Wenn jemand sagt, dass er ein gewisses Label nicht mag obwohl es doch auf ihn zutrifft, kann das auch daran liegen, dass da etwas hinein interpretiert wird, was das Label gar nicht hergibt, wohl aber eine Strömung von Vorstellungen. Somit distanziert man sich von diesen Interpretationen und damit auch vom Label. Und dann sollte man mal hinterfragen woher das kommt und versuchen das wieder ins rechte Licht zu rücken.
Ich kann sehr gut verstehen, wenn einige Femdoms nicht als solche bezeichnet werden möchten. Als Maledom kenne ich das ebenso. Wenn ich also lediglich das Label "Dom" angebe, heißt es:
Dom? Ja klar, wer sich schon selbst Dom nennt.
Dom? Wer dom ist oder nicht, entscheide immer noch ich!
Dom? Benutzen devote Männer um an Frauen zu kommen.
Dom? Kann sich ja jeder nennen...
Dom? Der in Köln oder wo?
usw...
Dabei beschreibt es nur einen Wesenszug und weist (meist) gleich auf das passende Komplementär "devot" hin. Sonst nix.
Wer also mit dem Dom-Label hier rum rennt, kann sich ja fast nur noch lächerlich machen. Also weg mit dem Label. Ich bin jetzt nicht mehr dom sondern ich. Sowieso. Also ich als Mensch jetzt. Weg mit Labels, raus aus den Schubladen, jetzt sind wir alle individuell. Das klingt aber immer noch so sozialisiert. Mensch. Menschen sind auch nur Doms und machen alles kaputt. Ok, dann halt Homo sapiens. Eine Spezies von vielen. Da aber die schlimmste von allen. Ok, dann halt Erdling. Die Erde ist kein guter Ort in dieser Zeit. Also Lebewesen. Interstallar, nur auf der Durchreise. Ein Alien.
Man kann alles bis zum ad Absurdum führen. Es wäre allen gedient, wenn man BDSM wie ein Parlament begreifen würde, wo es verschiedene Parteien gibt, die auch mal, je nach Zeitgeist, die Positionen wechseln. Und innerhalb der Parteien gibt es Strömungen wie Flügel. Es herrscht ein ewiger Kampf und da auch noch demokratisch. Ganz schlimm. BDSM ist wie der Bundestag- so heterogen wie nur irgendwas.
Es gibt somit zwar ein BDSM (vgl. Subkultur). Das wars dann aber auch schon. Sobald du einmal da drin bist, gerätst du unter die Mühlen und die Interpretationen, Andichtungen, Unterstellungen uvm. nehmen ihren Lauf. Ich verstehe, wenn sich einige bis viele aus diesem System verabschieden. So kann man einfach nicht mehr darstellen was man ist, die Label werden zur Last. Man wird zum Interpretationsgut. Dann ist das System krank.
Wenn man sich nicht mehr dazugehörig fühlt, ist man halt raus. Geht mir auch nicht anders, wenngleich mir diese Labels immer noch passen. Steht ja drauf was drin ist. Nutri-Score, von mir aus:
Eine Tageseinheit von mir entsprechen der empfohlenen Portion für weibl. Subs. Angebrochen, warm und trocken gelagert lange haltbar. Am besten warm genießen- nicht erhitzen! Kann Spuren von F65.5 enthalten. Für Vanillas nicht geeignet! Abweichende Schärfe und Bitterkeit beeinflussen nicht die Qualität des Produkts. Für einseitige Ernährung zugelassen nach TPE 24/7. Die Einnahme im Metakonsens ist rechtlich unbedenklich. Risiken und Nebenwirkungen sind inbegriffen. Achtung- Produkt kann zu Bewusstseinsveränderungen und Abhängigkeiten führen! Einnahme auf eigene Gefahr.
Was ist heute noch unbedenklich? Laut Stiftung Warentest schnitten Doms in Dosen in Ausgabe 04/22 gar nicht mal so schlecht ab. Ok, es waren wieder ein paar verunreinigte Proben dabei und auch schadstoffbelastete (Alkohol, Nikotin). Aber insgesamt waren die Tester zufrieden, die Produkte entsprachen weitestgehend ihren Labels und waren in ihrer konsumierung ohne weitere Beanstandung.
Wenn man da mal wieder hin käme, wär's doch mal schön.