„Natürlich gibt es Dinge, die von Beginn an klar sind und nicht ausgesprochen werden müssen:
Respekt, Augenhöhe, Wertschätzung, Akzeptanz.
Gut. Und das bedeutet für die Beziehung was?
Wahres Beispiel:
Ein Mann hat ein Haus für sich und seine Frau gebaut, neben der Arbeit. Als das Haus fast fertig war, trennte sich seine Frau von ihm.
Sichtweise A) So eine doofe Ziege, hat ihn solange abstrampeln lassen für nichts, wie respektlos.
Sichtweise B) Irgendwann ist das Maß voll, wenn er immer nur zum essen und ficken nach Hause kommt und nie wirklich für seine Frau da ist, brauch er sich nicht wundern das seine Frau sich respektlos behandelt fühlt.
Und nun?
Wir tun so, als gäbe es DIE Respektlosigkeit, die wir aus unserer Sicht exakt beziffern können. Aber gibt es aus Sicht des Anderen nicht vielleicht andere Deutungen? Und was ist, wenn die Konträr gegenüberstehen?
Vertreten wir unsere Position mit solcher Inbrunst, das der andere schon ein dermaßen amtlichen Streit mit verbaler Aufforstung vom Zaun brechen muss, damit seine Argumente zu uns durchdringen?
Ich lese immer noch meins, meins, meins. Meine Sicht, meine Gefühle, meine Regeln, meine Reaktion. Gibt es da irgendwo überhaupt einen Partner mit eigenen Gefühlen, Wünschen und eigenen Reaktionen? Irgendwo soetwas wie Liebe? Den Mut sich auch mal Unvereinbarkeiten zu stellen?
So vieles liest sich eher als Erwartung das der andere sich Bedingungslos den Regeln unterwirft. Schafft er das nicht, ist er ein schwacher Mann (was schon allein den Ehrgeiz weckt ein starker Mann zu sein und 30jahre Frustbeziehung anzustreben). Und wenn Augenhöhe eh nicht mehr drin ist (weder beim bleiben, noch beim gehen), dann kann ich auch wilde Sau spielen.
Ich lese Respekt, aber damit ist immer der "Respekt für mich" gemeint. Was ist mit dem Respekt für den Partner?
Manchmal hab ich das Gefühl, bei so manchem nach langer Beziehung würde ich auch mich inflagranti im Ehebett erwischen lassen, geplant. Und mich an seinem Austicken erfreuen. Einmal aus dem Wald herausrufen, wie es die Beziehungszeit über in den Wald hineingerufen hat.
Das wär dann das Ventil für meine aufgestaute Wut durch jahrelange Hilfslosigkeit (weil ein anderer mit seinen Befindlichkeiten über mich geherrscht hat).