Lieber TE, mich würde interessieren warum du dir jetzt genau darüber Gedanken machst? Kennst du jemanden, wo du denkst dass du ihm/ihr helfen musst?
Ich, als mollige/betreffende Person kann dir sagen, dass ich weiß dass ich Übergewichtig bin. Natürlich bin ich auch in einigen Sachen eingeschränkt dadurch und habe auch Erkrankungen, die darauf eventuell zurückzuführen sind. Dennoch ist es eben nicht einfach mal eben einen molligen Menschen umzupolen und schlank zu werden. Es gibt ja auch unterschiedliche Auslöser, warum man so zugelegt hat (Krankheit, Medikamente, Frust, psychische Probleme, kein Geld/keine Zeit für gesundes Essen und dessen Zubereitung...usw.)
Ich bin mein ganzes Leben lang gemoppt worden deswegen und manchmal war ich auch in früheren Jahren hart an der Grenze mir etwas anzutun. Und das nur, weil die Gesellschaft eine "schlanke Norm" vorgibt und mollige/dralle/dicke als Außenseiter/nicht Gesellschaftszugehörige angesehen werden. Keiner kann sich vorstellen, was ich alles versucht habe um abzunehmen und mich der Gesellschaft mehr anzupassen (diverse Diäten, Sport, Essensumstellungen, ja sogar 14 Tage gar nichts Essen unter ärztlicher Aufsicht, Tabletten, Akupunktur....uvm.). Es war ein reiner Kampf, der mindestens mein halbes bisheriges Leben in Anspruch genommen hat. Irgendwann ist man müde und kann nicht mehr. Zumal ich das Gewicht natürlich immer fast schneller wieder drauf bekommen habe, als ich es verloren hatte. Bin Frustesserin. Immer wenn ich früher Probleme hatte, dann habe ich unterbewusst versucht die wegzuessen. Dann kamen immer wieder Mobbingattacken, die zu immer mehr Essen führten (ein Teufelskreis). Selbst wenn man Walken/schwimmen...gemacht hat um dagegen etwas zu tun, bekam man nicht von den Leuten zu hören: toll das die Frau/das Mädchen etwas gegen das Gewicht macht, Hut ab... NEIN, es kamen Sachen wie: Boa, schau dir an, wie die Wampe wackelt, wenn sie schneller geht. Ein Wasserfall ist ja nichts gegen das Schwitzen von der da. Also ich würde mich so nicht raustrauen...und das waren noch die harmlosesten Bemerkungen.
Man wird Stück für Stück psychisch zerstört und keiner, der nicht das gleiche wegen Gewicht erlebt hat, kann sich auch nur ansatzweise vorstellen wie das ist. Dieser Spießrutenlauf, sobald man die eigenen vier Wände verlässt. Es ist die reine Hölle und noch schlimmer. Mir hätte es schon gut getan, wenn Leute einfach die Fresse gehalten hätten, statt über mich herzuziehen und noch viel besser wäre eine Anerkennung (für sportliche Betätigung z.B.) gewesen. Das hätte mir bestimmt geholfen, also es zumindest nicht schlimmer gemacht.
Erst als ich festgestellt habe, dass es auch Leute gibt, die gerne mollige Menschen mögen, legte es in meinem Kopf einen Schalter um. Ich bekam auf einmal Komplimente, wurde nicht nur als fettes Weib (um es mal so krass, wie ich schon betitelt worden bin, auszudrücken), sondern auch als eine Frau angesehen. In meinem Kopf änderte sich die Sicht über mich selbst. Ich fing an mich selbst zu akzeptieren, wie ich bin und kämpfte (für die Gesellschaft) nicht mehr dagegen an, sondern genieße seitdem mein Leben, so wie es sein sollte. Ich liebe mich noch immer nicht, aber ich bin mit mir trotzdem im Reinen! Ich habe keinen Stress mehr und abfällige Bemerkungen prallen jetzt fast alle an mir ab. Es ist mir mittlerweile egal was andere über mich denken. Sie müssen mich ja nicht anschauen, mit mir etwas machen oder mich gar berühren. Und ich bedauere die Leute, die ihre begrenzte Zeit des Lebens damit vergeuden andere zu mobben, als das sie sich um sich selbst kümmern. Denke einfach jeder hat genug mit sich selbst zu tun. Doch was ich auch gelernt habe, dass einige Menschen nicht gerne auf sich selbst schauen, weil es sie verletzten könnte. Also verletzten sie lieber andere Menschen, damit sie von sich ablenken können. Bedauernswerte Geschöpfe! Für mich persönlich habe ich entschieden, dass es gut ist eine "Außenseiterin der Gesellschaft" zu sein. Ich, für meinen Teil, möchte gar nicht wie alle anderen sein und in der Masse verschwinden
Ich bin wie ich bin und lasse mich nicht von anderen ändern. Das habe ich schon viel zu lange zugelassen und damit viel zu viel Zeit vergeudet.
Bin so froh dass ich die Kraft hatte und etwas in mir passiert ist, das mir die Augen geöffnet worden sind. Andere haben leider nicht so viel Glück und Kraft, nehmen sich vielleicht sogar deswegen das Leben...
Und mal ganz ehrlich, auch schlanke Leute sind nicht immer gesund, können Krankheiten bekommen, die auch mollige Personen bekommen können, sterben vielleicht sogar früher als dicke Leute... und das eventuell auch noch, obwohl sie ihr ganzes Leben lang gesund gelebt und immer Sport gemacht haben, statt einfach zu leben. Ist eigentlich genau das Gegenteil von mir und auch nicht unbedingt besser. Denke ein gesunder Mittelweg ist am besten. Nicht zu dick, nicht zu dünn, aber dafür leben! Man hat nur ein Leben (außer man glaubt an Wiedergeburt und sowas. Und selbst wenn, woher will man wissen, dass man im nächsten Leben noch weiß, dass dick sein nicht gut ist
).
So, lieber TE, vielleicht hilft dir der kurze Einblick in das Leben einer molligen Person. Ich rate dir, nicht ständig auf das Gewicht von anderen anzusprechen, denn meistens entfernen sich diese Menschen irgendwann immer mehr von dir, weil es sie verletzt/sie nervt/weil du sie (in deren Augen) nur auf das Gewicht reduzierst... Ich würde mich auch zurückziehen und wenn du Pech hast, bewirkst du damit genau das Gegenteil von dem, was du eigentlich erreichen möchtest.
Empfehlung von mir und was ich mir gewünscht hätte als Stütze/Hilfe früher:
• ab und zu Komplimente machen (über Klamotten, geschminkt sein (bei Frauen), wie schön es ist, das die Person heute mal viel lacht, das Lächeln, über die Art (witzig...), Hilfsbereitschaft anderen gegenüber, ...)
• Vielleicht zum Essen einladen oder zusammen kochen (Salat, fettarmes Hähnchenfleisch...)
• Ob man mal zusammen schwimmen (oder was auch immer) zusammen machen möchte. (dann wäre außerhalb, wo man euch nicht kennt, ganz gut) Mir hat die fremde Umgebung mit lieben Personen immer geholfen, weil man sich sagen konnte, dass man die eh nie wieder sieht und es dann nicht so schlimm ist, wenn doofe Bemerkungen oder/und Blicke kommen.
...
Also all diese Dinge, die nicht direkt darauf abzielen, sondern eher von hinten herum den „Schalter“ umlegen sollen.
Und wenn die Person das nicht will, weil sie sich in dem Körper so wohl fühlt, dann ist das zu akzeptieren und tolerieren! Glaube nicht das schon mal jemand bei dir versucht hat, dass du zunehmen sollst, weil du der Person zu dünn warst, oder?
Du kannst am besten einer solchen lieben Person helfen, indem du für sie da bist und sie so akzeptierst wie sie ist, höchstens etwas Unterstützung in der Form, wie ich es oben beschrieben habe, gibst.
MEINE MEINUNG!