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Das wäre gewiss wünschenswert, wenn da die Gehirn- und Verhaltensforschung nicht schon so fortgeschritten wäre, und durch Empirie zweifelsfrei immer wieder aufs neue nachweisen würde, das die Autonomie bei Entscheidungen bei uns allen (!) In Frage gestellt werden muss. Ich muss akzeptieren, das mein Bewusstsein eben nicht immer Herr im Hause ist, sondern das auch Unterbewusstsein und Hormone Ein gehöriges Wörtchen mitzureden haben.
Ja das es sogar schon nachgewiesen ist das Entscheidungen im Unterbewusstsein gefällt werden und im Nachhinein (!!!) arbeitet das Bewusstsein an einer Legitimation dieser Entscheidung.
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Ich habe mal in Deinem Post unterstrichen, worauf es mir ankommt.
Ja, wir werden wohl von mehr "Dingen" beeinflusst, als wir uns üblicherweise vorstellen.
Ja, dass Unterbewusstsein spielt vermutlich auch öfter "mit", als es uns auffällt.
Aber:
Wir werden nicht wie ein Computer
ausschließlich von den genannten "Dingen" gesteuert.
Uns bleibt an verschiedenen Stellen immer noch die Möglichkeit, da einzugreifen, zu wählen.
Vermutlich weniger als gedacht, aber es gibt sie. Wir sollten dies nutzen und uns nicht hinter irgend einer scheinbar unabänderlichen Zwangsläufigkeit verstecken.
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Von daher bin ich tatsächlich stark dafür mit mehr Güte an die menschliche Interaktionen zu gehen. Eben nicht immer davon auszugehen, das alles so reflektiert durchdacht ist. Und das dieses genauso zum Menschsein dazugehört wie das reflektierte Handeln.
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Hier solle man aber auch nicht ausblenden, dass in manchen Fällen durch den Partner (und ggf. andere Menschen) schon genügend "Input" geliefert wurde, dass Anlass zum Nachdenken, zum Verarbeiten oder zum Nachfragen sein sollte. Dass sich das dann immer noch Schwierigkeiten bereiten kann oder schlicht nicht angenommen wird, will ich ja gar nicht bestreiten.
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Ich nehme deutlich wahr, das es eine Zunahme an passiv-agressiven Verhaltensmustern gibt. "Du musst dies und das, sonst bin ich unglücklich'".
Ich gehe aber auch davon aus, das es so gewollt ist. Mit Ausnahme von Traumata in der Beziehung, die von Außerhalb kommen, stimme ich Schnarch zu: In aller Regel haben wir genau den Partner, den wir uns gewünscht haben.
Die Wahrscheinlichkeit, das du mit einem anderen Partner deiner Wahl ähnliches erlebt hättest, ist sehr hoch.
Dass sich manches wiederholt (auch der Ablauf mancher Beziehungen) und dass wir manche Entwicklungsschritte unabhängig von der aktuell gewählten Beziehung durchmachen müssen, deckt sich durchaus mit meinen bisherigen Erfahrungen.
Dass wir aber (in der Regel) genau den Partner haben, den wir uns gewünscht haben, würde ich aus verschiedenen Gründen ein kleines Stück in Frage stellen:
1. Der Aufbau einer Beziehung wird nicht nur von uns entschieden, sondern auch mit vom gegenüber.
2. Bei manchen Beziehung bekomme ich das Gefühl nicht los, dass da eher versucht wird, Einsamkeit zu vermeiden, bestimmte "Vorteile" mitzunehmen, das Gegenüber als "ausreichend" anzusehen usw.
3. Wie spontan oder nicht wir mit dem Aufbau einer Beziehungen sind, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich - und das wirkt sich meiner Meinung nach auch aus.
Zitat von *********hmidt:
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Die schlechte Nachricht, die sich daraus ergibt, lautet: Beziehungen enden niemals...! Zumindest nicht, so lange wir leben und unsere Psyche intakt ist...
Selbst wenn wir einander nie wieder begegnen und nie wieder miteinander kommunizieren, ist es doch unmöglich, nie wieder (!) aneinander zu denken...
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Wenn dies im Miteinander mehr berücksichtigt werden würde, könnte sich dies vielleicht auch auf so manches Miteinander auswirken. Dass Menschen eventuell einen Teil von sich selbst wegwerfen, wenn sie dies mit einer Beziehung tun, fällt oft entweder erst spät - oder gar nicht auf.
Ich habe daraus für mich ein paar Schlussfolgerungen gezogen:
• Wenn ich merke, dass eine Beziehung nicht mehr läuft, sie für die Beteiligten nicht mehr gut tut, dann habe ich mir auch in der Vergangenheit sehr oft viel Zeit gelassen und gegeben, darüber nachzudenken, ob diese Beziehung besser beendet werden sollte - und wie. (Wie wird es für das Gegenüber am Besten zu verstehen, zu verarbeiten, ...)
• Selbst für das Beenden der Beziehung war mir wichtig, dass auch das Gegenüber schon vorher merkt, dass das Miteinander nicht mehr läuft. Eine Beendigung aus heiterem Himmel in einen scheinbar guten Miteinander habe ich grundsätzlich vermieden.
• Ich habe mit der Beendigung der Beziehung nie gewartet, bis Keramik-UFOs und dergleichen sich durch die Wohnung bewegt haben. Tiernamen waren auch nie meine Favoriten. Soweit wollte ich das Miteinander nicht leiden sehen.
(Fehlerfrei bin ich deshalb trotzdem nicht und werde ich deshalb trotzdem nicht sein.)
Zitat von *********hmidt:
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Viel lieber ist es mir selbst, mit Mitgefühl und Wohlwollen auf die Menschen zu schauen. Insbesondere auf jene, die in meiner Lebensgeschichte oder meinem persönlichen Entwicklungsprozess eine wichtige Rolle einnahmen... Nicht, weil mich das zu einem besseren oder erleuchteteren Menschen machen würde... Sondern, weil es sich schöner anfühlt in meinem Körper, wenn ich diese Art von Haltung einnehmen kann...
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Genau deswegen war es mir immer wichtig, mit der Trennung nicht zu warten, bis es richtig "schmutzig" wurde.
Zitat von *********hmidt:
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Wenn beide das, was passiert, nicht als "Trennung", sondern als "Transformation" verstehen, öffnet sich ein Gestaltungsraum, den viele von uns bislang noch gar nicht für möglich halten...
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Hier bekomme ich allerdings das Gefühl nicht los, dass es die Minderheit ist, die diesen Schritt schafft.