Auch offene Beziehungen folgen Regeln.
Eine offene Beziehung ist nicht gleich die andere offene Beziehung.
Wie bei jeder Art der Beziehung ist auch diese von den Beziehungspartnern abhängig, kann ganz eigene Regeln und eigene Grenzen besitzen.
Die Punkte "Bequemlichkeit und Unvermögen" würde ich eher auf Beziehungen anwenden, die so gar keine Verbindlichkeiten wünscht. Also eine Beziehung, die unfassbar lose ist, quasi eine "Beziehung light", bei der man eben diese Regeln und Grenzen gar nicht definieren möchte, wo man auch schnell und unkompliziert aus der Beziehung wieder aussteigen können möchte.
Meiner Erfahrung nach bedingt eine offene, bzw. sogar eine poly Beziehung nicht weniger, sondern mehr Absprachen als eine monogame Beziehungsform.
Das rührt daher, dass eben jenes Gefühl der Beliebigkeit und Austauschbarkeit vermieden werden sollte. Offene Beziehungen brauchen klare Gespräche, klare Absprachen und klare Zugeständnisse, damit keine Person sich in ihr schlecht fühlt.
Von Eifersucht möchte ich gar nicht anfangen. Das ist ein ganz eigenes Thema.
Auch ohne Eifersucht kann es passieren, dass ein Partner sich schlicht leicht ersetzbar und nicht wahrgenommen fühlt.
Wenn etwas offen wird, oder man sogar offen in eine Beziehung startet, ist mir stets wichtig, dass meine Partnerin sich nicht beliebig behandelt vorkommt und nicht daran zweifeln muss, dass wir eine Beziehung haben und sie mir wichtig ist. Das Gefühl von Unwichtigkeit und mangelnder Aufmerksamkeit gilt es zu vermeiden. Um das zu erreichen gehört klare "Us-Time" dazu. Zeit, die wir für uns beansprichen, Rituale, die wir gemeinsam pflegen. Eben jene Geständnisse der Zusammengehörigkeit. Das brauche ich im Umkehrschluss ebenfalls.
Ich gehe nicht davon aus, dass ein Mensch dem anderen bis an sein Lebensende alle Bedürfnisse befriedigen kann. Das wäre vermessen anzunehmen. Heute gehe ich davon aus, dass es durchaus passieren kann, dass ich mit einem Menschen zusammenkomme und schon zu Anfang ist klar, dass ich nicht alle Kinks teile, oder sie nicht alle meine Kinks teilt. Es hat dann nichts "bequemes" und auch nichts von "Unvermögen", wenn man im Angesicht dieses Fakts sagt, dass einem dieser Mensch noch immer wichtig genug ist um mit ihm oder ihr eine Beziehung zu führen, man selbst, bzw. der Partner, aber auch auf bestimmte Vorlieben nicht verzichten solle. Und zack: Die Beziehung ist offen. Mit klaren Absprachen.
Wenn Menschen Liebe und Sex trennen können, die Aufmerksamkeit für den Partner nicht verloren geht, dann ist auch eine Offenheit bei allen Dingen, nicht nur bei Kinks, die man nicht teilt, völlig okay und möglich.
Wichtig ist stets, dass das Paar-Sein noch immer funktioniert.
Solange das gegeben ist: Vögel halt mit wem du willst. Mach es nur nicht heimlich. Betrug gibt es auch in der offenen Beziehung. Dieser tritt immer dann auf, wenn sich Lügen, Unwahrheiten und Heimlichtuerei einschleicht.