Es ist nichts außergewöhnliches dass man gleich beim ersten Date intim wird. So fasste ich ihr an die Brust und merkte gleich- da stimmt was nicht! Sie wiegelte ab- ach was, da ist nichts. Nur ne Verkapselung, das gibt sich wieder. So ging das über Wochen. Bis ich sie endlich zum Arztbesuch bewegen konnte. Brustkrebs!
Es folgten die erste Chemo, Strahlen-TH und schließlich die Amputation mit anschließender Not-OP wegen starker Blutungen. Später brauchte es den Pflegedienst und ich weiß nicht wie oft der Notarzt nachts vor unserer Tür stand. Dann gab es wieder eine Chemo usw. Ein Arzt meinte, eine Heilung könne man nicht versprechen aber noch ganz viele gemeinsame Jahre raus holen! Daran sollten wir jetzt denken! Eine Woche später pfiff mich ein anderer Arzt an, dass ich mal loslassen müsse. Hier wär ja eh nix mehr zu holen!
Wenig später musste des Nachts wieder der Rettungsdienst ran. Ich konnte mir denken dass es wieder psysch. als phys. bedingt war aber es war abzuklären. Ich bat den RTW darum ohne Signal anzufahren, es mache nur wieder die Nachbarschaft unruhig. Sie nahmen sie letztendlich in eine Klinik mit die ich nicht kannte und nach dem Weg fragte. Ein RS schnauzte mich regelrecht an, wie man nur so blöd sein könne, nicht zu wissen wohin die Reise geht! Mit dem anderen machte ich aus, schnell hinterher zu fahren.
Bei alledem lernt man auch die Verwandtschaft kennen. Mehr Last als Nutzen. Dafür kluge Sprüche und Ratschläge. Und wohl gemeinte Nachfragen nach dem Wohlbefinden. Natürlich gehts uns allen gut, und selbst so?
Immerhin empfand ich es in ihrem Hospiz doch sehr professionell. Wenn man schon wirklich nichts mehr tun kann, dann da aber nur das beste. Der Anruf kam in den frühen Morgenstunden, die nächste Nacht wollte ich bei ihr verbracht haben. Dazu kam es nicht mehr. Bevor man sie abholte hatte ich noch die Gelegenheit ihre beiden Mädels abzuholen, dass sie sich von ihrem Mom verabschieden konnten. Wenn der Leichenwagen dann vom Hof fährt und man ihm hinterher blickt, weiß man dass es vorbei ist. Im guten, wie im schlechten.
Gemeinsam mit ihrer Großen wählte ich dann ihren Grabstein und erledigte auch sonst alle Formalitäten. Eine Beisetzung will geplant sein. Ich entschied mich für eine Rede, am Grab meiner Partnerin und Mutter zweier Kinder. Der Bestatter indes bot sich nicht nur an das übernehmen zu wollen, denn auch zu sollen, schließlich könne ich mich in diesem Moment damit übernehmen. Das wäre ja kein Problem und dafür sind sie schließlich da. Eine Grabrede, mit den Kindern meiner Lebensgefährtin an meinen Händen, halte ich immer noch selbst und niemand anderes! Nach all dieser Zeit werde ich die zwei Minuten Ehrerbietung wohl noch selbst hin kriegen. Ich will nur tun was ich tun muss und ihr macht einfach nur euren Job. Und ich verbitte mir jegliche Einmischung.
Seit unserem kennenlernen war der Tod unser ständiger Begleiter. Wir haben nicht das beste draus machen können aber es war es dennoch unsere Zeit. Wir haben uns nicht schonen können, wir beide gingen zuletzt auf dem Zahnfleisch. Aber in dieser Zeit haben wir uns gehabt. Ohne wenn und aber. Und darüber hinaus.
Und so wie ihr Leben enden musste, hab ich auch für mich damit abgeschlossen. Ich erzähle daraus sowie ich mich erinnern kann und will. Vlt nützlich für jeden, der sich solche Fragen stellt. Und sei es nur rein hypothetisch.