Zitat von **********ximus:
„könnte mir mal jemand, in dem zusammenhang, das wort.. betrug.. erklären ?
Betrug bedeutet sinngemäß "Täuschen, Irreführen, Hintergehen". Da wir hier nicht von einem strafrechtlichen Tatbestand/Vermögensdelikt sprechen, sondern von Betrug im Sinne des heimlichen Fremdgehens, bedeutet Betrug in diesem Kontext, den Partner bewusst darüber im Unklaren zu lassen, dass man keine sexuell exklusive Beziehung mit ihm führt.
Zitat von **********ximus:
„
das habe ich bis heute nicht verstanden. verschafft man sich einen vorteil gegenüber einem anderen, wenn man fremd geht ?
Ja. Man kann eine Form von Beziehung leben, die, ließe man den Partner NICHT im Unklaren über die eigenen Handlungen, so sehr wahrscheinlich nicht gelebt werden könnte, da einen der Partner sehr wahrscheinlich verlassen würde. Der Vorteil, den man daraus schlägt, ist das Nutznießen einer Beziehung, die nur deswegen Bestand hat, WEIL man täuscht, irreführt, hintergeht. Man ist darauf angewiesen, dass der Partner im Unklaren gelassen wird, weil man sich sonst einschränken müsste und nicht tun könnte, was man eben tut. Man beraubt den Partner darüber hinaus seiner vollinformierten Entscheidung, ob man selbst der Mensch ist, mit dem dieser unter den gegebenen Umständen überhaupt eine Beziehung führen möchte.
Zitat von **********ximus:
„
ist treue eine zugesicherte eigenschaft, deren nichteinhaltung der einen person einen.. "vorteil".. verschafft oder der anderen schadet ?
Natürlich verschafft man sich den Vorteil, weiterhin eine Bewziehung führen zu können, die wahrscheinlich sofort zu Ende wäre, würden die eigenen Taten offengelegt. Welchen "Schaden" der Betrogene davonträgt, ist, dass er unwissend Lebenszeit mit einem Menschen verschwendet, die er auch für jemanden hätte nutzen können, der dieselben Werte teilt und ihn nicht hintergeht.
Zitat von **********ximus:
„
ich hatte betrug immer so verstanden : ich enthalte jemandem etwas vor, auf das derjenige einen .. anspruch.. hat.
Das ist meines Erachtens eine zu juristische Betrachtungsweise. Wir sprechen hier ja nicht von einer Straftat. Betrug in diesem Kontext (Beziehung, Sexualität) findet statt, wenn man sich nicht an eine Abmachung hält (zB. sexuelle Exklusivität) und den Involvierten darüber bewusst im Unklaren lässt.
Ich würde sagen, der "Anspruch", auch wenn er im Grunde keiner ist, gestaltet sich hier durch das auf einander verlassen können, dass Absprachen eingehalten werden.
Zitat von **********ximus:
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warum treue von vielen sogar schwerer gewichtet wird, als das, was "liebe" genannt wird.. geht mir auch nicht in den kopf. ich habe so oft das wort.. liebes-beziehungen.. gehört und gelesen. was aber.. eigentlich.. gemeint war, war praktisch jedes mal eine monogamie-exklusiv-beziehung. das.. worum es.. eigentlich.. geht, was offensichtlich eine höhere priorität hat, sollte doch schon ruhig auch beim namen genannt werden, oder nicht ?
sprich : "ich suche eine liebevolle monogamie". das würde den punkt besser treffen. die meisten beziehungen werden geradezu über treue.. definiert.
Die meisten Menschen sind monogam, bzw., um es vielleicht etwas spezifischer auszudrücken: Die meisten Menschen wünschen sich vom Partner sexuelle Exklusivität. Man sollte gerade hier in dieser Joyclub-Blase nicht davon ausgehen, dass offene Beziehungen, Polyamorie oder Promiskuität in Beziehungen die Norm sind und das alle ganz toll finden.
Meine Erfahrung ist die, dass die sexuell exklusive Beziehung immer noch die Norm darstellt, dass es das ist, wovon zunächst ausgegangen wird, geht man eine Beziehung ein, und dass Beziehungsformen, die davon abweichen, spezifisch angesprochen werden. Also normalerweise ist es eher nicht so, dass man zusammenkommt und explizit über sexuelle Exklusivität spricht und diese ausmacht, sondern eher umgekehrt, dass man, wenn man das nicht möchte, das extra anspricht, weil man schon sehr genau weiß, dass die sexuelle Exklusivität in einer Beziehung im allgemeinen der Standard ist.
Natürlich sind Liebe und Monogamie nicht dasselbe. Ich würde aber sagen, dass für monogame Menschen die Monogamie zu ihrer Liebesbeziehung gehört, vielleicht für viele auch zu ihrer "Art" zu lieben.
Meines Erachtens bedeutet Liebe im Kern folgendes:
Die Werte und Tugenden, die man selbst im Leben hoch hält, bewundert, und nach denen man strebt, sind im Gegenüber im höchsten Maße vereint, weswegen man sich überhaupt so stark zu ihm hingezogen fühlt. Man verspürt einen immensen Quell der Freude allein durch die Existenz dieser Person. Man möchte sie um sich haben, sein Leben mit ihr teilen. Und Liebe bedeutet hier für mich auch und vor allem: Ich bin dieser Person wohlgesonnen. Ich will ihr Bestes. Ich möchte, dass sie glücklich ist.
Ein Betrug hieße für mich in diesem Zusammenhang, dass ein Mensch nicht nur kein Interesse an meinem Glück und meinem Wohlbefinden hat, sondern mich auch über seine Werte verraten hat. Er kann sein leben nur leben, indem er auf meine Blindheit setzt, meine Ahnungslosigkeit ausnutzt. Er braucht diese Eigenschaften an mir und muss sie nähren, sonst könnte er nicht tun, was er tut.
Dies ist per se kein Akt der Liebe. Ich denke schon, dass man jemanden lieben und dennoch fremdgehen kann, aber das Fremdgehen selbst, der Betrug, ist KEINE Liebe. Er ist eine verdammte Respektlosigkeit und darf auch ruhig als solche behandelt werden.
Manche Menschen können das verzeihen. Manche Menschen nicht. Das bleibt ihnen überlassen. Ich bin noch nie fremdgegangen, wurde aber schon betrogen. Ich bin ein Mensch, der keinen großen Wert auf sexuelle Exklusivität legt, aber auf andere Formen der "Treue", wie dem Partner Priorität einräumen, zu ihm zu stehen, sich an Abmachungen halten, das Wohlbefinden des Partners berücksichtigen und nichts tun, was man in jedem Fall verheimlichen müsste, weil man weiß, dass es die Beziehung aufs Spiel setzen würde, weil es empfindlich gegen die Werte des Partners verstößt, die eigentlich gemeinsame Werte sein sollten.
Ich blicke nicht pauschal angewidert auf Fremdgeher herab, ich halte das für einen weit verbreiteten, menschlichen Makel. Nichts desto trotz bleibt es ein Makel, etwas, zu dem niemand gezwungen wird, sondern das jemand aus freien Stücken tut, sich wohl bewusst, was er da tut und zu welchen Konsequenzen das führen kann.
Wer, wie der TE, der meinung ist, Fremdgehen sei das Normalste der Welt für einen Mann und als Frau müsse man halt damit rechnen, dass der eigene Mann das tut, der stellt schon verdammt niedrige Ansprüche an sich selbst (sich SELBST! Nicht die Männerwelt, das hier ist reine Projektion, "Machen doch alle, oder nicht?") und ich weiß, dass ich mich in meiner eigenen Haut nicht wohlfühlen würde, würde ich so wenig von mir selbst halten.
Nein, man gehört natürlich niemandem. Nein, niemand hat Anspruch auf den eigenen Körper und die eigene Sexualität. Nein, niemand kann einem freiheiten "zugestehen" oder sie einschränken, man entscheidet selbst über sein Leben.
Genau das macht sexuelle Treue oder Fremdgehen eben zu einer freiwilligen, bewussten Entscheidung und JA: Selbstverständlich kann, darf und sollte man so etwas für sich selbst moralisch bewerten.
Wer fremdgeht, ist nicht automatisch das wandelnde Böse auf dieser Welt. Wer glaubt, es sei normal im Sinne von okay, sodass man es nicht moralisch bewerten und einem auch nicht als Charakterfehler auslegen dürfe, dessen Konsequenz für manche Menschen es sein wird, einen solchen Menschen zum Teufel zu jagen, ist meines Erachtens moralisch in einer Art verkommen, mit der ich persönlich nichts zu tun haben möchte. Ich kann Fehler - je nach Fehler - durchaus verzeihen, aber ich fange nicht an, mit meinem Partner darüber zu diskutieren, ob es überhaupt ein Fehler war, wenn es um Dinge wie Irreführen, Täuschen und Hintergehen geht.