Hat eine Weile gedauert, aber nachdem ich alles überflogen und so ziemlich das Meiste durchgelesen habe, möchte ich ein paar völlig neue Dimensionen eröffnen.
Im Grunde dreht es sich um die von mir einst am Kern dessen gefundene Formulierung: "Beim Spiel der Meinungen geht es nicht darum, diese auf Leben und Tod miteinander kämpfen zu lassen, sondern darum, Bilder zu vervollständigen."
Als Einsteig können wir den Punkt nehmen, dass in ein und derselben Realität leben, diese sich für uns aber unterschiedlich offenbart.
Diese subjektiven Offenbarungen sind die Welt in welcher wir leben. Die Welt, in welcher wir MEINEN zu sein. Denn wir arbeiten aktiv an der Offenbarung der Realität, wie sie für uns ist.
Bei diesem Prozess haben wir einerseits die Rohmasse an Sinnesdaten, welche mithilfe unserer geistigen Werkzeuge be- und verarbeitet wird.
Anschließend ergibt sich dann - hoffentlich - ein in sich schlüssiges Bild.
Und noch viel wichtiger: Hoffentlich ist es möglichst Deckungsgleich mit der Realität jenseits unserer Subjektivität, da sonst unser Überleben als Individuum gefährdet ist.
Denn hat ein Affe beim Schwingen durch die Äste ein Problem damit, die Auge-Hand-Koordination an die Äste anzupassen, hat er im wahrsten Sinne des Wortes, die Welt nicht be-griffen; und scheidet aus dem Genpool aus.
Das heißt, einerseits sind wir von den uns erreichenden Daten abhängig und andererseits von der Anordnung dieser, durch unsere Werkzeuge.
Durch die Erkenntnisse der letzten Jahre aus Psychologie, Evolutionsbiologie und Neurowssenschaften, ist gut bekannt, wie diese Werkzeuge funktionieren.
Eines der witchtigsten ist, dass wir als Menschen seit Jahrmillionen als Individuuen nicht mehr überlebensfähig sind und deshalb instinktiv "in Gruppen" denken.
Im Prinzip ist das mathematisch-geometrisches Denken: Klare trennlinien was dazu gehört und was nicht, wo es Schnittmengen gibt und wo nicht.
(Es reicht schon das wissen darum, dass jemand dieselbe T-Shirtfarbe hat, damit wir diesen Menschen bevorzugt zu behandeln)
Da die eigene Gruppe mit dem Überleben gleichgesetzt ist, wird die Welt so geformt, dass die Gruppe überlebt. D.h. intern: Rollenverteilung und im Kern die Moral als das, was die Gruppe strukturiert. Am Grunde dieses Prozesses steht immer: Liebe nach Innen, Hass nach außen (weil die Kernfamilie Vater Mutter Kind die Urgruppe ist). Das eine geht nicht ohne das andere. Und je mehr Liebe nach Innen, desto mehr Hass geht nach außen. (Blasenbildung, Echokammern, versumpfen in einer Meinungs-Blase etc.)
Und genau hier wird es interessant: Denn die Gruppe teilt eine Offenbarung der Realität und damit eine Meinung.
Unsere durch die Biologie geformten Instinke führen uns dahin, dass wir sagen: Meine Meinung = meine Gruppe. Andere Meinung = Andere Gruppe. Und das Andere ist immer von grundauf und Charakterlich Böse (xxxx sind halt so), während es bei Mitgleidern der eigenen Gruppe stets die umstände sind.
Und schon wird der Meinungsaustausch allzuoft zum Kleinkrieg, weil anstatt über den Inhalt ausgetauscht, es nur um Kampf, Bekehrung, Sieg und Niederlage geht.
Je gestresster ein Mensch ist, desto eher übernehmen diese unserer Meinungsbildung zugrundeliegende Strukturen und gelangen in die Welt.
Und jetzt wird auch verständlich, wieso das Ändern einer Meinung so schwer ist. Denn es wird als Verrat an der Gruppe wahrgenommen. Und Verrat = Tödlich für unsere Gruppe und damit tödlich für mich.
Dazu geht es beim ändern, bzw. wie ich es passender formulieren würde: Beim evolvieren der Meinung immer auch darum, Datenpunkte in eine bestehende Struktur zu integrieren.
Das Problem dabei ist aber, dass jede Erkenntniss die gesamte Vergangenheit in ihrem Lichte ausleuchtet und uns in unserer Vergangenheit Türen zeigt, die wir damals nicht gesehen haben.
Dann setzt der Schmerz der Scham ein. Was ebenfalls evolutionsbiologisch wichtige Funktion erfüllt: uns daran zu erinnern, was wir zu tun haben, damit unsere Gruppe weiterhin überleben kann.
Und zuguter Letzt, hat das Umfeld sich mit zu entwickeln. Tut es das nicht, dann können wir unsere neuen Verhaltensweisen nicht so ausleben, dass wir uns voll entfalten können und es kommt zu Konflikten und Reibereien. Denn plötzlich verstehen sich die Menschn nichtmehr, weil vorher als gleich empfundene Situationen, sich völlig unterschiedlich offenbaren.
Puh, ich hoffe es ist halbwegs verständlich formuliert und es ließt überhaupt jemand bis hierher