Gewinn spontan ein.
Das muss jeder für sich selbst wissen, was er davon hat und was passieren kann. Ist wohl RACK, kann sein.
Das trifft es für mich ziemlich gut!
Es wäre ja Quatsch, bestimmte Praktiken wie Fremdbenutzung von vorneherein allgemein abzulehnen und über Mensche die Nase zu rümpfen, die da eine andere Meinung haben - oder umgekehrt.
Wenn die/der TE und die Teilnehmer am Ende einer Diskussion/eines Themas eine Bandbreite unterschiedlichster Antworten auf die Eingangsfrage haben, unterschiedliche und durchaus gegensätzliche Perspektiven aufgezeigt bekommen, dann ist es doch gut.
Gerade bei Dingen wie Fremdbenutzung, die „tief gehen können“, physisch und psychisch, und die verdammt intensiv sein können, die extrem helle und extrem dunkle Seiten haben können (siehe Beitrag oben), finde ich das wichtig.
Für mich persönlich stellt sich die Frage nach Fremdbenutzung nicht, weil ich meinem Herrn, kurz gesagt, „folge und Punkt“. Das kann man finden, wie man will und es ist mir ziemlich gleich, was andere darüber denken… ich weiß, was ich mache und warum und ich weiß, dass ich dieses bedingungslose Folgen (für mich!) selbstverständlich und wunderschön finde, das Vertrauen, das Gefühl, alles für jemanden tun zu wollen und zu dürfen und auch das Gefühl von Fürsorge. Außerdem macht mich das an, mal so nebenbei. Ich würde es nicht anders wollen und ich könnte das wohl auch nicht anders.
„Üblich“ im Sinne von „gehört notwendig dazu“ ist Fremdbenutzung trotzdem nicht, so etwas ist einfach nicht verallgemeinerbar.
Bis dahin, bis zu dieser Einstellung und bis zu dem Mut, das so zu leben, war es aber ein Weg mit viel Selbstreflexion, Gesprächen, Beobachtungen, Entwicklungsschritten. Ganz zu Anfang meiner Zeit hätte ich „Fremdbenutzung“ als Tabu formuliert oder zumindest als „hinter der Grenze des für mich Machbaren liegend“.
Und das finde ich eben auch absolut wichtig, das kritische Hinterfragen und das Nachdenken über sich selbst und seine Bedürfnisse: Was bedeutet für mich „devot sein“? Wie weit übergebe ich mich? Was kann ich, was nicht, wo sind Tabus? Wo stehe ich? Was für einen Partner wünsche ich mir?
Diese Haltung stand und steht für mich über allem anderen. Und wenn ich das mache und mich dann meinem Herrn übergebe, diesem einen besonderen Menschen, dann… muss ich es hoffentlich nicht mehr, alles kritisch hinterfragen, über meine Bedürfnisse nachdenken usw. (oder nur dann, wenn es wirklich wichtig ist und im Idealfall gemeinsam mit ihm)… ein schöner Zustand.
🙂