Ab wann wird aus Selbstfürsorge eigentlich Egoismus?

Was würde Verstehen und Mitfühlen fördern, wie nimmt man jemanden mit, der theoretisch dazu in der Lage ist? Reden vielleicht?

Ja, natürlich könnte reden helfen.

Wenn man aber nicht reden kann, weil eine Blockade da ist, vielleicht auch, weil man sich unterlegen fühlt oder nicht abgrenzen kann, oder weil man erfahren hat, dass eigene Erklärungen nicht verstanden wurden, gibt es ganz klar ein Problem.
Dann ist Rückzug für denjenigen oft die einzige Möglichkeit.

Und der Partner kann da nur abwarten, ob der andere wieder auf ihn zu kommt oder sich ebenfalls abwenden, wenn ihm das zu viel abverlangt.

@*********in365

Dein Beispiel mit dem Brunnen zeigt es wirklich gut auf!
Das Problem dabei ist, das Menschen die bei einen selbst Hilfe einfordern, das gleich als Egoismus benennen. Oftmals sind das aber genau die, die nicht erst einmal selbst sehen, wie sie Probleme lösen könnten. Klar, denn das würde ja bedeuten, das sie erst mal "selbst ran müßten".
Ich bin ein Mensch, der durch meine Erziehung darauf aus gelegt gelernt hat bei Problemen erst mal zu sehen, wie ich die alleine gelöst bekomme. Das wird immer schwierigen, wenn da noch jemand mit im Boot sitzt. Und dann kommt der Satz von
@**na
"Wenn ich spüre, dass mich ein Mensch, eine Situation überfordert und ich sie deshalb vermeide, dann IST es für mich Selbstschutz!" zum Zug.
Man kann und sollte einem Menschen die Eigenverantwortung nicht ab nehmen.
Etwas aus eigener Kraft zu schaffen ist sehr bereichernd und bringt einem auf lange Sicht wesentlich weiter wie bei jeder kleinen Wolke direkt Hilfe ein zu fordern.
Ich finde Fromm hat das gut dar gestellt, denn man sollte gelernt haben auf eigenen Füßen zu stehen, damit man andere nicht als Krücke benutzt.
So gesehen ist ein Rückzug zu sich selbst der Selbstschutz.
Denn wir können uns alle nicht an der Steckdose aufladen.
Gleichzeitig sorgt es auch dafür, das andere vielleicht nachdenken bevor sie mit dem Egoismus kommen.

@*****_54

Wenn reden schwer fällt, kann man es immer noch schreiben. Dann hat man Zeit es aus zu drücken und zu erklären.

WiB

@*****_54 Der Partner ist auch ein Mensch mit Bedürfnissen und Sorgen und kann nur (Fachleute in Sachen der Psyche ausgenommen) auf seine Lebenserfahrung und sein soziales Gerüst aufbauen. Wenn jemand auf der Erfahrung aufbaut, Reden lohnt nicht oder Reden verschlimmert alles, wenn ich rede, werde ich nicht mehr geliebt, dann steht die Sache selbst für jemanden, der sich u.U. leicht ins Boot holen ließe, nicht gut. Nach wie vielen Schweigephasen mit starken selbstbezogenen Handlungen ist man dann noch dabei?

@****ody

Ich vergleiche das gerne mit dem Spruch " liebe deinen Nächsten wie dich selbst....
und ergänze das mit, aber auch nicht mehr oder weniger!"

WiB

Ja, ich verstehe sehr gut, was du meinst.

Ich selbst bin immer fürs Reden, wenn es irgendwo hakt oder sich einer überfordert oder gar übervorteilt fühlt. Nur wenn es dem Partner - aus welchen Gründen auch immer - nicht möglich ist, das anzusprechen, muss ich das erst einmal akzeptieren.

Eine gewisse Zeit kann ich gut abwarten, ohne in den andeneren zu insistieren.
Als ich sehr jung und noch unsicher war, fiel mir das schwerer. Heute sage ich mir, Menschen ticken eben unterschiedlich.

Wenn sich dieser einseitiger Rückzug immer wieder so abspielt und die Probleme damit größer werden, bin ich selbst über kurz oder lang dann raus aus der Beziehung.
Oder ich lasse mich erst gar nicht auf eine Beziehung ein. Meist merke ich schon vorher, ob das gemeinsame "Kommunikationsmuster" stimmig ist.

Für den Partner einer solchen Person kann es durchaus zu einer Notwendigkeit des Selbstschutzes werden, ein solches Verhalten eben nicht mehr zu erdulden.

Wenn ein psychisch gesunder Erwachsener sich von seinem Gegenüber eine ebenso ausgeprägte emotionale Offenheit und Zuverlässigkeit wünscht, wie er selbst zu bieten hat, ist das nicht zu viel verlangt .

Hmm gutes und schwieriges Thema.

Ich denke man sollte immer im Kopf behalten, das die längste Beziehung die man je eingehen wird, die Beziehung zu sich selbst ist. Insofern ist es wichtig und richtig sich erstmal selbst zu betrachten, auf sich selbst zu achten und die eigenen Grenzen zu kennen.
Egoistisch wird es nur dann meiner Meinung nach, wenn man rücksichtslos ist und nicht das Verständnis aufbringt, mal über den Tellerrand zu schauen.

"Ein Nein zum anderen, ist ein Ja zu sich selbst"

Es gibt viele gute Ratschläge für jene Menschen, die tatsächlich schwer Nein sagen können, die sich ständig vereinnahmen und ausnutzen lassen und dabei ihre eigenen Bedürfnisse nicht geltend machen können.

Leider fühlen sich von entsprechenden psychologischen Ratschlägen, Weisheiten und schönen Merksätzen oft auch gerade jene angesprochen, die sich ohnehin ständig um sich selbst drehen

Das ist echt ein Problem, vor allem auch in der Achtsamkeit und eben Selbstfürsorge. Egozentrierten Menschen kommt es natürlich sehr gelegen, dass sie ihr rücksichtsloses Verhalten damit rechtfertigen können. Dadurch wird ein schlechtes Licht auf diese Praktiken geworfen, die für Menschen mit entsprechenden Defiziten unglaublich wichtig und heilsam sind.

(Das Mädchen)

HI...seit dem meine aktuelle frau mir so den rücken stärkt endlich meine wunden zu pflegen hinzusehen, bedürnisse ernst zu nehmen, streite ich mit mir auch um kein arsch zu sein....gelingt super. gleiche rücksichtsnahme und geduld wie zuvor.. ich habe sooo glück mit dieser frau und wie es für mich rennt#