„Also ich sehe das alles etwas differenzierter und finde es besser wenn unterschiedliche Meinungen ausgetauscht werden. Ich sehe eine Tendenz das versucht wird alles möglichst positiv darzustellen um keine Angriffsfläche gegen BDSM zu bieten. Ich denke aber nicht dass das authentisch ist. Und was soll das bringen?
Das sehe ich so nicht. Es gibt eben nicht das "eine" BDSM" und so sind für einige gewisse Praktiken toxisches Teufelswerk, für andere eben die Erfüllung schlechthin. Wenn überhaupt, redet sich jeder nur seine eigenen Praktiken schön. Verständlich. Authentisch ist, wenn man eben zu dem BDSM steht, den man so auch auslebt.
„Mir bringen diese 0815 Aussagen nachdem ein Dom ein Supergentleman sein soll der auf die Gefühle der Sub in jeder hinsicht rücksicht nimmt nichts. Zumal das eh falsch ist. Habe noch nie ein Dom kennen gelernt der sich so gegeben hat und dann wirklich so war. Ist für mich mehr ne Masche mit dem versucht wird vertrauen zu gewinnen. Wieso sollte ein Dom so sein, wieso ist er dann überhaupt Dom?!
Wie viele Doms hast du denn schon kennen gelernt?
Kannte mal einen, der bestellte sich eine Sub zum ersten Date zu sich nach Haus und ließ sie dort über eine halbe Stunde warten, weil er noch was zu erledigen hatte. Sie sollte halt gleich wissen, dass sie nix zu melden hat und unwichtig ist. Ja, mir ihr hat er's auch machen können.
Meine Wenigkeit kümmert sich darum das alles perfekt ist und es an nichts mangelt. Ich serviere gerne Kaffee, Tee, sowie Snacks und was immer gewünscht wird. Natürlich nur um mir ihr Vertrauen zu erschleichen.
Du hältst solche Begegnungen mit einem Dom eben für riskant bis gar gefährlich, gehst schon mit Misstrauen und Argwohn da rein. Ich schrieb es bereits. Liegt das an den Doms die schon alle kennen gelernt hast? Dann weißt du jetzt, dass das keine "Doms" für dich sind.
„Ich denke mich als Sub auf einen Dom einzulassen birgt immer eine Gefahr mit sich. Insofern ist eine BDSM Beziehung nicht wie jede andere. Ist in etwa wie ein alkoholisches Getränk, das zwar ein Getränk ist, aber nicht wie jedes andere. Alkohol hat für mich seinen Reiz und seine Schattenseiten, wie BDSM auch.
Der Vergleich mit dem Alkohol trifft es schon ganz gut. Stichwort- Abhängigkeit. Elementares Merkmal der meisten BDSM-Beziehungen stellt ein mehr oder weniger vorhandenes Machtgefälle dar. Das kann zu Abhängigkeiten aller Art führen, auch bis in eine Hörigkeit. Auch so ist eine solche Bindung eine andere als in Vanilla-Beziehungen. Nicht selten fällt Sub in ein tiefes Loch- wenn Dom die Beziehung beendet. Der kann das nämlich auch! Ist nicht immer nur Sub die fröhlich schlendernd mit ausgestrecktem Mittelfinder von dannen zieht.
„Ich denke wenn ich mich einem Dom unterwerfe bestimmt er über micht, aber eine vollständige Selbstaufgabe ist das für mich auch nicht. Ich habe immer die Möglichkeit die Beziehung zu beenden. Wenn wir mal hypothetisch davon ausgehen, dass mich mein Dom fremdbenutzen lassen will. Aus meinem Verständnis heraus hätte mein "Herrscher" als solcher das Recht es zu bestimmen. Ich habe aber die Möglichkeit die Beziehung grundsätzlich zu beenden, wenn ich mich darin nicht mehr wohlfühle.
Das mögen einige so sehen, ich nicht. Dominieren bedeutet für mich nicht, über jemanden zu bestimmen, Dinge zu tun die ihm schaden, nur weil ich es kann. Nicht wenige verwechseln das mit Dominanz. Meine Aufgabe ist es, dafür zu sorgen dass Sub sich an meiner Seite entfalten kann- sich in ihrer Neigung selbst zu verwirklichen, nicht um sich selbst aufzugeben. Es wäre auch ein Widerspruch in sich, würde ich etwas bestimmen was sie nicht schon von sich aus tut. Natürlich auch weil ich es gerne möchte aber sie muss es ja nicht tun. Ein Machtgefälle ist keine Einbahnstrasse! Auch ich kann eine Beziehung dann beenden, wenn ich feststellen muss, dass man leider doch nicht so kompatibel ist.
Ich muss es aber sehr kritisch betrachten, wenn in Bezug auf D/s bzw. BDSM-Beziehungen sehr oft die Begriffe "Risiko" und "Gefahr" angewandt werden. Das zeugt entweder von wenig oder vielmehr schlechten Erfahrungen. Dann sollte man mal hinterfragen wie das wohl so kommen konnte?
Für mich ist meine Neigung nun mal etwas ganz normales, schnöder, stinklangweiliger Alltag und nix spektakuläres. Oder anders ausgedrückt- ich kenne es nicht anders, ich bin halt so. Genau genommen lebe ich das schon seit meiner Pubertät so aus, es hatte nur lange keinen Namen.
Gewiss sind bestimmte Praktiken riskant und eben auch gefährlich. Aber eine BDSM-Beziehung sollte so sicher nicht betrachtet werden. Und das liegt nicht daran dass es bei mir für jeden Pups ein Safeword o.ä. gibt. Im Gegenteil- bei mir gibts ausschließlich den Metakonsens und wer ein Safeword braucht, muss es wohl auch nötig haben. Was mir zu denken gibt...
Letztendlich sind all die Kontroversen die hier zu lesen sind, für dich von Vorteil. Es hilft dabei zu erkennen, wie man selbst die Dinge sieht und in welche Richtung man tendiert. Dabei ist es immer hilfreich, möglichst viele Meinungen zu hören.