Verheiratet sein ist ein Status; was bedeutet der denn eigentlich? Was verbindet jemand damit?
Heiraten lehne ich nicht grundsätzlich ab.
Allerdings ist das vielleicht der einzige Punkt, in dem ich romantisch bin.
Traditionen oder Steuervorteile waren und wären für mich kein Grund, "wir sind jetzt schon so lange zusammen", "das machen die anderen ja auch" oder gar der Versuch, etwas zu zementieren, was nicht (mehr) stabil ist, erst recht nicht.
Generell aber gefällt mir als letztem noch lebenden Fan der Verbindlichkeit die Idee eines aufrichtig gemeinten und offiziell besiegelten Versprechens, auch dann zu bleiben, wenn es mal nicht aufregend, total geil und rosarot ist, aber durchaus.
Ohne das ganze Kaspertheater, das gemeinhin um Hochzeitsfeiern veranstaltet wird, (für mich der absolute Albtraum) empfinde ich heiraten als eine wunderbare Geste der Zusammengehörigkeit.
Nicht mehr und nicht weniger.
Und Paarbindung ohne Trauschein - die klassische "Zweierbeziehung" scheint noch immer DAS Ziel zu sein, "Zusammen wohnen" DIE Lebensform.
Anders als heiraten habe ich das Zusammenwohnen ausprobiert (sogar zweimal über mehrere Jahre) und festgestellt, dass es einfach nicht das richtige Partnerschaftskonzept für mich ist.
Ich brauche eine eigene Wohnung, selbst wenn sie nur winzig und dann vielleicht mal tage- oder wochenlang verwaist ist.
Ich habe einige Jahre und die zwei o.g. "Fehlversuche" gebraucht, um mir selbst gegenüber die gleiche Toleranz und Rücksicht aufzubringen wie für die Menschen in meinem Umfeld.
Ich bin einfach introvertiert und habe trotzdem einen Beruf, in dem ich den ganzen Tag vor und mit Menschen spreche und diejenige bin, die sagt, was getan wird.
Das tue ich sehr gerne.
Ich bin nicht schüchtern und kann mich gut durchsetzen, aber es kostet mich Energie, den ganzen Tag von Menschen umgeben zu sein, und wenn dann mein Akku für sozialkompetentes Verhalten abends oder am Wochenende mal leer ist, brauche ich eine Wohnung, die meinen Ansprüchen an Ordnung und Sauberkeit genügt, nach meinem Geschmack eingerichtet ist und abends noch so aussieht, wie ich sie morgens verlassen habe, als "Ladestation".
Ergo kommt ein einziger gemeinsamer Hausstand für mich nicht mehr infrage.
Meine Idealvorstellung wäre: Nahe genug, um sich auch spontan zu besuchen und gerne tage-/nächteweise in derselben Wohnung, aber nicht permanent und ohne Alternative unter einem Dach.
Ich habe allerdings (naturgemäß subjektive Wahrnehmung) den Eindruck, dass für die meisten Männer ab etwa Ende zwanzig zwischen gelegentlichem, unverbindlichem Ficken und Beziehung mit dem Plan, früher oder später zusammenzuziehen, einfach nichts existiert.
Das ist ein wesentlicher Grund, warum ich nun schon seit geraumer Zeit "alleine" (Ich denke, "unverpartnert" ist passender.) bin und es womöglich auch dauerhaft bleiben werde.
Ich bin nicht "aus Überzeugung" Single, aber die Vorstellung, es auch zukünftig zu sein, bringt mich auch keineswegs um den Schlaf.
Ich bin sicher nicht rund, (Dafür habe ich zu viele Ecken und Kanten.) aber komplett.
Mir fehlt keine zweite Hälfte.
Entweder begegnet mir irgendwann noch einmal jemand, der ebenso vollständig ist und mich trotzdem - oder gerade deswegen- auch abseits der Bettkante gerne in seinem Leben haben möchte, oder eben nicht.