Oh. Danke für dieses emotionale Thema.
Uns hat es auch 3 mal getroffen.
Gleich das erste war so schwer missgebildet, dass es im 5. Monat starb.
Da sich durch Wehenmittel etc. nix tat, wurde ich operiert. Da war ich gerade mal 21.
Ich hab von der OP nix mitbekommen. Hat wohl 3 h Stunden gedauert und ich wär fast verblutet.
War aber kein Kaiserschnitt. Es wurde vaginal rausgeholt.
Eine Beerdigung war damals noch nicht möglich. 2 Monate später haben sich wohl die Gesetze diesbezüglich geändert. Für dieses Kind war es aber zu spät. Es wurde damals als "Pietätsmüll" entsorgt.
Da sie es nicht im Ganzen rausholen
konnten, durfte ich es nicht mehr sehen.
Ich kam relativ gut damit klar. Dachte... Laune der Natur. Wollte so schnell wie möglich wieder schwanger werden.
Dann haben wir eine gesunde Tochter bekommen.
Und wir wollten ein Geschwisterchen.
Alles lief gut. Ich war im 6. Monat.
Als genau das gleiche wieder passierte.
Ich kam in das Belegkrankenhaus des Arztes. Ohne Hebammen.
Weil davon ausgegangen wurde, dass es wieder lang dauert, hat man meinen Mann und mich nachts allein gelassen.
Doch es ging dieses mal schnell.
Ich fing an zu bluten und hatte wahnsinnige Schmerzen.
Es kam nur eine total überforderte Krankenschwester.
Sie legte mir das Kind auf den Bauch. Es sah aus wie die Schwester. War auch ein Mädchen.
Mein Mann war immer bei mir. Auch beim ersten mal.
Dieses mal konnte es beerdigt werden. In einem Sammelgrab für Sternenkinder.
War eine schöne Zeremonie. Es waren viele Eltern da, die auch ein Kind verloren hatten.
Danach fiel ich in ein Loch. Konnte 2 Monate nicht mehr arbeiten. Hab nur geheult.
Wir mussten einen genetische Untersuchung machen. Gefunden wurde nicht direkt was. Aber ein Wiederholungsrisiko wurde auf 25% gesetzt.
Mein Mann wollte keinen weiteren Versuch mehr.
Aber ich konnte einfach nicht aufhören. Ich wusste, dass unsere Tochter nicht allein bleiben würde.
Nach nem knappen Jahr wurde ich wieder schwanger. Frühe Fehlgeburt. Musste nicht mal ausgeschabt werden.
Dann nach 1 Monat wurde ich wieder schwanger mit einem Sohn. Der auch gesund zur Welt kam.
Wir waren überglücklich. Und die Familienplanung war abgeschlossen.
Nach knapp 5 Jahren habe ich die Zykluskontrolle bisschen schleifen lassen , weil wir viel Stress hatten mit Bau und so.
Ein einziges mal hatten wir Sex und ich wurde schwanger. Die Angst war gross. Aber es kam ein gesunder Junge zur Welt.
Uns haben die Erlebnisse sehr stark zusammengeschweisst. Ich weiss seitdem , dass ich den richtigen Partner an meiner Seite habe. Dass ich mich 1000% auf ihn verlassen kann.
Wir haben aber ähnlich getrauert. Wir haben viel drüber gesprochen.
Wir denken heute noch oft dran.
Ich war ne Zeit lang in ner Selbsthilfegruppe. Aber da waren so unterschiedliche Schicksale. Teilweise dann auch wieder Schwangere dabei. Mir wurde das zu viel.
Ich hab das abgebrochen.
Ich trauer auch lieber selbst für mich. Oder mit meiner Familie zusammen.
Heute geht es uns gut. Ich hab damit abgeschlossen und bin dankbar für jedes einzelne, lebende Kind.
Da es nur betroffene Mädchen waren, gehe ich davon aus, dass es ein Defekt auf dem X Chromosom ist.
Ich hoffe nur, dass meine Kinder das nicht weitergegeben und ihnen dieses Schicksal erspart bleibt.