„Ich liebe Menschen und keine Geschlechter.“ Und ich denke, das ist eigentlich schon alles, was man sagen muss. Schließlich liebt man einen Menschen in der Regel nicht nur auf Grund des Sexes mit ihm. Natürlich gehört Sex im Normalfall zu jeder dauerhaften Beziehung dazu.
Ich finde ist es völlig unlogisch, warum man als Mensch nur auf die Reize eines Geschlechts reagieren sollte! Der eigentlich hinkende Vergleich mit anderen Gebieten hinkt gar nicht so, wie behauptet wird: Eine Banane hat einen gewissen Geschmack, ein Apfel hat einen gewissen Geschmack. Die meisten mögen beides. Natürlich mögen einige den Apfel mehr, andere die Banane mehr. Manche mögen beides gleich gerne. Manche mögen beides auch nicht so gerne wie eine andere Frucht oder gar wie Vanille- und Schokoladeneis. Aber bei den Geschlechtern gibt es ja nur zwei Varianten (von anderen Betrachtungen in der Transgender-Forschung mal abgesehen, ich bin selber aber Transgender!). Und wenn wir davon ausgehen, dass man einen „gesunden Sexualtrieb“ hat, bezieht er sich auf die beiden Geschlechter. Warum sollte man sich da prinzipiell auf ein Geschlecht beschränken? Meinen Wissens nach gibt es kein Gen, welches sagt: Lust empfindet man nur, wenn man mit dem anderen Geschlecht Sex hat. Dieses Gen existiert nicht, höchstens Pheromone, die sexuelle Lust begünstigen. Sexuelle Lust manifestiert sich vielleicht an Geschlechtern, aber sie ist nicht an sie gebunden. Aber greifen wir nicht vorweg!
Finde jeder Mensch bisexuell, wenn er weder heterosexuell, noch homosexuell ist. Das ist gleichbedeutend damit, dass man sexuell gesehen sowohl mit dem eigenen Geschlecht, als auch mit dem anderen Geschlecht etwas anfangen kann.
Deswegen zeige ich zuerst, dass jeder Mensch sich von dem eigenen Geschlecht angezogen fühlen muss, und dann, dass jeder Mensch sich vom anderen Geschlecht angezogen fühlen muss.
Ekel gegen ein Geschlecht ist genau wie jeder andere Ekel gegen etwas, was nicht stinkt, wehtut, grausam ist oder ähnliches, als unnatürlich und krank einzustufen. Das muss man sich leider als homophober Mensch anhören. Wer solche Probleme hat, sollte versuchen, eine gesundere Einstellung zum Leben, zu Menschen und zum Sex zu bekommen. Wenn man Bisexualität als für sich selbst uninteressant und unbedeutend einstuft, ist das ja vielleicht noch nachvollziehbar, aber wer es als eklig darstellt, ist irrational.
Vom Prinzip ist jeder Mensch bisexuell, so wird er geboren. Was jeder Einzelne dann daraus macht, ist jedem selbst überlassen. Auf jeden Fall gibt es nicht „die sexuelle Orientierung“, jeder Mensch ist an einer anderen Stelle. Von hundertprozentiger Heterosexualität bis hundertprozentige Homosexualität geht die Skala der Bisexualität. Die Monosexualitäten sind nur Grenzwerte, die nie erreicht werden. Natürlich ist der eine heterosexueller als der andere, der wieder etwas homosexueller ist. Jeder kann sich irgendwo einordnen, es kann sich mit der Zeit aber auch ändern, also machen prozentuale Angaben sowieso keinen Sinn, außer man findet es lustig. Mir geht es hier nicht um weitere Dimensionen, denn ob jemand eher dominant oder devot, sich wirklich eindeutig als Mann oder Frau fühlt, monogam oder polygam ist, will ich hier gar nicht betrachten und geht für das Blickfeld mancher auch zu weit heraus.
Also lassen wir jeden Menschen sich so definieren und seine Sexualität so ausleben, wie er und sein Lebens- und Sex-Partner es will! Er ist und bleibt aber auf jeden Fall bisexuell, egal wie stark er es dann ausleben wird oder nicht.
Nur leider trauen sich immer noch nicht die meisten Männer es zuzugeben das sie auch mal starke Ingresse an dem eignenden Geschlecht haben, einfach schade.
Warum auch immer?