„Aufgrund des Satzes
"Besonders der Männeranteil bei den jüngeren Singles (bis 49 Jahre) ist auffällig hoch." vermute ich, dass es um diese Zahlen geht.
Statista:
Laut der Verbrauchs- und Medienanalyse waren in Deutschland im Jahr 2021 rund 42,5 Prozent der Singles bis 49 Jahre Frauen. Folglich waren rund 57,5 Prozent der Singles in dieser Altersgruppe männlich.Die Geschlechterverteilung der Singles jeglicher Altersklassen war nahezu identisch mit der Verteilung in der Gesamtbevölkerung: Rund 49,3 Prozent der Bevölkerung waren Männer, bei den Singles waren es hier 49,4 Prozent, und rund 50,7 Prozent der Deutschen waren weiblich, bei den Singles 50,6 Prozent. Im Jahr 2021 lebten in Deutschland rund 22,69 Millionen Personen, die Single waren. Der Begriff Single schließt laut der Quelle alle Personen ein, die ledig sind und allein leben.
Der letzte Satz macht deutlich, dass die statistisch als solche erfassten "Singles" keineswegs als Menschen, die "nicht zueinanderfinden", definiert werden können.
Unverheiratet zu sein und einen eigenen Haushalt zu führen, heißt ja noch lange nicht, keinen Partner/keine Partnerin zu haben.
Dasselbe dürfte auch für die Daten gelten, auf die du dich beziehst.
In den vergangenen zwanzig Jahren ist die Anzahl der Single-Haushalte in Europa kontinuierlich gestiegen.
Die Quote der Singelhaushalte korreliert dabei auffallend mit dem finanziellen Wohlstand eines Landes.
Das lässt darauf schließen, dass das Zusammenleben mit anderen oftmals keineswegs Wunsch, sondern wirtschaftliche Notwendigkeit und eine Romantisierung der "guten alten Zeiten" absolut unangebracht ist.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist zweifellos die Emanzipation.
Gemeinhin wird heutzutage auch Männern zugetraut, einen Haushalt zu führen und Frauen, selbst für ihren Lebensunterhalt zu sorgen.
Aus der Erkenntnis, dass man keinen gegengeschlechtlichen Partner braucht, um im Leben zurechtzukommen, folgt wohl die Gelassenheit, Single zu sein und zu bleiben, bis einem jemand begegnet, den man wirklich
will.
Unter diesen Menschen finden sich dann auch "Singles, die mit ihrem Leben rundum zufrieden sind und gar nicht auf der Suche nach einem Partner sind".
Wobei "nicht auf der Suche" zu sein, keineswegs unbedingt heißt, dauerhaft Single bleiben zu wollen.
Während viele Frauen ihre persönlichen Ansprüche an einen potentiellen Partner oft für zu hoch einschätzen, [...] liegt es bei den Männern oft an der eigenen Schüchternheit, warum sie alleine leben.
Diese Aussagen gehören offenbar zu einer Umfrage von Fittkau&Maaß für Elitepartner aus dem Jahr 2018.
Dort lautet die Fragestellung:
Sie haben angegeben, dass Sie zurzeit Single sind. Inwieweit treffen die folgenden Aussagen auf Sie persönlich zu bzw. sind die hier aufgeführten Gründe Ihrer Meinung nach ausschlaggebend?
und eine von Frauen häufig gewählte Antwortmöglichkeit auf die Frage, warum sie Single seien:
Ich habe sehr hohe Ansprüche und möchte keine Kompromisse eingehen.
Erstens also nichts mit "zu hohen" Ansprüchen und zweitens wurde diese Antwortmöglichkeit auch von 42,2% der Männer gewählt (Frauen 48, 3%).
Durchaus bezeichnend, dass eine Online-Partnerbörse in der Veröffentlichung der Studie daraus dann "zu anspruchsvolle" Frauen macht und das überall gern übernommen wird.
Ähnlich bei der Aussage
Ich bin eher schüchtern, mir fällt es schwer, auf andere zuzugehen.
Dem stimmten 41,6% der Frauen und 49,2% der Männer zu und ich mache jede Wette, dass dieser Wert mindestens ausgeglichen wäre, wäre nicht in vielen Köpfen immer noch die Vorstellung fest verankert, dass Männer beim Flirten den ersten Schritt zu machen haben.
Den großen Unterschied gibt es in diesen Punkten zwischen Männern und Frauen also gar nicht.
Den findet man eher, wenn es um Angst vor Enttäuschung oder die Sorge, dem Partner finanziell nicht genug bieten zu können, geht.
(Zahlen hier:
https://www.mynewsdesk.com/de/elitepartner/pressreleases/warum-singles-solo-sind-angst-vor-enttaeuschung-trifft-hohe-ansprueche-2442789)
Zum Thema Ansprüche möchte ich ein paar Worte ergänzen.
Im Vergleich zu früher gibt es heute eine gesteigerte Möglichkeit über große Entfernungen zu kommunizieren. Auch die Mobilität ist erheblich gesteigert. Die Auswahl an Partnern war für meine Eltern sehr eingeschränkt. Die gestiegenen Ansprüche könnten daher auch darauf beruhen, dass mehr tatsächliche Kontakte möglich sind.
Dies trifft auf eine breitere Medienverfügbarkeit, die Ansprüche in Bilder fasst und dadurch erhöht.
Daneben dürfte es auch häufig vorkommen, dass Menschen für sich reklamieren, dass sie sehr hohe Ansprüche haben, bei näherer Betrachtung dies aber eher eine eigene Angst ist, den Ansprüchen anderer nicht zu genügen. Hohe Ansprüche sind dann eher der eigenen Versagensangst geschuldet.