Nachdem ich die Überschrift gelesen hatte, kamen mir direkt folgende Gedanken:
„Viele sollten sich wirklich mal selbst daten, so lernen sie ihren Scheiß Charakter kennen“ oder „Viele Menschen würden sich erschrecken, wenn sie statt ihres Gesichts, ihren Charakter im Spiegel sehen würden“.
Wenn ich mir die vielen Kindergarten - und das Egogeplänkel in den verschiedenen Forenbeiträgen anschaue, scheinen mir meine Gedanken gar nicht so abwegig zu sein.
Aber, es kostet jedoch auch etwas Mut sich selbst gegenüberzustehen und sich selbst zu erkennen. Man braucht jedoch auch nicht wirklich darüber nachdenken, dass dazu nicht wirklich viele bereit sind. Kann ja auch ganz schön schmerzhaft sein, zu erkennen, dass man vielleicht ein Arsch ist.
Bei mir ist es in der Tat nicht so, dass ich niemanden finde, der mit mir auf ein Date gehen möchte, jedoch will ich nicht einfach mit irgendjemandem ausgehen. Das sollte dann schon etwas Besonderes sein. Das größte „Problem“, wenn ich das so nennen kann ist, dass ich eigentlich relativ glücklich bin, mein eigenes Ding machen zu können als Mensch. Ich muss nicht unbedingt in einer Beziehung sein, um glücklich zu sein, weil ich mir selbst genüge.
Natürlich wünschen sich viele, dass jemand in ihrem Leben tritt und ihnen zeigt, dass Liebe etwas Wunderschönes ist, jemand der das eigne Leben positiv auf den Kopf stellt. Und genau das ist oft das Problem vieler, sie lechzen genau diesem Idealbild hinterher.
Ich weiß, dass Liebe etwas Wunderschönes ist und auch dass es wunderschön ist, wenn ein Mensch mein eigenes Leben positiv auf den Kopf stellt. Dafür brauche ich aber weder einen Ratgeber noch sonstige Tools. Jedoch bin ich mit dem wie es gerade läuft einfach zufrieden und weniger als das würde ich akzeptieren, nur um mit jemandem zusammen zu sein.
Zum Glück habe ich einen ganz guten „Riecher“ dafür entwickelt, um nicht mehr auf Menschen, die mehr Schein als Sein sind, hereinzufallen. Mache sie rechtzeitig ausfindig und entferne mich bewusst von ihnen. Kann den Unterschied im Blick eines Menschen relativ gut einordnen, ob z.B. er gerade nur scharf auf meinen Körper ist oder eine tiefere Bindung eingehen möchte. Zudem merke ich schon sehr früh, ob mich jemand wertschätzt oder mich jetzt nur bei sich haben will aus bestimmten Vorteilen für ihn. Und weil ich weiß, was ich wert bin, weiß ich auch schon lange, dass mich das oberflächliche nicht beeindruckt, aber Vertrauen, Sicherheit, Zukunftspläne und Authentizität tun es.
Und genau deshalb date ich mich selbst, mir selbst guttun werde und meine Zeit nicht verschwenden werde, dass irgendwer in mein Leben tritt. Die Menschen, die ich im tiefen Inneren an meiner Seite zu schätzen weiß, auch wenn ich sie nicht alle paar Tage sehe, sind und bleiben auch an meiner Seite, vor allem meinetwegen.
Lange Abende zu Hause bei einem guten Film, Buch oder guter Musik genieße ich, schlendere über den Markt und sehe mir alles in Ruhe an, rieche an frischen Früchten und plane mein Abendessen, das meine Sinne berühren wird.
Ich liebe es, die Musik in meiner Wohnung so laut aufzudrehen wie ich will, halbnackt tanzend mache ich mir eine Schüssel Cornflakes - lächelnd, weil ich einfach glücklich bin.
Ich brauche diesen ganzen Materialismus nicht und verkehre mit solchem Menschenschlag nicht. Mir reicht es z.B. vollkommen aus, wenn ich mit einem liebgewonnenen Menschen lachend gemeinsam in der Küche koche, um dann beim Italiener zu bestellen….
Die Wahrheit ist, ich mag meine Wohnung und meine eigene kleine Welt. Die Erkenntnis, dass es einen großen Unterschied zwischen alleine und einsam gibt, schreckt mich nicht mehr ab, sondern lässt mich völlig entspannt werden. Ich fühle mich weder alleine noch einsam. Habe sehr gute Freunde, eine Familie, die mich immer wieder mit ihrer Liebe und Nähe unterstützen und einen guten Job. Aber am wichtigsten, ich liebe mich selbst auch.
Bin weder egozentrisch noch selbstbezogen, aber ich pflege eine gesunde Liebe zu mir selbst. Denn wenn wir uns nicht in uns selbst verlieben können - wie können wir das dann von jemand anderem erwarten? Zumindest so meine Einstellung und Meinung. In den Momenten, in denen ich für mich selbst war und bin, lernte ich mich selbst am meisten kennen. In all meinen ruhigen und langen Tagen / Nächten habe ich herausgefunden, wer ich bin und wie mein Leben auszusehen haben sollte, wenn ich glücklich darin sein will. Das Wissen darüber, wie ich meine Zeit am liebsten verbringen will und welche Lebensmittel ich z.B. am liebsten esse, hat einen enormen Vorteil auf dem Weg, mit sich selbst im Reinen zu sein. Ich weiß, woran ich glaube und weiß, auf welche Art von Liebe ich im Leben hoffe zu erhalten. Und am wichtigsten, ich weiß was für ein Mensch ich bin, somit weiß ich auch ganz genau welche Art Menschen für mich am besten sind. Ich bin daher zufrieden mit meinem Leben, weil ich nicht irgendwelche Menschen an meiner Seite wissen will.
Ich komme gut damit klar, mich selbst auf Dates mitzunehmen, denn es gibt keine wirkliche Einsamkeit. Es gibt nur den Frieden mit sich selbst und im Einklang mit seinem Leben zu sein.
So trostlos wie das zunächst allerdings klingen mag, so lehrreich und befreiend kann ein Solo-Date sein. Es ist eine Möglichkeit, sich selbst nochmal ganz anders kennenzulernen. Was gefällt mir und was unternehme ich eigentlich am liebsten? Das kann im „normalen“ Dating von unglaublichem Wert sein. Mit sich selbst alleine zu sein, bietet die Möglichkeit sich viel freier und losgelöster von gesellschaftlichen Normen zu bewegen, weil da im besten Fall niemand ist, der einen be - oder verurteilt.
Daher sicher, ich date mich täglich selbst.