„Guten Morgen.
Sehr aufmerksam verfolgen ich nun dieses Thema, weil ich auch mal vor dieser Entscheidung stand, wenn auch damals nur innerhalb zweier deutscher Staaten und ich persönlich Leute kenne die weggezogen sind.
Für mich stellte und stellt sich immer zuerst die Frage, warum auswandern? Was ist an Deutschland so schlecht, hier nicht leben zu können, glücklich zu sein/ werden?!
Ich zähle mal auf, was mich bewegt hierzubleiben.
• Familie
• soziale Sicherheit
• Gesundheitssystem
• Sprache
• die Geografie ( Landschaft, Städte,Dörfer)
• Klima
• recht gutes Umweltbewusstsein
• eine für mich ausreichende Freiheit
• seit fast 80 Jahren relativ ruhig, was Krieg betrifft.
Wenn ich mir nun andere Länder ansehe, schneiden sie in fast allen Punkten schlechter bei mir ab. Natürlich gibt es in Deutschland auch viele Baustellen, was echt verbesserungswürdig wäre, aber alles Gute ist nie beisammen und was ich toll finde, kann für andere ein NoGo sein.
Was ich bisher beobachten konnte, sind 4Lager. Die Einen ziehen der Arbeit oder Liebe wegen aus Deutschland weg. Die Anderen erfüllen sich ihren Lebenstraum und wählen ihren Altersruhesitz woanders, dann gibt es da noch die Nomaden, welche immer unterwegs sein müssen und ein großer Teil läuft einfach vor sich selber weg, aus welchen Gründen auch immer.
Arbeiten, um zu leben, muss ich überall auf der Welt. Selbstverantwortung kann ich auch hier übernehmen, wenn ich möchte. Mir ist es in ganz Deutschland noch nicht passiert, dass ich mit den Menschen nicht klargekommen bin, gut, ich gehöre auch der freundlichen Fraktion an und gehe auf die Leute drauf zu. Egal wo ich bereits war ( urlaunsmässig in Deutschland), habe ich nette, höfliche, hilfsbereite Menschen kennengelernt. Natürlich gibt es auch die andere Fraktion, aber das ist nicht abhängig vom Bundesland, sondern vom Charakter, was übrigens auch außerhalb unserer Grenzen gilt.
Mich stört immer ein wenig, wie schlecht Deutschland geredet und gemacht wird. Warum tun die Leute dann nicht mehr dafür, damit es besser wird, anstatt sich nur zu beklagen oder auszuwandern? Weil es nicht einfach ist? Weil man als Rentner, mit guter deutscher Rente super im Ausland leben kann? Ok, wer kein Heimatgefühl hat, dem ist der Wohnort sowieso egal ( nicht negativ gemeint).
Mir geht es sehr gut in Deutschland. Ich mache zwar gerne mal woanders Urlaub, wüsste aber kein Land, wo ich mich wohler fühlen würde, auch wenn ich so einiges nicht schön finde z.B. das sinkende Bildungsniveau, die Alterspyramide ( welche keine mehr ist), die schlechtere Kinderbetreuung, im Gegensatz zu DDR Zeiten, ungerechte und ungleiche Bezahlung uva. Aber trotzdem lebt es sich hier für mich noch 10 mal besser als anderswo auf der Welt.
Übrigens, es ist leicht alle Brücken hinter sich abzubrechen, wenn ich alleine bin, dann trage ich auch nur die Verantwortung für mich und das ist ziemlich einfach. Sind andere Menschen mit involviert, Kinder, Partner, Eltern, sieht die ganze Sache schon etwas anders aus und dann überlegt man es sich 5 mal, ob es in einem anderen Land soviel besser ist. Arbeit, Kinderbetreuung, Pflege usw.
Wenn du dich so wohlfühlst, ist das doch schön. Nur solltest du anderen auch zugestehen, dass sie eben einige Dinge anders sehen. Aber dann fehlt dann eben wieder der Blick über den Tellerrand, die Weltoffenheit und Toleranz Menschen gegenüber, die anders als die Masse leben möchten. Oder wie soll man das verstehen, dass manche "immer unterwegs sein müssen und vor selbst weglaufen?" Das ist einfach eine Behauptung von dir, du weißt nicht, warum sie das machen. Geht dich aber auch nichts an. Und genau das ist eines der Dinge, was mich in diesem Land stört. Wenn jemand aus der Reihe tanzt und es wagt, anders zu leben wollen, dann wird er misstrauisch beäugt, es werden Vermutungen angestellt (außer in Berlin, da gibt es diesbezüglich mehr Toleranz). Das habe ich tatsächlich in anderen Ländern so nicht erlebt.
Ansonsten merkt man anhand einiger Gedanken in deinem Beitrag, dass du noch nicht länger in einem anderen Land gelebt hast. Die Erfahrungen, die man da macht, kann man so anderweitig nicht machen. Wenn man gewisse Erfahrungen gemacht hat, ändert man vielleicht sogar manchmal seinen Blickwinkel.
Was das verbessern angeht: Mir fehlt hierzulande z. B. Freiheit/Freiraum ... eine persönliche Sache. Ich glaube kaum, dass die Gesellschaft da irgendwas verbessern kann.
Und nein, es ist überhaupt nicht leicht, alle Brücken hinter sich abzubrechen, wenn man alleine ist. Wieder eine Pauschalisierung.