Schattige Phantasien?
Eigentlich alle meiner weiblichen Freunde, mit denen ich über die Jahrzehnte darüber gesprochen habe, berichteten von einer großen Verunsicherung im Einordnen ihrer mehr düsteren sexuellen Phantasien.Die Lust an Gedanken von Zwang, Unterwerfung und des sexuellen "Benutzen lassen seines willenlosen Körpers", war etwas, was so krass gegen die allgemeine Frauenpower seit den 80/90ern stand, dass sie was krankhaftes vermuteten.
Heute stellt man mit einem Blick ins Internet (JC) fest, dass man damit nicht alleine ist, aber damals? Lexikon? Viel Glück!
Mich hat das nie so verwundert weil mich das immer an ein typisches Element unserer kulturellen Erzählungen über die Geschlechterverhältnisse erinnert (Märchen bis Hollywood). Die immer gleiche Heldenstory:
Die Frau als das sexy hilflose Opfer muss gerettet werden.
Hilflos dem Bösen ausgeliefert, entfacht sie mit ihrer Attraktivität, derart starkes Begehren im Helden, dass er sich für sie in den wahrscheinlichen Tod stürzt.
Weil oft die einzige weibliche Identifikationsfigur in der fraglichen Erzählung, war es eigentlich naheliegend, dass eine heranwachsende Libido sich an den angebotenen Bildern orientieren muss.
Die ansonsten mit zu viel Verantwortung belastete weibliche Sexualität hat als "Opfer" die Chance ihrer Lust zu frönen weil sie durch die Ketten ja fremdbestimmt ist. Niemand kann ihr die geöffneten Beine vorwerfen wenn sie doch derart gefesselt wurde.
Keine Verantwortung heißt, kein Slutshaming für die Lust.
Es erscheint mir nicht abwegig, dass sich eine ansonsten tabuisierte Lust im verantwortungsfreien Raum der virtuellen Gefangenschaft austobt. Weibliche sexuelle Zwang- und Objektivierungsphantasien, werden ja dem ausgehungerten Gehirn geradezu ständig als "kulturverträglicher" Ausweg angeboten.
- Wie empfindet ihr diese ewige Opferrolle?
• Habt ihr euch auch mal über solche Phantasien erschreckt/gewundert/gesorgt?
• Wie erklärt ihr solche Phantasien für euch?
PS: Solche Geschichten wirken auch auf mich als Mann.
In meiner Phantasie bin ich natürlich eher der blutende Held der den Drachen besiegt, würde aber nie im Leben einem echten begegnen wollen.
Ich finde, solche Phantasien sprechen weder gegen gesellschaftliche Gleichberechtigungstendenzen, noch für biologistische Urmenschargumente. Eher für den Bedarf von "noch" mehr sexueller Emanzipation.