„Für ihn ist Sex haben automatisch lieben, geliebt werden und Nähe tanken. Ihm nah sein möchte ich auch, aber mir reicht dafür das körperliche nicht automatisch bzw. ist manchmal sogar hinderlich weil es nicht zu meinen Gefühlen passt.
Ich glaube, das wurde hier oft überlesen von jenen, die dir bereits ihre Gedanken mitgeteilt haben. Verstehe ich dich richtig: Es gibt Situationen, wo du keinen Sex mit ihm möchtest, weil sein "liebevoller, entspannter, eher ruhiger" Sex dann nicht zu deinen aktuellen Gefühlen passt, weil du z.B. gerade aufgewühlt, enttäuscht oder wütend bist?
„Körperlich werden geht bei ihm immer mit ganz viel Liebe und Harmonie einher, es ist tatsächlich ein Liebe machen. Für mich ist es ganz anders, ich will die volle Bandbreite an Gefühl ausleben, mal Wut, mal traurig sein mal... Ich möchte mit Sex nicht nur "ich hab dich lieb" ausdrücken, ich möchte tiefe, innige Verbindung, angenommen werden, zu mir selbst finden, mich in meinem tiefsten Ausdruck zeigen. "Lieb haben" Sex ist mir zu wenig tiefgreifend, berührt meine Seele nicht.
Genau da sehe ich auch die bereits erwähnte Wertung. Seine Art des Sex ist für dich nicht tief genug, weil dir das Gefühl fehlt, verstanden zu werden. Er scheint nicht zu verstehen, dass Sex für dich ein Ventil ist, mit Wut, Schmerz und Enttäuschung umzugehen und diese Gefühle beim Sex auszuleben. Daraus schließt du, und das ist in meinen Augen ein falscher Schluss, dass sein Sex weniger emotional wäre. Ich glaube nicht, dass er das ist. Sein Sex (und es ist eigentlich schade, dass ihr jeweils euren eigenen zu haben scheint und keinen wirklich gemeinsamen) ist bestimmt nicht weniger emotional, also gefühlvoll, nur ist er eben sehr liebevoll. Für ihn hat das sicher auch sehr viel Tiefe, es fehlen nur die gewaltvollen Anteile, die dir in solchen Momenten, wo du wütend oder enttäuscht bist, aber wichtig sind.
Für dich ist Sex, wie er ihn mit dir zusammen gestaltet, manchmal (nicht immer, schreibst du) nicht erfüllend, weil du andere Vorstellungen davon hast, wie dieser als dein Ventil für deine Gefühle funktionieren soll. Du nennst ein paar Beispiele, ein paar sexuelle Spielrichtungen, die doch sehr in eine Richtung gehen: in die, dass du in dem Moment eben nicht liebevoll behandelt werden möchtest, sondern auch von ihm Wut spüren möchtest, Stärke, und vielleicht sogar Gewalt. Er soll in dem Moment also so empfinden wie du auch: er soll ebenfalls wütend sein.
Was aber, wenn er das nicht kann, weil er das einfach nicht ist - wütend? Weil er nicht so empfindet wenn du es tust oder weil er andere Ventile nutzt, um mit seinen nicht so schönen Gefühlen umzugehen?
„Er versteht nicht was ich meine und findet ich überinterpretiere Sex, es sei etwas rein körperliches zum Spaß haben. Finde ich nicht 😉 Ich verliere ohne "Seelenkomponente" immer wieder die Lust.
Sex ist etwas rein körperliches für ihn? Das klang zuerst aber ganz anders:
„Körperlich werden geht bei ihm immer mit ganz viel Liebe und Harmonie einher, es ist tatsächlich ein Liebe machen.
Liebe und Harmonie sind doch etwas Nicht-Körperliches. Harmonie berührt die Seele.
Aber gut, kleine Ungereimtheit, davon abgesehen: was, wenn er das (grob zu dir zu sein, dich sogar zu schlagen, wütend auf dich zu sein, dich zu schnappen und zu nehmen, auch wenn du heulst und schreist und gar nicht möchtest - so beschreibst du, was du dir manchmal wünscht) deswegen nicht kann, eben weil er so tiefe liebevolle Gefühle für dich hegt? Eben weil er dich über die Maßen liebt, weil du ihm so wichtig bist, nicht aus seiner Haut kann und dich nicht mit Gewalt gegen deinen scheinbaren Willen nehmen kann?
Das, was du beschreibst, ist wirklich "starker Tobak", zumindest auch für mich. Ich kann sehr gut verstehen, dass er davon irritiert ist. Was du möchtest, kann er aus Liebe nicht leisten. Und das ist auch ein Ausdruck seiner tiefen(!) Gefühle.
Oft lese ich aus deinen Beiträgen heraus, mal deutlich, mal zwischen den Zeilen verborgen, dass du von ihm erwartest, sich zu ändern. Dass du möchtest, dass er diesen sehr groben, harten Sex auch genießt. Du möchtest, dass er sich für dich ändert. Das empfinde ich als fast schon egoistisch, tut mir leid, wenn du das bestimmt nicht lesen wolltest.
Es ist in meinen Augen deswegen egoistisch, weil du trotz der vielen Gespräche mit ihm über dieses Thema trotzdem forderst, dass er dich so behandeln soll, wie er es aus Liebe zu dir nicht kann:
„Schwierig ist auch das ich mich sehr unwohl fühle wenn er nicht so drauf abgeht. Er hat Spaß dran wenn ich auch Spaß hab, aber ich möchte ja auch das er es geil findet weil die Sache an sich ihn reizt.
Sie tut es aber nicht. Die Sache reizt ihn nicht. Er hat es versucht, es ist nicht seins, er kann das nicht. Das solltest du respektieren, auch wenn du es nach der langen Zeit immer noch nicht wirklich verstehen kannst.
Beziehungen werden meiner Ansicht nach oft dann richtig schwierig, wenn Susanne unglücklich mit einem Bestandteil dieser Beziehung ist und Ralf auffordert, sich zu ändern, damit Susanne wieder richtig glücklich wird. Nur: dann ist es Ralf nicht mehr, denn er fühlt sich entweder verbogen oder benutzt. Namen wurden von der Redaktion geändert.
Es fällt mir schwer, dir einen Rat zu geben. Es wurde das Öffnen der Beziehung als Möglichkeit genannt, damit du dir den harten, gewaltvollen Sex woanders holen könntest. Ich weiß nicht, ob das die Lösung sein kann - meine wäre es nicht. Es wurden andere Ventile genannt, damit du deine Wut verarbeiten oder rauslassen kannst: Joggen, Kraftsport, etc. Könnte eine Möglichkeit sein, ja.
Was ich aber noch gar nicht so wirklich deuten kann, ist: ist deine Wut, die du mit dem Sex ausleben möchtest, in eurer Beziehung, als "Problem" zwischen euch, wirklich gut aufgehoben? Ist es gut, diese Gefühle in die Beziehung zu nehmen und ihnen dort Wichtigkeit zu geben? Ist es gut, deine Wut ihm aufzudrücken, sodass auch er sich mit ihr befassen muss?
Ich glaube, das ist ein sehr schwieriges Thema und sei mir bitte nicht böse, wenn ich Dinge angeschnitten habe, die unbequem sind.