Interessantes Thema. Meine Meinung, ich persönlich würde das erst mal individuell halten, weil ich von rigiden Selbstbeschränkungen nichts halte. Denn es mag der Tag kommen, da hilft mir eine rigide Eigenregel nichts, weil ich merke, dass sie eben zu streng gewählt ist oder dennoch Dinge passieren, die ich so nicht wollte.
Letztlich ist es für mich mehr die Frage, womit komme ich im gelebten Leben noch klar, wo sind meine Grenzen? Wo sind meine Ängste (abgesehen von den Soziopathen - die haben wir alle), was wäre mir nicht mehr angenehm? Es ist doch immer auch die Frage, bin ich zu jederzeit bei meinen Gefühlen oder bin ich eher der Typ, der sich mal vereinnahmen lässt, dann besteht die Gefahr, dass man seine eigenen Grenzen nicht wahrt und der andere sie (oft auch schuldlos) überfährt? Und die hat nicht jeder klar für sich definiert oder es sind mehr oder weniger flexible Gummibänder. Letzteres finde ich insgesamt menschlicher, weil ich dann noch neue Erfahrungen machen kann, die aus dem vorgepressen Rahmen herausstechen, - und das können auch schöne Überraschungen sein, denen ich mich berauben würde, hätte ich das "RegelKorsett" zu stramm geschnürt. Wir sind ja keine konstruierten Maschinen, sondern lebendige Wesen und einem ständigen Wandel unterworfen. Und auch die Frage, was bin ich bereit zu wagen, welches Risiko bin ich bereit einzugehen?
Wenn ich mir eure Frage selbst stellen würde, wäre mir wichtig, dass ich mir selbst gegenüber ehrlich bin, dass ich das Thema offen anspreche und auch erfahren möchte, wie der andere dazu steht.
Wenn ich mal meine persönliche Situation betrachte, da sind rund drei Jahrzehnte Ehe und die wilde Zeit ist lange vorbei und meine Partnerin hat seit bestimmt 15 Jahren kein Bedürfnis mehr nach Sexualität, sie kann wirklich ganz ohne, tja! Aber die Bindung ist fest und stabil und liebevoll, aber eben ohne Sex und für mich gibt es deshalb keinen Grund zu gehen, weil für mich der Mensch einfach zu wertvoll ist und ich ihr keinen Kummer bereiten wollte, das hätte sie am wenigsten verdient.
Ganz anders bei mir mit der Sexualität. Die Natur fordert ihr Recht und ließe sich, ohne krank zu werden, nicht unterdrücken. Ich würde mir schon Kontakte wünschen und wenn etwas zustande käme, würde ich davon nichts erwähnen wollen, einfach weil es beiden nichts bringt ausser Stress. Es gibt zwischen uns kein Abkommen. Auf der einen Seite kann ich nicht mehr als größtmögliche Rücksicht auf meine Partnerin nehmen und auf der anderen Seite habe ich ganz klar eine Selbstverpflichtung als mündiger und erwachsener Mensch auch für mein Wohl zu sorgen und dazu gehört ganz klar mein Recht mich auszuleben, ein Recht auf sexuelle Betätigung und Befriedigung.
Es gibt keinen Grund, wegen der Asexualität einer Partnerin auf schöne Dinge verzichten zu müssen. Niemand kann so ein Gesetz aufstellen und durchsetzen, weil es übergriffig und sinnlos wär.
So fröhne ich meist zu Hause meinem Fetisch, wie auf den Fotos gut erkennbar ist, das ist vereinbart, weil sonst meine innere Integrität Schaden nehmen würde.
Fremdgehen im klassischen Sinne ist bei mir noch nicht vorgekommen, vielleicht liegt das in der Familie:), aber ab und zu gehe ich (leider zu selten aber) sehr gern auf Fetischparties (toll fand ich die KinkyBeats), was für mich nicht unter Fremdgehen fällt (Tanzen, sich spüren und etwas Exhibitionismus und Voyeurismus). Sie weiss, das das gelegentlich vorkommt, aber nicht, wann so etwas passiert.
Einen privaten BDSM-Kontakt mit einer Frau oder einem Paar könnte ich z. B. mir gut vorstellen, wenn Empathie und Niveau gegeben sind, auch wenn ich nicht aktiv suche. Es kommt halt drauf an, ob sich mal was ergibt. Ich stehe auch nicht darauf, Kontakte zu wechseln wie die Hemden, also bin ganz klar, der Typ, der auf Tiefe und Wachstum steht im Zwischenmenschlichen. Aber Diskretion wäre mir persönlich schon wichtig.
Wie sich das dann später entwickelt und was daraus folgt, darauf würde ich mich einlassen. Ich bin eher ein vorsichtiger Mensch, der abgesehen von ExtremOutfits, einer eher ruhigere Gangart folgt.
Ich denke, anhand der Sichtweise für meine Situation wird bestimmt ein Stück weit klar, dass die Situationen sehr, sehr unterschiedlich sein können und ich daher eher einer differenzierten und so individuellen Entscheidung den Vorzug geben würde.
Antworten hören ist eine Sache, konstruktiver sind da oft Rückfragen, die dazu führen, dass man sich mit konkreten Szenarien auseinandersetzt, daher einfach mal die Frage zurück, wie Ihr (aktuell) in einem solchen Fall "fühlen" würdet?